Moment, MIUI? Was mehrmals hintereinander ausgesprochen wie eine Alarmsirene klingt, ist der Name der Android-Benutzeroberfläche von Xiaomi. Noch im Jahr 2020 erscheint sogar schon die Version MIUI 12 für zahlreiche Geräte des Herstellers. Wir haben die Beta bereits auf einem Xiaomi Mi 10 installiert. Und falls ihr von MIUI noch nie etwas gehört habt, solltet ihr weiterlesen: Wir klären euch auf, was die Benutzeroberfläche kann und wieso es sich lohnen kann, ein Xiaomi-Handy zu kaufen.
Übrigens: Wir haben auch ein Video zum Thema, in dem wir euch einige der besten Features kompakt zeigen. Hier gelangt ihr zu dem Facebook-Clip.
Ein Kontrollzentrum für Apple-Fans
Eine der wohl größten und gleichzeitig praktischsten Neuerungen ist das frische Kontrollzentrum von MIUI 12. Im Gegensatz zur klassischen Android-Variante ist dieses nämlich sehr aufgeräumt und bietet euch Zugriff auf die wichtigsten Funktionen. Diese hat Xiaomi von ihrem ursprünglichen Platz in der Benachrichtigungsleiste ausgekoppelt.
Hierbei hat sich der Hersteller wohl stark an Apple orientiert: Große Symbole lassen euch schnell die Taschenlampe aktivieren, Bluetooth ausschalten oder die Helligkeit verstellen. Praktisch! Da Xiaomi den Funktionen mehr Platz auf dem Screen einräumt, lässt sich das Kontrollzentrum flott bedienen. Wer mehr Features braucht, wischt einfach noch einmal nach unten. Dann tauchen weitere Symbole auf.
Um das Kontrollzentrum zu erreichen, müsst ihr von einer beliebigen Stelle auf der rechten Hälfte des Homescreens aus nach unten wischen. Eure Benachrichtigungen erreicht ihr, indem ihr auf der linken Bildschirmhälfte nach unten streicht. Insgesamt machen die Neuerungen einen sehr guten Eindruck und könnten auch so manchem iPhone-Umsteiger ein Stück Vertrautheit im Android-Lager liefern.
Das Feature ist aber optional. Wenn es euch nicht gefällt, könnt ihr es jederzeit deaktivieren und auf die Standard-Ansicht von Android zurückgreifen.
MIUI 12: Android beim Schönheitschirurgen
Mit dem Update auf MIUI 12 hat Xiaomi auch die Optik der eigenen Benutzeroberfläche aufpoliert. So zeigt eine schöne Grafik, was auf eurem Smartphone wie viel Speicher verbraucht. Tippt ihr einzelne Elemente an, bekommt ihr direkt aufgeführt, wie viel Platz etwa Fotos verbrauchen.
Zudem wurden die Animationen optimiert. Der Wechsel zwischen Apps wirkt nun etwas flüssiger, insgesamt fühlt sich das komplette Android-System dadurch noch ein gutes Stück runder und schöner an.
Bildschirm teilen mit Komfort
Unter "Verbindung und Teilen" gibt es den Punkt "Übertragen", über den ihr den Bildschirm des Handys auf einem externen Monitor anzeigen lassen könnt. MIUI 12 verbessert hier den Standarddienst: Sollen die Zuschauer auf dem großen Bildschirm nur einen bestimmten Teil sehen, könnt ihr den geteilten Bereich entsprechend einschränken. So bleiben etwa private Benachrichtigungen verborgen.
Außerdem könnt ihr das übertragene Fenster minimieren und problemlos andere Apps nutzen, die aber nicht auf dem externen Monitor dargestellt werden. Besonders für Präsentationen dürfte sich dieses Feature daher eignen.
Ultra-Energiesparmodus für sehr lange Akkulaufzeit
Neu ist auch der "Ultra-Energiesparmodus". Dieser soll die Akkulaufzeit besonders im Standby-Modus extrem verlängern. Bei unserem Mi 10 berechnet der Modus mit vollem Akku ganze 378 Stunden Betriebsdauer, also über zwei Wochen.
