Während alle Welt über das iCar spekuliert, rückt Apples nächster großer Launch fast in den Hintergrund. Dabei könnte die nächste Goldader unmittelbar vor der Erschließung stehen: mit der goldenen Apple Watch. Erlöse von 5 Milliarden Dollar erscheinen mit der Luxusuhr möglich – pro Quartal!
Der Countdown tickt: Nur noch zwei Monate bis zur Apple Watch! Die Erwartungen sind trotz des jüngsten Dämpfers – zahlreiche Health-Features wurden gestrichen – turmhoch. Enorme 26,3 Millionen verkaufte Einheiten sagt etwa JP Morgan Analyst Rod Hall voraus – und das nur bis zum Jahresende!
Ein pro Quartal ansteigendes Absatzwachstum und ein starkes Weihnachtsquartal vorausgesetzt, erscheinen die Prognosen keinesfalls so abwegig, wie Apples eigene Bestellungen zum Launchtermin nahelegen: mit fünf bis sechs Millionen Exemplaren kalkuliert Tim Cook, wie das Wall Street Journal gestern berichtete.
Kann Apple im ersten Quartal gleich eine Million Luxusuhren absetzen?
Die Hälfte der ausgelieferten Exemplare soll auf die 350 Dollar teure Apple Watch Sport-Edition entfallen, ein Drittel auf die reguläre Apple Watch mit Metallarmband. Den Rest würde dann die hochpreisige Apple Watch Edition ausmachen, deren goldene Ausführung bis zu 5000 Dollar kosten könnte.
Den Rest, also das letzte Sechstel? Entspräche bei sechs Millionen verkauften Apple Watches genau einer Million Einheiten, bei fünf Millionen immer noch 830.000 Luxusuhren. Wenn die Kalkulation aufgeht und sich auch in größeren Volumina fortschreiben lässt, hätte Tim Cook mit der Apple Watch Edition eine Goldader entdeckt, wie Apple-Kenner John Gruber vorrechnet.
Geht Apples Luxus-Wette auf, hätte Tim Cook seinen iPhone-Nachfolger gefunden
Bei sechs Millionen verkauften Exemplaren würde Apple mit seiner Luxus-Uhr enorme fünf Milliarden Dollar einnehmen – im Startquartal! Auf ein Kalenderjahr hochgerechnet, würde der iKonzern bei gleichbleibend hohen Verkäufen mit der Apple Watch Edition enorme 20 Milliarden umsetzen.
Die Morgan Stanley-Schätzungen zugrunde gelegt, wären es sogar 22 Milliarden Dollar – und das bei einer entsprechend hohen Gewinnmarge, die mit dem iPhone vergleichbar wäre. Geht Apples Luxus-Wette auf, müsste Tim Cook nicht mehr auf das iCar als nächstes Perpetuum mobile warten.
Doch die Fragezeichen überwiegen
Allein: Fragezeichen scheinen mehr als berechtigt. 2014 wurden Luxusuhren im Wert von geschätzten 35 Milliarden Dollar abgesetzt – weltweit, von allen großen Playern, um nur einige zu nennen: Rolex, Omega, Patek Philippe, Audemars Piguet, Blancpain, Vacheron Constantin, Cartier oder Jaeger-LeCoultre.
An dieser Stelle trennt sich die Apple-Ökonomie von der realen Welt. Die Luxus-Variante der Apple Watch würde demnach binnen der ersten zwölf Monate so viel absetzen wie die gesamte Schweizer Luxusuhrenindustrie, die mit einem Absatz von 21 Milliarden Franken bekanntlich die bei Weitem größte der Welt ist.
Kann Apple jeden hundersten iPhone-Besitzer zum Kauf der Apple Watch Edition bringen?
Fraglich erscheint zweierlei: Besitzt der Markt für Luxusuhren das Potenzial, sein Umsatzvolumen über Nacht fast zu verdoppeln? Und: Kann Apple jeden Hundertsten der 400 Millionen iPhone-Besitzer dazu mobilisieren, bis zu 5000 Dollar (also das mindestens Fünf- bis Siebenfache des iPhones) für die Apple Watch Edition auszugeben?
Und dann ist da noch die Frage nach den Upgrade-Möglichkeiten: Wie kommt sich die Trägerin der goldenen Apple Watch der ersten Generation 2018 vor, wenn zwar das Gold noch glänzt, aber der Funktionsumfang so rückständig erscheint wie vom ersten iPhone zum iPhone 4? Klar scheint an dieser Stelle: Die Musterrechnung des WSJ wurde vielleicht anhand der Indikationen aus der Zuliefererkette aufgestellt – aber eher ohne die Käufer...