Neue Module für das Fairphone 2 im Test: Das taugen die Austausch-Kameras

Fairphone Kameramodul
Fairphone Kameramodul (© 2017 CURVED )
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Das modulare Fairphone 2 sollte sich nicht nur leicht reparieren, sondern auch upgraden lassen. Stolze zwei Jahre nach Release des Smartphones mit den fair gehandelten und produzierten Bauteilen gibt es neue Kamera-Module. Wir haben sie getestet.

Für alle, die das Fairphone vielleicht noch nicht kennen: Das Konzept des Smartphones dreht sich vor allem um einen konfliktfreien Herstellungsprozess. Das Fairphone-Team aus den Niederlanden achtet sehr darauf, dass keine Mineralien aus Konflikt- und Krisengebieten verbaut werden, dass die Arbeiter in den Minen und den Fabriken in Asien gut behandelt sowie fair bezahlt werden und dass das Handy am Ende auch gut zu recyclen ist. Außerdem soll es sich leicht reparieren und nun auch upgraden lassen.

Fairphone 2 im Überblick

Neben dem guten Ansatz der fairen Bauweise ist das Fairphone 2 mittlerweile ein älteres Mittelklassesmartphone. Es erschien im Dezember 2015 mit der Technik aus 2014. Zu den Specs: Das Smartphone hat ein fünf Zoll großes Display, das eine Full-HD-Auflösung von 1920 x 1080 Pixel mit einer Pixeldichte von 446 ppi bietet. Durch Gorilla Glass 3 wird es vor Kratzern geschützt. Unter der Haube steckt der Snapdragon 801 von Qualcomm (vier Prozessorkerne), der beispielsweise auch im Galaxy S5 zum Einsatz kam. Unterstützt wird er von zwei Gigabyte Arbeitsspeicher. Inzwischen kommt als Betriebssystem Android 6.0.1 zum Einsatz. Das ist zwar recht alt, doch die Sicherheitsupdates sind stets aktuell (derzeit September 2017). Ein Update auf Android 7 ist zwar in Arbeit, wird aber wohl erst erscheinen, wenn Android 8 schon etabliert ist.

Insgesamt wurden bisher 135.000 Fairphones weltweit verkauft. Das umfasst das erste sowie das aktuelle Modell. Fast die Hälfte aller verkauften Geräte ging dabei nach Deutschland.

Kamera leicht wechselbar

Das Fairphone 2 hatte also einige Schwächen, vor allem die Kamera konnte nicht überzeugen. Umso besser, dass wir die Kameramodule für Front und Rückseite nun einfach ersetzen können.

Die neue rückseitige Kamera löst mit 12 Megapixeln (bisher waren es acht) auf und kostet 45 Euro. Die Frontkamera knipst jetzt mit fünf Megapixeln (statt mit zwei) und kostet 30 Euro. Kauft Ihr gleich beide Module zusammen, zahlt Ihr für das Kameraupgrade nur 70 Euro.

Das Smartphone ist dabei sehr einfach umgebaut. Hülle entfernen, Akku raus, Display abziehen. Danach ist auch das Wechseln der Module ein Kinderspiel. Je zwei (Front-) bzw. drei Schrauben (Rückkamera) sind mit einem blauen Ring gekennzeichnet und müssen per Schraubendreher der Größe 0 entfernt werden, um die Module auszubauen. Die neuen sind von den Maßen baugleich und lassen sich mit den drei Schrauben schnell einsetzen. Damit die Kamera auch erkannt wird, muss mindestens das Fairphone OS 17.08.1 oder Fairphone Open 17.08.1.1 installiert sein. Eine detaillierte Anleitung findet Ihr auf der Webseite von Fairphone. Neben den Kameras bekam das Fairphone auch neue Hüllen, die es ein wenig schlanker wirken und sich besser abnehmen lassen.

Bildqualität verbessert

Für den Vergleichstest haben wir ein Fairphone 2 der ersten Marge mit einem Fairphone 2 und integrierten neuen Modulen nebeneinander gehalten. Auf beiden Geräten läuft das aktuelle Fairphone OS Betriebssystem auf Basis von Android 6.0.1. Getestet wurde im automatischen Aufnahmemodus ohne HDR.

Am auffälligsten sind die besseren Farben und Kontraste, die das neue Kameramodul einfängt. Die Aufnahmen sind realistischer und auch deutlich schärfer. Auch erwähnt sei, dass der Autofokus im neuen Modell die Schärfe schneller gefunden und somit die Kamera  auch schneller ausgelöst hat.

Bei Landschaftsaufnahmen erkennen wir vor allem mehr Details. Während bei der alten Kamera der Himmel nur ein weiß-blauer Fleck war, erkennt man auf Fotos mit der neuen Kamera einzelne Wolken. Auch die Backsteinwände bekommen durch die neue Kamera mehr Details und Kontraste.

