Smartphone-Selbstversuch, Teil 2: Unter der Haube

Gerd's Test
Gerd's Test (© 2014 CURVED )
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Eine Woche nutzte ich gleichzeitig drei verschiedene, neue Smartphones: das iPhone 6, das Lumia 930 und das Moto X. Im zweiten Teil meines Test beschäftige ich mich vor allem mit der Hardware.

Sich ein Smartphone auszuwählen ist ein wenig so, als würde man eine Beziehung eingehen. Geht man nach den äußeren Vorzügen oder achtet man eher auf die inneren Werte? Und will man mit dem neuen Smartphone neue Erfahrungen sammeln oder wählt man lieber etwas, was man kennt? Die Entscheidung für oder gegen ein Gadget ist gar nicht so leicht und lässt sich nicht immer wirklich mit guten Argumenten begründen. Manchmal sind Dinge für die Wahl ausschlaggebend, die wirklich gar nichts mit Features und Möglichkeiten zu tun haben, manchmal ist es nur ein Gefühl. Und das gilt besonders bei einem neuen Smartphone, zumal ich dem Gerät viele Geheimnisse anvertraue. Das sind nicht nur Telefonnummern und Adressen meiner Kontakte. Ich schreibe damit E-Mails, privat wie beruflich, ich kaufe damit ein und überprüfe auch meinen Kontostand.

Im ersten Teil habe ich ja bereits erzählt, was für Geräte ich ausprobieren will. Aber bevor ich über meinen ganz persönlichen Test berichte, erst einmal ein paar Worte dazu, weshalb ich mich gerade für die drei Smartphone-Kontrahenten entschieden habe. Das iPhone war von vornherein gesetzt, da ich schon die Vorgänger genutzt habe. Allerdings hat das Apple-Gadget einen Nachteil: Der Speicher lässt sich nicht per SD-Karte erweitern. Aus diesem Grund wählte ich auch ein Android-Gerät und ein Windows Phone, bei dem der Speicher ebenfalls fest verbaut ist. Außerdem sollten alle Geräte in etwa dieselbe Größe haben. Ganz interessant finde ich, dass von vorne sowohl das Gehäuse des Moto X als auch das des Lumia 930 fast identische Abmessungen wie das iPhone 6 haben, das Display des Apple-Smartphones aber 0,3 Zoll kleiner ist. Das ist sicher nicht die Welt, aber es macht deutlich, wie viel Platz der Homebutton einnimmt.

Ein weiterer Grund für die Auswahl der Smartphones war, dass ich das iPhone 6 mit den Flaggschiffen anderer Hersteller vergleichen wollte – und mir die Geräte auch optisch gefallen sollten. Bei Windows Phone ist die Wahl nicht sonderlich schwer gefallen: Es gibt einfach kaum vernünftige Alternativen zu einem Lumia. Und das Moto X gefiel mir auf den Fotos so gut, dass ich mir fast blind eines bestellt hätte. Leider haben wir in der Redaktion nicht die Version mit Holzrückteil – aber für den Test genügt auch die gummierte Variante.

In einem Kommentar zum ersten Teil schrieb ein Leser, dass ich mich ja eh für ein iPhone entscheiden werde – schließlich nutze ich ja bereits ein Macbook und ein iPad. Und es stimmt, natürlich könnte ich es mir einfach machen und das iPhone nutzen. Aber will ich wirklich für ein bisschen Bequemlichkeit so viel Geld für ein Smartphone ausgeben? Ich bin mir da wirklich nicht so sicher. Darum der Test. Heute gehe ich vor allem auf das Handling mit den drei Geräten ein: Wie fühlt es sich an, wie schnell finde ich mich zurecht?

Eine Frage der Qualität

Klar, jeder tickt bei der Wahl eines neuen Smartphones anders. Mir kommt es vor allem auf Komfort und gute Qualität an. Das ist auch der Grund, weshalb ich mich in den vergangenen Jahren meistens für ein iPhone entschieden habe. Und der hohe Anschaffungspreis relativiert sich schnell, wenn man den Wiederverkaufspreis einbezieht. Es gibt wohl kaum ein anderes Smartphone, dass bei guter Pflege nach zwei Jahren immer noch für gut ein Drittel des ursprünglichen Preises verkauft werden kann. Aus diesem Grund würde ich auch bei anderen Herstellern nur zu den sogenannten Flaggschiffen greifen.

