Die Todeszahlen gelten als wichtiger Gradmesser für den Verlauf der Corona-Pandemie und sind derzeit stark rückläufig. Aber: Nicht wenige vermeintlich Genesene klagen über langfristige Beschwerden. Fachleute wie Karl Lauterbach warnen daher vor Leichtsinn. Eine mit Fitbit-Geräten durchgeführte Studie spricht nun ebenfalls für Vorsicht.
Unter anderem durch den Impffortschritt gibt es immer weniger Todesfälle, die auf das Corona-Virus zurückzuführen sind. Mediziner wie Karl Lauterbach mahnen aber schon seit langem, dass es nicht nur darum gehen dürfe, die allerschwersten Verläufe zu vermeiden. Denn wer eine Infektion überlebe, könne langfristige gesundheitliche Schäden davontragen:
(2) Hier wird dringend Forschung gebraucht. Long-Covid betrifft auch viele in der mittleren Altersgruppe. Es ist daher falsch, nur auf Todesfälle und auf Risikogruppen bei der Prävention zu achten. Vermiedene Fälle insgesamt muss das Ziel sein.
— Prof. Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) October 8, 2020
Dass dem so ist, gilt mittlerweile mehr oder weniger als bewiesen. Welche langfristen Folgen nach einer überstandenen Corona-Infektion genau zu befürchten sind, ist allerdings noch nicht abschließend erforscht. Dabei behilflich sein könnten offenbar Fitnesstracker und Smartwartches, wie aus einem im JAMA Network veröffentlichten Paper hervorgeht.
Long COVID: Fitnesstracker könnten bei der Diagnose helfen
Die darin behandelte Studie bezieht sich auf 875 untersuchte Menschen mit den Symptomen einer Atemwegserkrankung – alle von ihnen mit Fitbit-Geräten überwacht. 234 davon waren nachweislich an Corona erkrankt, der Rest von ihnen negativ. In beiden Gruppen kam es zu anhaltender Müdigkeit und erhöhter Herzfrequenz – unter den Corona-Erkrankten allerdings deutlich ausgeprägter. Und zudem über einen viel längeren Zeitraum: Bei ihnen dauerte es im Schnitt 79 Tage bis zu einer Normalisierung, bei den anderen dagegen nur vier Tage.
Die Studie liefert nicht nur ein weiteres Indiz dafür, dass Long COVID ein Grund zur Vorsicht ist. Sondern auch dafür, dass Fitnesstracker und Smartwatches bei der Diagnose helfen könnten. Dieser Meinung ist auch Robert Hirten. Der nicht an der Studie beteiligte Mediziner und Wearables-Experte sagte der New York Times gegenüber: "Wearables bieten uns die Möglichkeiten, Menschen ... über einen langen Zeitraum zu überwachen". Das Ganze erfolge ohne größere Einschränkungen für die Untersuchten und ermögliche eine objektive Einschätzung der langfristigen gesundheitlichen Folgen des Corona-Virus.
Kein Ersatz für einen Corona-Test
Womöglich könnten Smartwatches und Fitnesstracker also doch noch einen Beitrag zur Bekämpfung von Corona leisten. Zu Beginn der Pandemie schien das zunehmend in Wearables integrierte SpO2-Tracking als größter Hoffnungsträger: Ein niedriger Sauerstoffgehalt im Blut könnte auf eine akute Corona-Infektion hinweisen, so die Idee.
Wie sich spätestens seit dem Release der Apple Watch 6 herausgestellt hat, funktioniert die SpO2-Erfassung mit Smartwatches jedoch bei Weitem nicht so zuverlässig wie mit einem Pulsoximeter. Die Washington Post ist sogar zu dem Schluss gekommen, dass das SpO2-Tracking der Apple Watch 6 quasi nutzlos sei. Eine akute Infektion lässt sich weder mit einer Smartwatch noch mit einem Fitnesstracker erkennen. Die Geräte ersetzen keinesfalls einen Corona-Test.