Allerdings bremst dieser Modus viele Systemprozesse aus. Neben Texten, Anrufen und Netzwerkverbindung könnt ihr nicht mehr allzu viel tun. Immerhin: Gleich sechs Apps dürft ihr auswählen, die auch mit aktiviertem Ultra-Energiesparen noch verwendbar sind.
Endlich ein App-Drawer: Mehr Übersicht auf dem Xiaomi-Handy
Viele Hersteller hatten ihn, Xiaomi aber noch nicht: einen App-Drawer. Dabei handelt es sich um eine Übersichtsseite, die euch alle installierten Programme auf eurem Smartphone anzeigt. Gerade wenn ihr viele Apps installiert habt, sorgt so ein Drawer für sehr viel Übersicht. Denn ihr solltet nur die Programme auf dem Homescreen abladen, die ihr wirklich regelmäßig verwendet. Und ist der Homescreen aufgeräumter, findet ihr eure Apps deutlich schneller.
MIUI 12 lässt euch auf einer Übersichtsseite zudem auswählen, wie transparent der Hintergrund im App Drawer sein soll. So könnt ihr den Look nach euren Wünschen anpassen. Wenn ihr wollt, könnt ihr hier auch aktiveren, dass die von euch am meisten genutzten Programme direkt ganz oben im Drawer erscheinen. Das beschleunigt den Zugriff auf häufig verwendete Apps, die ihr aber nicht auf eurem Startbildschirm abgelegt habt.
Neue Wischgeste: Was Xiaomi besser als die Konkurrenz macht
Wer Wischgesten statt der drei Bildschirm-Tasten nutzt, darf sich über noch eine Neuerung von MIUI 12 freuen. Künftig könnt ihr schnell zwischen einzelnen Apps wechseln, wenn ihr vom unteren Bildschirmrand aus etwas nach oben und dann nach rechts oder links streicht. Das mag kompliziert klingen, geht aber in der Praxis locker von der Hand.
Die Wischgeste finden wir sogar besser als entsprechende Versuche anderer Hersteller, bei denen ihr etwa nur am unteren Bildschirmrand von links nach rechts (oder andersherum) wischen müsst. Die Geste von Xiaomi geht locker von der Hand und erleichtert mit etwas Übung den schnellen Wechsel zwischen Programmen.
Auf unserem Testgerät war das Feature noch standardmäßig deaktiviert. Das könnt ihr im Menü “Vollbildanzeige” aber jederzeit ändern. Sehr schön: Ein Tutorial erklärt euch dann auf Wunsch gleich, wie ihr die Geste nutzt.
Dynamische Wallpaper: Supergeil. Punkt.
Ehrlich, wir hätten nie gedacht, dass ein Wallpaper so viel Spaß machen kann. MIUI 12 bringt die sogenannten Super-Hintergrundbilder mit. Aktuell stehen hier die Varianten “Mars” und “Erde” zu Verfügung.
Und die sind einfach nur cool: Auf dem Always-On-Bildschirm wird euch etwa neben der Uhrzeit der entsprechende Planet angezeigt. Weckt ihr das Smartphone auf, zoomt der Hintergrund an den Himmelskörper heran. Sobald ihr das Handy entsperrt und euch zum Startbildschirm begebt, springt der Hintergrund bis zur Planetenoberfläche weiter.
Im Falle der Erde bekommt ihr hier eine hübsche Küste zu sehen, die sich mit euren einzelnen Homescreen-Seiten bewegt. Beim Mars ist es die schöne aber kahle Oberfläche eben dieses Planeten.
Kurz gesagt: Das Ganze macht mehr Freude, als man glauben mag. Und die Konkurrenz bietet derart animierte Hintergründe derzeit nicht einmal im Ansatz. Hier ist MIUI 12 klar Vorreiter und hoffentlich bald auch ein Trendsetter. Denn wir wünschen uns unbedingt weitere Super-Hintergrundbilder. Ein Thema für Always-On-Display, Sperrbildschirm und Homescreen: Das wirkt einfach wie aus einem Guss!