Und warum wird es dann diesmal nicht automatisch das iPhone? Weil mich die Hardware nicht hundertprozentig überzeugt hat. Ich bin zwar dankbar für den größeren Bildschirm, aber durch die neue Bauform liegt das Smartphone nicht mehr so gut in der Hand. Es ist so dünn, groß und glatt, dass es sich nicht sonderlich gut greifen lässt. Gerade wenn ich trockene Hände habe, rutscht es immer hin und her. Außerdem mag ich die herausguckende Kameralinse nicht. Aber ganz übel finde ich die gummierten Linien auf der Rückseite. Auch wenn ich weiß, dass sie dabei helfen, die Funkqualität zu erhöhen – optisch ist diese Lösung für mich ein Fehlgriff. Meine erste Zubehör-Anschaffung wäre daher irgendein witziger Aufkleber für die Rückseite.

Das Lumia ist dicker und schwerer als das iPhone, liegt aber dadurch auch besser in der Hand. Die eckige Kante verleiht dem Gerät eine coole Optik. Aber was hat Nokia nur dazu bewegt, so seltsame Farben für das Highend-Telefon zu wählen? Das Rückteil meines Testgerätes ist orange – in Kombination mit dem Metallrahmen und dem schwarzen Front-Glas sieht das ganz schön unausgegoren aus. Edel wirken dagegen die weißen und die schwarzen Farbvarianten.

Das Moto X ist wirklich ein Handschmeichler. Der gewölbte Rücken schmiegt sich wunderbar in die Hand, es fühlt sich toll an. Und das schon mit dem Gummi-Rücken. Wahrscheinlich würde ich das Telefon mit dem Rückteil aus Holz gar nicht mehr aus der Hand legen wollen. Allerdings wirkt das Telefon von vorne geradezu langweilig – hier kann mich also dann doch nur der schöne Rücken entzücken.

Software oder Hardware: Was ist wichtiger?

Es ist schon verrückt: Früher genügte es Herstellern, die beste Hardware zu produzieren, inzwischen ist Hardware eher weniger wichtig bei meiner Kaufentscheidung. Ich gehe einfach davon aus, dass mir aktuelle Smartphones die bestmögliche Qualität bieten. Es ist ein wenig so wie bei TV-Geräten: Schaut man sich die Hardware von vorne an, fällt es immer schwerer, einen Unterschied zwischen den Geräten festzustellen. Die Frage ist also lediglich: Wie gehen Hersteller mit der Hardware um? Wie gut ist Hard- und Software miteinander verwoben? Apple hat viele Jahre lang eindrucksvoll gezeigt, dass man nicht die beste Hardware verbauen muss, um dennoch eines der besten Nutzungserlebnisse auf dem Markt zu gewährleisten. Das ging nur, weil das Unternehmen Hard- und Software selbst entwickelt und so perfekt aufeinander abstimmen kann.

Aber inzwischen haben die anderen Hersteller viel dazu gelernt: Microsoft hat Nokia übernommen und versucht den Apple-Weg, Google wiederum setzt auf einen einheitlichen Software-Look bei allen Android-Geräten. Das Lumia 930 ist eines der letzten reinen Nokia-Geräte, dennoch fühlt sich die Bedienung bereits an, wie aus einem Guss. Es macht Spaß, Funktionen zu entdecken. Und mir persönlich gefallen die Kacheln sehr gut. Und dank des großen Displays des Windows Phones macht es tatsächlich auch Sinn, dass ich drei Kachelreihen einsetze. Es ist prima, dass ich wichtigen Anwendungen eine große Kachel spendieren kann, weniger wichtige Anwendungen mit einer kleinen Kachel abspeise. Eine Anwendungen bieten besondere Funktionen und zeigen beispielsweise das Wetter oder verpasste Anrufe an. Ein ähnliches Prinzip ist bei Android-Geräten dank der Widgets möglich, alleridngs wirkt dies nicht wie aus einem Guss wie bei einem Windows-Gerät, da jeder Software-Hersteller sein eigenes Widget programmieren darf.

Der Umstieg von iOS auf Android oder Windows Phone fiel mir insgesamt sehr leicht. Beim Lumia war ich dankbar über die gelungene Navigationssoftware "Here", die auch ohne Internet-Verbindung blendend funktionierte – weil ich das kostenlose Kartenmaterial vorher installiert hatte. Bei dem Moto X gefiel mir, dass die Verbindung mit meinem Mac tadellos funktionierte und ich so ganz einfach Videos und Musik übertragen konnte.

