Jetzt wissen wir zwar, dass wir das Ende der gewaltigen Saga im TV erst 2019 sehen, was wir aber nicht wissen, ist: Was kommt danach? Welche Serie wird das neue "Game of Thrones"? Welches Konzept hat das Zeug dazu, Millionen Fans über Jahre an die Bildschirme zu fesseln. Die Redaktion hat sich für euch umgesehen.
Das Phänomen "Game of Thrones" hatte viele Folgen. Eine davon: Sämtliche Sender mit genug Geld suchen fieberhaft nach neuen Serienideen, die in die gewaltigen Fußstapfen des Fantasy-Krachers treten können. Nur: Bislang gibt es die noch nicht. Wer hat im Rennen um die nächste Mega-Serie die besten Karten?
HBO: Viel Historie, wenig Hitpotenzial
Wenn man sich die Vergangenheit des Senders HBO einmal ansieht wird klar, wie erstaunlich es eigentlich ist, dass "Game of Thrones" dort gelandet ist. Denn bisher hat der Pay-TV-Sender, der dem Time Warner-Konzern gehört, eher mit Dramen gepunktet, die im Hier und Jetzt – oder zumindest im "noch nicht allzu lange her" spielen. Von fremden Welten oder der Zukunft hat der Sender weitgehend die Finger gelassen. Und gleich der erste Versuch hat gesessen. Der zweite allerdings nicht: "Westworld" bekam zwar weltweit gute Kritiken, aber die Zuschauer reagierten weniger enthusiastisch auf das arg verkopfte Verwirrspiel um Menschen und Roboter, das zwar mit den HBO-typischen Zutaten Gewalt und Sex glänzte, viele Zuschauer aber eher kalt ließ. Zwar kommt in diesem Jahr eine zweite Staffel, aber dass es "Westworld" auf acht umjubelte Seasons bringt, darf doch bezweifelt werden.
So bleiben nur zwei Chancen für den Sender. Zum einen ist das die Nachfolgeserie von "Game of Thrones", die zu einer deutlich früheren Zeit auf Westeros spielt – die aber erst deutlich nach dem Ende der Hauptserie folgen soll – also vielleicht erst 2020. Zum anderen wäre das "Watchmen", die Serie nach Alan Moores Comic-Meilenstein, der bereits von Zack Snyder recht ordentlich verfilmt wurde. Nun soll Damon Lindelof ("Lost") daraus einen Hit für HBO machen. Denkbar wäre es, genug Sex und Gewalt wäre verfügbar, allerdings tun sich viele Länder doch schwer mit Comicverfilmungen im TV. Denn von einem neuen "Die Sopranos" oder "Boardwalk Empire" ist momentan bei HBO nichts zu sehen – und es gibt auch keine konkreten Pläne für eine solche Show. Und die neueren Versuche wie "Vinyl" oder "Deuce" konnten kein großes Publikum einfangen, offenbar üben die 70er auf viele Zuschauer keinen so großen Reiz aus.
Amazon: Tolkien – und sonst nichts
Klar, die geplante TV-Serie um Tolkiens "Herr der Ringe" hat unglaubliches Hitpotenzial, keine Frage. Aber ist sie wirklich ein Ersatz für "Game of Thrones"? In Sachen Sex und Gewalt mit Sicherheit nicht, denn beides spielt in Tolkiens Welt keine große Rolle. Liebe ist dort extrem züchtig und auch die Schlachten hakt der Autor sehr unblutig auf wenigen Seiten ab. Eine Serie, die davon abweicht, würde sicher nicht die Zustimmung der Tolkien-Foundation und damit der Erben des Autors bekommen. Und sonst hat auch Amazon nichts in der Pipeline, das so komplex und episch wäre wie Game of Thrones. Weder Eigenproduktionen noch eingekaufte Shows wie "Preacher" oder "American Gods" haben die Chance, "Game of Thrones" zu beerben, dazu sind diese Serien zu eigenwillig und schräg. Dennoch: Ein Hit mit Tolkiens Geschichten ist denkbar. Und würde Amazon im mittlerweile hart umkämpften Streaming-Markt einen großen Schub bringen.
Netflix: Viele kleine Hits, kein großer
Die Marvel-Serien, "Stranger Things", "Ozark": Netflix hat wahrlich einige beliebte Serien im Programm – aber eine Serie, die annähernd so ein Phänomen ist wie "Game of Thrones", ist nicht dabei. Zwar hat auch "Stranger Things" inzwischen eine üppige Fanbase, aber die Serie wird nach vier, vielleicht fünf Staffeln definitiv enden – und eine so gigantische Story wie "Game of Thrones" sicher nicht erzählen. Für 2018 ist bei Netflix bisher keine Serie bekannt, die das Potenzial zum Superhit hat.
Dazu kommt, dass Netflix zwar große Summen zur Produktion von exklusivem Material freigegeben hat, Serien wie "The Crown" allerdings auch extrem teuer sind. Und der Anbieter auch verstärkt auf Spielfilme setzt, wie zuletzt den wenig überzeugenden "Bright". Dass Netflix demnächst eine teure Superserie an den Start bringt, ist momentan nicht zu sehen. Einzige Chance wäre vielleicht die "Witcher"-Serie, die bei Netflix in Planung ist, die dürfte aber noch etwa zwei Jahre weit entfernt sein.
Andere Sender: Keine Chance
Die großen Network-Sender wie ABC oder CBS, die mit familiengerechten Serien den Markt beherrschen, haben weder das Geld noch die Möglichkeit, eine Serie wie "Game of Thrones" zu schaffen. Denn die strenge TV-Zensur für frei empfangbare Sender ließe das gar nicht zu. Wer sich noch an "Nipplegate" erinnern kann, der weiß, wie hysterisch die Amerikaner auf nackte Haut reagieren, wenn jeder sie sehen kann. Eine Show wie "Game of Thrones" ist daher für diese Sender undenkbar.
Fazit: Es sieht eher mau aus
Fans müssen sich an den Gedanken gewöhnen, dass der Erfolg von "Game of Thrones" wohl in nächster Zeit nicht wiederholbar ist. Denn weder haben die großen Serienproduzenten wirklich einen potenziellen Megahit in der Pipeline, noch lässt sich eine derart komplexe Story aus dem Ärmel schütteln. Zwar gibt es weitere große Fantasy-Sagas in Buchform, doch bislang ist keine davon – mit Ausnahme des bereits bekannten "Herrn der Ringe" - in der Entwicklung. Der polnische Witcher besticht zwar ebenfalls mit einer dunklen Welt, viel Sex und blutigen Kämpfen, ist aber noch in weiter Ferne. Ebenso wie die Prequel-Serie zu "Game of Thrones".
Mehr zu "Game of Thrones" gefällig?
Nun beginnt das lange Warten auf die letzten sechs (!) Folgen. Ob das Kandidaten, die ihr den Tod bringen könnten. In diesem Sinne: Valar morghulis!