Sony Xperia Z5: Nur eine 23-Megapixel-Kamera mit 8-Megapixel-Sensor?

Sony Xperia Z5: 23 Megapixel und große Unterschiede zwischen Labor-und Praxistest.
Sony Xperia Z5: 23 Megapixel und große Unterschiede zwischen Labor-und Praxistest. (© 2015 CURVED )
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Der renommierte DxOMark hat die Kamera des Sony Xperia Z5 zur derzeit besten Smartphone-Kamera gekürt. In unserem Praxistest landete die Kamera dagegen nicht so weit oben im Ranking. Einige Nutzer äußerten Kritik. Deswegen sind wir noch einmal mit dem Sony-Flaggschiff losgezogen und haben uns die Auflösung und Bildqualität der Aufnahmen zusammen mit unserem Foto-Team ganz genau angeschaut.

Zum besseren Verständnis: Bei diesem Kamera-Test haben wir eng mit unserem Foto-Team, also unserer Fotografin und unserem Bildredakteur, zusammengearbeitet und die Motive ausgiebig analysiert.

Bei der Vorstellung des Xperia Z5 nahm Sony den Mund sehr voll. Nicht weniger als die "weltweit beste Kamera in einem Smartphone" sollte der 23-Megapixel-Bolide sein. Die unabhängige Bestätigung folgte dann einen Monat später. Im Labortest von DxOMark erreichte das Z5 87 Punkte - mehr als jedes andere Smartphone bisher - und setze sich mit einem Punkt Vorsprung vor das Samsung Galaxy S6 Edge. Das Problem mit Labortests: Sie prüfen im Labor, nicht unter Realbedingungen. Als ich mit dem Xperia Z5 auf Hamburgs Straßen unterwegs war und Fotos machte, überzeugte mich ihre Qualität nicht so sehr, wie das noch beim LG G4 oder Samsung Galaxy S6 der Fall gewesen war. Die zwei Smartphones liefern nach einen Klick auf den Auslöser einfach die besseren Bilder. Auch der Rückgriff auf den etwas umständlicheren manuellen Modus der Kamera-App von Sony brachte keine signifikante Verbesserung. Die Kritik und die Einreihung hinter den anderen Smartphones darf nicht dazu verleiten zu glauben, dass die Kamera des Z5 schlecht wäre. Dem ist nicht so. Sie ist überdurchschnittlich gut, aber eben nicht herausragend.

Ursachensuche: 23 oder acht Megapixel?

Irgendwie war ich ein wenig von Sony enttäuscht. Nicht nur, dass die Werbeversprechen nicht eingehalten wurden - was ja öfter vorkommt. Nein, auch die positiven Testergebnisse von DxOMark konnte ich nicht nachvollziehen. Also begab ich mich auf Ursachensuche. Erster Anhaltspunkt: In der Kamera-App sind acht Megapixel als Auflösung voreingestellt - und nicht die angepriesenen 23 Megapixel. Wähle ich diese aus und wechsle aus der "intelligenten Automatik" in den manuellen Modus, kann ich dort nicht auf alle Optionen zugreifen. Erst wenn ich die Auflösung wieder auf acht Megapixel senke, kann ich zum Beispiel auch den ISO-Wert selbst festlegen.

Der Antutu Benchmark findet im Sony Xperia Z5 nur eine 8,3-Megapixel-Kamera.
Der Antutu Benchmark findet im Sony Xperia Z5 nur eine 8,3-Megapixel-Kamera. (© 2015 CURVED )

Diese vermeintliche Besserstellung der acht Megapixel machte mich stutzig. Dann entdeckte ich in der Geräte-Info des Antutu-Benchmarks den Eintrag, dass die Kamera auf der Rückseite des Z5 nur 8,3 Megapixel - 3840 x 2160 Pixel - hat. Also flugs bei Sony nachgefragt: "Löst der Sensor mit 23 Megapixel auf oder ist da ein 8,3-Megapixel-Sensor verbaut, dessen Aufnahmen interpoliert werden?" Sony erklärte: "Es sind tatsächlich 23 Megapixel."

Soweit, so gut - aber irgendwie war ich noch nicht zufrieden. Also nochmal das Xperia Z5 geschnappt und Fotos gemacht, um herauszufinden, ob es einen Unterschied macht, wenn die Bilder mit 23 oder 8,3 Megapixel aufnehme. Darüber hinaus wollte ich noch einmal ausprobieren, ob der manuelle Modus wirklich zu besseren Bildern führt. Seht selbst:

Mein Fazit: Es ist egal, ob Ihr mit dem Sony Xperia Z5 Fotos mit acht oder 23 Megapixeln aufnehmt. Wenn man die Aufnahmen auf die gleiche Größe zieht, also bei den acht Megapixeln weiter herein zoomt oder bei den 23 Megapixeln herauszoomt, ist bei der Bildqualität mit bloßem Auge kein Unterschied erkennbar. Legt man eine Automatik- und manuelle Aufnahme nebeneinander, lässt sich ein kleiner Unterschied zwischen beiden Bildern erkennen, wobei mir das Bild mit den manuellen Einstellungen ein wenig besser gefällt - aber immer noch nicht an das G4 oder S6 heran reicht. Auch nicht nachts, wo es sich bei wenig Licht deutlich mehr als am Tag lohnt, die Einstellungen im manuellen Modus selbst anzupassen.

Als nächstes wollte ich wissen, ob es einen Unterschied macht, welche Kamera-App die Bildinformationen des Sony-Sensors verarbeitet. Dabei bin ich wieder über die 8,3 Megapixel gestolpert, denn eine höhere Auflösung konnte ich weder bei der Google Kamera noch bei Open Camera auswählen. 23 Megapixel standen nicht zur Auswahl. Es ist mir bei noch keinem Smartphone passiert, dass ich bei einer Kamera-App nicht die eigentlich angegebene höchste Auflösung auswählen kann. Fakt ist aber auch: Die Sony-App verarbeitet die Daten am besten und liefert ein schärferes Bild.

Rechnet Sony die Fotos größer als sie sind?

Trotz klarer Dementi von Sony bleibt mein Verdacht bestehen: Im Xperia Z5 steckt ein 8,3-Megapixel-Sensor, dessen Bilder von der Software auf 23 Megapixel hochgerechnet werden. Einen stichhaltigen Beweis habe ich aber nicht, sondern nur viele Indizien sowie die Bilder der Kamera, bei denen es für die Bildqualität keine Rolle spielt, ob sie mit acht oder 23 Megapixeln aufgenommen werden. Letzen Endes wäre das aber auch nur ein weiterer Beleg dafür, dass die Megapixel-Zahl zweitrangig ist.

Wenn Ihr Euch selber einen Eindruck von der Qualität der Fotos des Xperia Z5 verschaffen wollt, dann findet Ihr unsere Testfotos in voller Auflösung in unserer Dropbox.

Wie findet ihr das? Stimmt ab!
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