Bei den Aufnahmen im Dunkeln wird der Unterschied dann besonders deutlich. Ohne Blitz sind die Aufnahmen bei Nacht mit der neuen Kamera viel heller.

Auch die Frontkamera profitiert durch das Upgrade. Selfies bei Tageslicht haben natürlichere Farben, der Gelbstich ist verschwunden. Und auch im Dunkeln sind die Bilder heller. Gibt es allerdings kein Umgebungslicht, kann der Sensor auch nichts mehr machen.

Upgrades sind schwer zu realisieren

Fairphone geht einen interessanten Weg, um sein inzwischen fast zwei Jahres altes Smartphones weiterhin zu unterstützen und funktional zu halten. Wie uns die Entwickler auf der IFA in Berlin verrieten, war selbst das Upgrade des kleinen Kameramoduls eine große Hürde. Denn so etwas wurde in der Industrie noch nicht gemacht. Sieben Partner waren dafür vonnöten. Unter anderem muss zum Beispiel der Support für den neuen Kamerasensor durch die ältere Plattform gewährleistet sein. Und für eine so kleine Auflage wie es beim Fairphone 2 derzeit noch der Fall ist, will eigentlich niemand produzieren. Damit es am Ende an jeder Ecke passte, verging viel Zeit. Ob es nochmal ein Upgrade geben wird, ist noch nicht entschieden. Der Aufwand für die Konzeption eines neuen Bauteils ist sehr hoch und unter Umständen auch abhängig  von den Partnern. So versteht man vielleicht besser, warum Google das Projekt für sein modulares Smartphone ARA eingestellt hat.

Die Fairphones sind so konzipiert, dass man Kameras, Akku, Display und das untere Modul, bestehend aus Lautsprechern, Vibrationsmotor, USB-Anschluss und Mikrofon, austauschen kann. Das ist super, wenn es darum geht, ein langlebiges Smartphone zu produzieren. Doch das Hauptmodul mit Prozessor und Co. lässt sich nicht wechseln. Wie lange kann man mit einem Smartphone zufrieden sein, das technisch auf dem Stand von 2014 ist? Dazu hat sicherlich jeder seine eigene Meinung. Fairphone selbst spricht von einer technischen Lebensdauer von drei bis fünf Jahren. Als ich mein Fairphone 2 2015 vorbestellte, habe ich 525 Euro dafür ausgegeben. Mit den neuen Modulen kostet es heute immer noch 520 Euro. Vergleichbare Modelle wie das OnePlus X, das LG G3 oder Samsungs Galaxy S5 werden heute nicht mehr hergestellt, kosten gebraucht etwa die Hälfte.

Fazit: neue Kamera in altem Gerät

Wie Ihr an den Beispielfotos oben sehen könnt, sind die Fotos mit dem neuen Kameramodul deutlich besser gelungen. Auch die Preise gehen in Ordnung. Das Fairphone an sich ist auch heute noch ein nettes Smartphone, dessen Leistung für die meisten alltäglichen Anforderungen wie Surfen im Netz, Lesen und Schreiben von Nachrichten, Videowiedergabe und Musik hören reicht. Eine aktuellere Version des Betriebssystems wäre allerdings wünschenswert.

In diesem Artikel

Testwertung: Fairphone 2

Top
  • Fotos haben bessere Farben, deutlichere Kontraste und mehr Details
  • Fotos sind auch im Dunkeln heller und farbechter
Flop
  • Weitere Hardware-Upgrades gar nicht bzw. in langer Zeit
  • Update auf Android 7 wohl erst wenn Android 8 schon verfügbar
Feature Tabelle
  • Betriebssystem
    Android 5.1
  • Prozessor: Name
    Snapdragon 801
  • Prozessor: Taktung
    2.26 Ghz
  • Prozessor: Anzahl Kerne
    4
  • Speicherkapazität
    32 GB
  • Arbeitsspeicher
    2 GB
  • Kamera-Auflösung: Back
    8 Megapixel
  • Kamera-Auflösung: Front
    2 Megapixel
  • Bildschirmdiagonale
    5 Zoll
  • Auflösung Höhe
    1920 Pixel
  • Auflösung Breite
    1080 Pixel
  • Grafikchip
    Adreno 330
  • Display Technologie
    LCD
  • Display Pixeldichte
    446 ppi
  • Schnittstellen/Anschlüsse
    Micro-USB
  • Feature: Bluetooth
  • Feature: WLAN
  • Feature: GPS
  • Feature: GPRS/EDGE
  • Feature: UMTS
  • Feature: LTE
  • Feature: Erweiterbarer Speicher
  • Feature: Dual-SIM
  • Akkuleistung
    2420 mAh
  • Höhe
    143 mm
  • Breite
    73 mm
  • Tiefe
    11 mm
  • Gewicht
    148 g
  • Status
    Getestet
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