Der neue File Manager: Komfort beim Suchen
Jedes Android-Handy verfügt über einen File-Manager, mit dem ihr ähnlich wie mit dem Windows-Explorer am Computer alle Ordner, wie beispielsweise den für eure Downloads, aufrufen könnt. Diesen hat Xiaomi mit MIUI 12 nochmals verbessert. Inhalte werden automatisch in übersichtliche Kategorien eingeteilt.
So könnt ihr euch zum Beispiel gezielt alle Dokumente oder Videos anzeigen lassen, die sich auf dem Smartphone befinden – unabhängig davon, wo sie abgelegt sind. Besonders nützlich ist das etwa bei Downloads oder wenn ihr via Mail viele wichtige Dokumente geschickt bekommen habt.
Verbesserter Dark Mode: Düsterer Spaß
Mehr als nur Augenschoner: MIUI 12 verbessert auch den systemweiten Dark Mode auf dem Smartphone. Der hüllt das Design in dunkle Farben und macht etwa aus weißen Hintergründen schwarze. Auf der einen Seite ist das am Abend gut für die Augen.
Auf der anderen Seite reduziert es aber auch den Akkuverbrauch. OLED-Handys wie das Xiaomi Mi 10 sparen Energie, weil schwarze Pixel gezielt ausgeschaltet werden können. Der verbesserte Dark Mode ist unserer Meinung nach sehr gelungen.
Floating Windows: Multitasking ganz nach euren Wünschen
Multitasking kennt ihr bereits von anderen Android-Handys? Dann habt ihr “Floating Windows” noch nicht gesehen. Bei anderen Android-Versionen nimmt eine App häufig schlicht eine Hälfte des Bildschirms ein und lässt den anderen Teil für ein weiteres Programm offen. Xiaomi macht es besser: Die zweite App öffnet sich in einem kleinen Fenster, dessen Position und Größe ihr frei anpassen könnt. Das Ganze sieht in etwa aus wie eine Bild-im-Bild-Funktion beim Betrachten von Videos.
So könnt ihr beispielsweise in Ruhe auf eine WhatsApp-Nachricht antworten, während ihr im kleinen Fenster weiter durch Instagram scrollt – oder euch auf Tinder um euer privates Glück kümmert. Die Bedienung ist dabei ziemlich leicht. Tippt und haltet ihr den oberen Bereich des Fensters, könnt ihr es verschieben. An den Kanten lässt sich die Größe ändern. Und wischt ihr an der Unterseite des Fensters nach oben, ist das “Floating Window” wieder verschwunden. Ein Wischer nach unten zeigt die App hingegen im Vollbild an.
Aus unserer Sicht ist das eine praktische und sinnvolle Erweiterung des Multitasking-Features, das ihr womöglich schon von Samsung und anderen Herstellern kennt. MIUI 12 ist hier noch eine Ecke flexibler.
Fazit: MIUI 12 – Xiaomi lohnt sich auch für das User Interface
MIUI 12 zeigt deutlich, wieso sich ein Griff zu einem Xiaomi-Handy lohnen kann. Die Android-Benutzeroberfläche beherrscht mittlerweile viele Tricks und hält hier problemlos mit Größen wie Samsung mit. Besonders mit den Super-Hintergrundbildern, den “Floating Windows” und dem neuen Kontrollzentrum macht das chinesische Unternehmen viel richtig und schafft sich komfortable sowie schicke Alleinstellungsmerkmale.
Hinter dem guten Preis-Leistungs-Verhältnis von Xiaomi versteckt sich ein Gesamtpaket, das den Vergleich mit den in Deutschland bekannteren Marken nicht scheuen muss. Falls Xiaomi für euch bislang nur ein unbekannter Hersteller von Smartphones mit niedrigen Preisen war, solltet ihr also umdenken. Xiaomi hat von der Einsteiger- bis zur Premium-Klasse viele Handys im Angebot – und die bieten mehr als nur niedrige Preise. Hier eine Auswahl, falls ihr mehr erfahren wollt:
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