Lange hat es gedauert, jetzt gibt es den Apple HomePod auch in Deutschland zu kaufen. Ob sich das Warten auf den smarten Lautsprecher gelohnt hat und was ihn besonders macht, erfahrt ihr im Test.
Springt direkt zum richtigen Absatz:
- Schlichtes Design, einfache Einrichtung
- Wie klingt der HomePod?
- AirPlay 2 bringt Stereo und Multiroom
- Die Zentrale fürs smarte Zuhause
- Siri als persönlicher Assistent
- Und was ist mit der Sicherheit?
- Fazit
Smarte Speaker haben oft ein Problem: Zwar können die digitalen Assistenten wie Alexa und der Google Assistant, mit denen ihr die Lautsprecher selbst und angeschlossenes Smart-Home-Zubehör steuert, eine Menge Fragen beantworten. Oft klingen die Geräte, was die Musikleistung angeht, aber nur ok und in manchen Fällen einfach nicht gut. Mit dem HomePod will Apple das ändern. Vollmundig kündigte das Unternehmen zur WWDC 2017 an: Wer den HomePod kauft, der bekommt nicht nur einen smarten sondern gleichzeitig auch einen richtig guten Lautsprecher.
Schlichtes Design, einfache Einrichtung
Der Lautsprecher ist mit jeder Menge hochwertiger Technik ausgerüstet. Das sieht man dem Gerät aber gar nicht an. Denn der HomePod ist vor allem eins: überraschend klein – und ziemlich schwer. 2,5 Kilogramm bringt der 17,2 Zentimeter große HomePod auf die Waage. Die Technik versteckt Apple hinter einem Stoffüberzug. Genauer hinter nahtlosem Netzgewebe. Das sorgt nicht nur dafür, dass der Lautsprecher schlicht wie schick aussieht und in jedes Regal passt ohne sich in irgendeiner Weise aufzudrängen. Der Stoff hat auch akustische Vorteile: Er ist für Musik fast vollkommen durchlässig.
Bevor ihr aber den ersten Song über den Lautsprecher hören könnt, müsst ihr ihn einrichten. Euer Glück: Das geht unfassbar schnell und einfach. Ihr haltet einfach ein iPhone (oder iPad) mit der aktuellen iOS-Version 11.4 in die Nähe des HomePods und schon öffnet sich ein Hinweis-Fenster in dem ihr nur auf "Konfigurieren" tippen und dann ein paar Einstellungen vornehmen müsst. Etwa in welchem Zimmer der Lautsprecher steht oder ob er auf eure Nachrichten, Notizen und Erinnerungen zugreifen darf. Praktisch: Der HomePod holt sich die Zugangsdaten zu eurem WLAN und die Einstellungen zu Apple Music gleich mit von eurem iPhone. Einfacher kann man die Einrichtung nicht machen.
Zum Schluss der Einrichtung werdet ihr zur Stimmprobe gebeten, um Siri auszuprobieren. Der vom iPhone bekannte persönliche Assistent übernimmt auf dem HomePod nämlich die Steuerung. Ihr aktiviert Siri, indem ihr "Hey Siri" sagt und dann euer Kommando einsprecht. Alternativ gibt es auf der Oberseite des HomePod noch ein Touchpad, über das ihr die Lautstärke regulieren und die Wiedergabe steuern könnt. Das klappt zwar, wie von Apple gewohnt, einwandfrei, mehr Spaß macht aber natürlich die Benutzung per Sprache.
Wie klingt der HomePod?
Aus der Tiefe des Raumes
Damit Siri euch immer gut versteht, stattet Apple den HomePod mit sechs im Kreis angeordneten Mikrofonen aus. Die hören euch auch, wenn ihr die Musik mal richtig aufdreht oder weiter entfernt steht. Sie haben aber auch noch einen zweiten Verwendungszweck. Denn über die Mikrofone nimmt der HomePod rückschallende Musik auf und kann so den Raum vermessen in dem er steht. Die nötigen Berechnungen übernimmt der A8-Prozessor von Apple, der auch und die Musikausgabe passgenau an die Gegebenheiten anpasst.
