Wer auf YouTube oder sonstigen Google-Portalen kommentieren oder mit anderen Nutzern austauschen wollte, brauchte bislang ein Konto bei Google+: Damit soll jetzt Schluss sein. Künftig genügt hierfür ein Account bei Google Mail oder einem anderen Service des Suchmaschinen-Konzerns. Kapituliert Google+ mit dieser Maßnahme vor Facebook und Twitter?
Bereits am gestrigen Montag verkündete der für Google+ verantwortliche Leiter, Brad Horowitz, dass der Zwang zu Google+ für alle Dienste des Unternehmens ab sofort endet, wie das Wall Street Journal berichtet. Google kommt mit diesem Schritt seinen Nutzern entgegen: Seitdem das Unternehmen im November 2013 Nutzer von YouTube und Co. dazu verpflichtete, ein Konto bei Google+ zu eröffnen, um sich mit anderen Usern auf den Plattformen auszutauschen, musste es herbe Kritik einstecken. Hunderttausende YouTube-Anwender versuchten das Unternehmen sogar durch eine Online-Petition umzustimmen – zum damaligen Zeitpunkt allerdings ohne Erfolg.
Kapituliert Google vor Facebook?
Doch obwohl Google nun auf die Wünsche seiner Nutzer eingeht, könnte dies aber auch einen Rückschlag für das soziale Netzwerk bedeuten. Weil Nutzer der einzelnen Google-Dienste nun nicht mehr zwangsweise auch einen Account bei Google+ besitzen müssen, dürfte demnächst eine große Abwanderungswelle einsetzen. Damit könnte es Google+ wesentlich schwerer fallen, überhaupt noch mit den Konkurrenten Facebook und Twitter mitzuhalten.
Eigentlich sollte Google+ seit seiner Vorstellung im Juni 2011 eine Alternative zum bis dahin schon mächtigsten sozialen Netzwerk Facebook darstellen. Damals wollte Google seine Nutzer mit besseren Funktionen für Datenschutz und Freundeslisten überzeugen. Als das nichts half, führte das Unternehmen den Google+-Zwang für Nutzer von allen anderen Google-Diensten ein. Mittlerweile hat Facebook nachgezogen und bietet ähnlich mächtige Funktionen für den Datenschutz und die Verwaltung von Kontakten. Mit der Aufhebung der Mitgliedschafts-Pflicht gibt es für viele Nutzer keinen Grund mehr für einen Account bei Google+. Das könnte vielleicht sogar schon den Anfang vom Ende für das einst so ambitionierte soziale Netzwerk bedeuten.