Doch es gab auch Rückschläge: Da ich ja ein Gefangener der Apple-Welt bin, nutze ich auch viel Zubehör für iPhone und Co. Sei es Apple TV oder ganz einfach nur eine Dockingstation an der Stereoanlage. Will ich nun mit dem Lumia oder dem Moto X beispielsweise Musik über die Anlage abspielen, geht das nur per Klinke – oder durch neues und teilweise teures Zubehör. Auch nervt mich, dass die Fernbedienung meiner tollen B&W-Kopfhörer nur korrekt mit dem iPhone funktioniert. Nutze ich das Lumia oder das Moto X als Zuspieler, kann ich zwar noch Musik hören, aber die Lautstärkeregelung funktioniert nur mit Glück, die Springen zum nächsten Titel gar nicht.

Da fehlt doch was!

Es ist eigentlich schade, dass mehrere Hundert Euro teure Geräte nur einen geringen Schutz bieten. Ein Fall aus niedriger Höhe genügt, und das Display ist kaputt. Fällt es in eine Pfütze oder in den Sand, beeinträchtigt dieses Missgeschick ebenfalls die Funktionstüchtigkeit. Das trifft sowohl für das iPhone, das Lumia als auch für das Moto X zu. Dass dies anders geht, zeigen Samsung und Sony, deren Flaggschiffe zumindest mit Süßwasser und Staub umgehen können. Da ich viel mit dem Wohnmobil unterwegs bin, würde ich mir schon wünschen, dass ich ein Smartphone einfach mal mit Wasser abspülen könnte.

Auch verstehe ich nicht, warum weder Apple noch Nokia oder Motorola ihren Flaggschiffen Stereolautsprecher spendiert haben. So ist der Sound sehr dünn. Schlimmer noch: Durch die großen Bildschirme wirkt es beim Film gucken recht merkwürdig, wenn der Ton von der Seite kommt. Ein großes Problem ist nach wie vor die Akkulaufzeit der Smartphones. Ich habe die drei Geräte für alle meine Aktivitäten genutzt: Facebook, Fotografieren, Videos schauen, E-Mails verschicken und Musik hören: Kein Smartphone hielt länger als einen Tag aus. Vielleicht bin ich ja ein extremer Nutzer. Aber ich würde lieber auf ein bisschen Geschwindigkeit verzichten, wenn ich das Gerät dafür länger nutzen könnte.

Hardware zählt nicht allein

Wenn ich heute eines der Geräte allein aufgrund der Hardware kaufen würde, würde ich mich für das Lumia 930 entscheiden. Die gummierte Rückseite in Verbindung mit dem Metallrahmen wirkt gut verarbeitet, ich mag auch das Gewicht des Telefons. Auch das Betriebssystem finde ich prima und kann es verschmerzen, dass der App Store deutlich weniger Programme bereit hält, als es für Android oder iOS gibt. Das iPhone käme auf den zweiten Platz. Für den ersten reicht es nicht, weil das Preis-Leistungsverhältnis nicht mehr stimmt. Außerdem ist die neue Form des iPhone eher ein Rückschritt. Zwar mag ich es, wenn Smartphones dünner werden – aber sie müssen dann noch vernünftig nutzbar sein. Das Moto X wiederum ist für mich ein tolles Smartphone, aber der Funke wollte bei der regelmäßigen Bedienung einfach nicht überspringen. Das mag auch an der Android-Version liegen. Wo andere Hersteller mit eigenen Oberflächen oder Funktionen punkten, bekommen Nutzer hier ein "reines" Google-Betriebssystem ohne viel Firlefanz. Und die Hardware liegt zwar gut in der Hand, dennoch fühlt sie sich nicht so an, als wäre sie fast 600 Euro wert.

Doch es ist ja nicht die Hardware allein, die zählt. Im letzten Teil erfahrt Ihr, welche Programme und Funktionen ich ausprobiert habe. Besonders Augenmerk habe ich dabei auf folgende Disziplinen gelegt: Fotografieren, Musik hören, Videos anschauen und spielen. Dann gibt es auch eine Bewertung – und meine Entscheidung, welches dieser drei Geräte mein nächstes Smartphone werden könnte.

Wie findet ihr das? Stimmt ab!
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