Für die Soundausgabe sind sieben Hochtöner, die ebenfalls im Kreis angebracht sind, und der darüber verbaute, nach oben gerichtete Tieftöner verantwortlich. Sie sorgen, auch durch die perfekte Anpassung durch den A8-Chip, für ein sehr reichen, dynamischen und vollen Sound mit stimmigen Höhen und sehr gut angepassten Tiefen, die bei basslastigen Sounds ordentlich wummern, ohne zu verzerren.
Ohne Übertreibung lässt sich sagen: So gut hat Smart-Home noch nie geklungen. Weder ein Google Home können in Sachen Musikleistung mit dem HomePod mithalten. Und auch bei der Lautstärke macht dem Apple-Lautsprecher so schnell niemand etwas vor. Selbst im gut isolierten CURVED-Studio wurde der HomePod so laut, dass der Hausmeister erbost um Ruhe bat. Wer sich mit den Nachbarn nicht verscherzen will, hält sich also lieber zurück.
Es gibt aber auch eine Einschränkung, über die ihr euch vor dem Kauf im Klaren sein müsst. In Sachen Musik funktioniert der HomePod vollumfänglich nur mit Apple Music. Andere Streaming-Dienste lassen sich nicht als Standard einrichten. Ihr könnt sie zwar per AirPlay an den Lautsprecher streamen, habt dann aber nicht die gleichen Steuerungsmöglichkeiten. Apple Music könnt ihr per Sprache nach von Apple kuratierten Playlisten, Alben, Künstlern und Radiostationen durchsuchen oder Siri die passende Musik für eure Stimmung oder Aktivität abspielen lassen. Mit Spotify, Amazon Music, Deezer und Co. klappt das nicht.
AirPlay 2 bringt Stereo und Multiroom
Unter smarten Lautsprechern habe ich bislang nur eines gehört, das besser klingt, als ein HomePod: zwei HomePods. Denn dank des Übertragungsstandards AirPlay 2, den Apple mit iOS 11.4 endlich verfügbar gemacht hat, könnt ihr zwei der smarten Lautsprecher zu einem Stereo-System koppeln. Auch hier agieren beide Geräte im Hintergrund mit modernster Technik, um den bestmöglichen Sound zu liefern: Beide HomePods kommunizieren miteinander, wissen so, wo der Gegenüber steht und stimmen die Musik aufeinander ab. Auch das klingt fantastisch und ist ihr braucht dafür keine Einstellungen anpassen.
Eine weitere Sache, die AirPlay 2 ermöglicht, ist Multiroom, also der Einsatz in mehreren Zimmern gleichzeitig. Ihr könnt zum Beispiel einen Song in der Küche starten und ihn entweder gleichzeitig auch im Wohnzimmer abspielen oder nach erledigtem Abwasch quasi dorthin "mitnehmen", in dem ihr Siri bittet, den aktuell laufenden Titel in das Zimmer eurer Wahl zu übertragen. Alternativ könnt ihr Musik auf allen oder auf bestimmten HomePods gleichzeitig laufen lassen – und natürlich auch stoppen.
Die Zentrale fürs smarte Zuhause
Lampen, Thermostate, Szenen
Allerdings muss ein smarter Lautsprecher nicht nur Musik abspielen können, er muss auch in der Lage sein, Smart-Home-Geräte zu steuern. Dank der Integration der HomeKit-Schnittstelle ist das kein Problem. So lassen sich Philips-Hue-Lampen problemlos ansteuern. Auch tado hat bereits angekündigt, den HomePod zu unterstützen.
Zusätzlich zur Steuerung einzelner Geräte könnt ihr in der Home-App Szenen anlegen. Nach einem Kommando erledigt der HomePod dann mehrere Dinge auf einmal. Entsprechende Geräte vorausgesetzt, kann der HomePod zum Beispiel auf das Kommando "Hey Siri, guten Morgen", die Vorhänge aufziehen, den Wasserkocher starten und eure Lieblingsmusik zum Wachwerden abspielen. Eine praktische Sache, die in Zukunft noch ausgebaut wird. Möglich macht es die App "Shortcuts", die Apple im kommenden iPhone-Betriebssystem iOS 12 zur Verfügung stellen wird. Einen ersten Vorgeschmack dazu gab es auf der Entwicklermesse WWDC.
Siri als persönlicher Assistent
Apropos Siri. Andere Hersteller werben damit, dass ihre Assistenten auf alles eine Antwort haben. Siri beherrscht vor allem eines: die Basics. Und das reicht mir. Im Zweifel will ich ja, das einfache Aufgaben fix erledigt werden und mich nicht stundenlang mit einer künstlichen Intelligenz unterhalten. Morgens die Nachrichten oder den Wetterbericht über den HomePod abfragen? Kein Problem. Auch die Lokalitäten in der Nähe hat Siri auf Lager. Darüber hinaus kennt sich der Assistent mit Sport aus, weiß zum Beispiel über den Spielplan der aktuell laufenden Fußball-Weltmeisterschaft (Stand 18.6.2018) bestens Bescheid. Außerdem könnt ihr Siri auch Notizen und Erinnerungen diktieren und Timer stellen lassen.
Zusätzlich dient der HomePod als Nachrichtenzentrale. Denn ihr könnt über Siri zum Beispiel iMessages und WhatsApp-Nachrichten verschicken und über den smarten Lautsprecher auch abrufen. Besonders praktisch ist das natürlich, wenn man mit den Händen in der Küche zugange ist und sein iPhone gerade nicht anfassen kann. Aber Siri hat auch Grenzen: Anrufe könnt ihr nicht direkt über den HomePod annehmen. Stattdessen müsst ihr auf dem iPhone erst den HomePod als Ausgabequelle auswählen. Und die Hobbyköche unter euch könnten sich daran stören, dass der Assistent keine zwei Timer gleichzeitig stellen kann.
Und was ist mit der Sicherheit?
Besonders die Nachrichten-Funktion hat zudem einen Nachteil, der Nutzer betrifft, die nicht allein wohnen: Siri kann auf dem HomePod keine Stimmen unterscheiden. So war unsere Fotoredakteurin ohne Probleme dazu in der Lage, unserem Games-Redakteur über den HomePod Nachrichten von meinem iPhone aus zu senden. Immerhin funktioniert das nur, so lange sich der HomePod und das iPhone im selben Netzwerk befinden. Heißt im Klartext: Nehmt ihr das iPhone mit zur Arbeit, können Familienmitglieder über den HomePod zwar noch Musik hören, aber nicht mehr auf eure Nachrichten zugreifen. Trotzdem lasst ihr die Funktion besser ausgeschaltet, wenn ihr Kinder oder Mitbewohner habt, die gern Schabernack treiben.
An anderer Stelle achtet Apple dann wieder löblich penibel auf die Sicherheit. Stellt ihr eine Anfrage an den Google Assistant auf dem Google Home (oder einem Android-Smartphone) oder an Amazons Alexa, werden die Audiodateien in eurem Profil gespeichert. Ihr könnt sie euch jederzeit anhören und müsst sie bei Bedarf manuell löschen. Apple dagegen macht eure Daten quasi digital unkenntlich und sorgt so dafür, dass man sie euch nachträglich nicht mehr zuordnen kann. Super!
Preise und Verfügbarkeit
Der HomePod ist ab sofort in Spacegrau und Weiß in Deutschland erhältlich. Kostenpunkt pro Lautsprecher: 349 Euro.
Fazit
"Wir glauben, dass auf dem Markt noch eine hochqualitative Audio-Erfahrung fehlt", HomePod ohne Zweifel geliefert. Von allen smarten Lautsprechern, die ich kenne, bietet der HomePod mit ganz großem Abstand den besten Sound. Zusätzlich lässt er sich, HomeKit-kompatible Geräte vorausgesetzt, ganz einfach ins smarte Zuhause integrieren und als Steuerzentrale verwenden. Durch die Tiefe Integration von Apple Music und dadurch, dass man schon zum Einrichten ein iPhone braucht, eignet sich der HomePod nur für euch, wenn ihr euch schon tief im Apple-Universum bewegt. Dann allerdings zahlt sich die Investition voll und ganz aus.