Sonys Produktzyklen für die eigenen High End-Smartphones werden immer kürzer: Löste das Xperia Z2 seinen Vorgänger nach nur etwas mehr als einem halben Jahr ab, ist das neue Z3 sogar bereits fünf Monate später im deutschen Handel eingetroffen — und in der CURVED-Redaktion. Wir haben das vorsichtig renovierte Flaggschiff der Japaner getestet. Im CURVED-Review erfahrt Ihr, was der 5,2-Zoller besser macht als die Konkurrenz und wo es noch Verbesserungsbedarf gibt.
Ein wenig fliegen die großen Sony-Smartphones — im Gegensatz zu den ausgezeichneten Compact-Ablegern — unter dem Radar der ganz großen Aufmerksamkeit: Der Hype um ein neues Xperia Z-Modell erreicht selten die Ausmaße wie bei einem neuen Galaxy S, einem HTC One oder auch nur einem LG-Flaggschiff. Das ist an sich schade, denn schließlich sind Sonys Zs durchaus ehrenwerte Android-Smartphones, die mit gutem Design, Wasserdichte und ordentlichen Leistungswerten punkten. Ob es nun am Marketing-Budget liegt, daran, dass Sony in der breiten Masse immer noch nicht so richtig als Smartphone-Hersteller wahrgenommen wird, oder schlicht daran, dass den Xperias zuletzt der Wow-Effekt abging, kann ich nicht mit Sicherheit sagen.
Allerdings muss auch ich nach meiner Testwoche mit dem neuen Z3 feststellen, dass der 5,2-Zoller in vielerlei Hinsicht zwar ein großartiges Smartphone ist, zumindest mich aber auch wieder auf der emotionalen Ebene nicht gepackt hat. Grund dafür sind trotz teilweise überraschend positiver Eigenschaften hauptsächlich ärgerliche Kleinigkeiten und — so oberflächlich das nun klingt — das elegante, aber für meinen Geschmack zu gefällige Design ...
Design: glatt, gefällig, etwas rundlicher
Bei so kurzen Launchabständen, wie Sony sie bei seinen Android-Flaggschiffen hinlegt, bleibt nicht allzu viel Zeit und Raum für große Innovationsschritte — das wird schon beim ersten Blick auf das neue Z3 deutlich, das sich hinsichtlich seines Designs nicht wesentlich vom Vorgänger unterscheidet, wie auch in unserem Hands-On-Video des 649 Euro-Phones von der IFA 2014 ersichtlich wird:
Zwar wurde das Xperia Z3 schon Anfang September erstmalig präsentiert — also mehrere Wochen vor den neuen iPhones –, dennoch war mein erster Gedanke nach dem Auspacken in der Redaktion: "Huch, das ähnelt aber irgendwie dem 6 Plus ..." Weder Sony noch Apple sei damit irgendwas unterstellt, aber zur Veranschaulichung taugt der Vergleich durchaus — weil beide Geräte über komplett abgerundete, metallische Ränder verfügen, was weiterhin eher die Ausnahme ist. Selbst das Z2, das dem Z3 optisch grundlegend zwar stark ähnelt, kam aber noch mit kantig geschliffenem Rahmen, beim Nachfolger ist nun alles gleichmäßig gerundet.
Damit hören die Gemeinsamkeiten mit Apples neuem Smartphone aber auch auf. Die berüchtigten abgerundeten Ecken des Z3 sind dann doch deutlich eckiger als beim iPhone 6 Plus und bestehen beim Sony-Smartphone aus gehärtetem Nylon, was bei Stößen und Stürzen vorteilhaft wirken soll. Und fallen tut das Z3 öfter: Die glasbedeckte Rückseite des Smartphones ist derart glatt, dass mir der 5,2 Zoller im Testzeitraum gleich zweimal von scheinbar ebenen Tischen gerutscht ist — ganz langsam und zunächst unmerklich gleitet das Z3 zuweilen von alleine los —, bis ich es dann nur noch mit der Front nach unten abgelegt habe. Frischgebackene Z3-Besitzer sollten sich diese Warnung zu Herzen nehmen und beim Ablegen stets besser mehrfach prüfen, ob das Smartphone auch da liegen bleibt, wo es soll.
Wie von Sony-Geräten inzwischen bekannt, befinden sich sämtliche Ports und Slots hinter Abdeckungen, damit auch das Z3 nach IP68 bei bis zu einem Meter Tiefe für mindestens eine halbe Stunde wasserdicht ist — nass abwischen ist also mit dem Z3 genauso unbedenklich möglich, wie ausgedehnte Badewannen-Sessions oder sogar kleinere Tauchgänge im Swimming Pool. Im Vergleich zum Z2 ist das neue Flaggschiff geschrumpft, einen ganzen Millimeter flacher und deutlich leichter geworden (146 x 72 x 7,3 mm bei 152 Gramm); und dennoch wirkt es nicht so: Es geht etwas ins Subjektive, aber tatsächlich sieht und fühlt man dem Z3 seine Schlankheit nicht an — man weiß um sie, ist dann aber verwundert, wenn man das Gerät in die Hand nimmt, warum der Wow-Effekt ausbleibt.
Und ähnlich verhält es sich mit dem Design. Das ist wie oben beschrieben faktisch über jeden Zweifel erhaben, das Z3 ein wahnsinnig hochwertiges und edles Stück mobiler Technik — im Android-Bereich immer noch keine Selbstverständlichkeit. Aber in der gleichförmigen, rechteckigen Gestalt liegt für mich die erwähnte "Gefälligkeit" des Designs begründet: Das Z3 hat keine Ecken und Kanten, buchstäblich wie übertragen, keine geschwungenen Linien, keine Kurven oder Bögen. Damit wirkt es auf mich damit nicht direkt langweilig, aber eben auch nicht spektakulär. Es weckt in mir kaum Emotionen oder den dringenden Wunsch, es anzufassen oder bewundernd zu betrachten, so wie es das HTC One M8, das LG G3 und zuletzt das neue Moto X taten. Das ist natürlich Kritik auf hohem Niveau — und gerade solange es auch Top-Smartphones vom Schlage eines Galaxy S5 gibt, muss sich das Z3 bestimmt keinerlei Sorgen darüber machen, unattraktiv zu sein.
Display: bei Bedarf sehr hell
1080p-Auflösung und ein 5,2 Zoll großes Triluminos IPS-LCD mit einer Pixeldichte von 424 ppi stehen auf dem Papier — und dem Z3 auch im Alltag sehr gut: Die Schärfe ist vollkommen ausreichend, auch wenn Sony beim Z3 weiterhin nicht auf die Marketing-wirksame WQHD-Auflösung setzt (was ich bekanntlich gut finde), die Blickwinkel sind ebenfalls Oberklasse. Da wir es aber mit einem LCD und keinem AMOLED-Screen zu tun haben, sind schwarze Flächen leider nie so richtig schwarz; Weißtöne hingegen stellt das Z3 ohne Farbstich dar. Zwar wirken die Farben auf dem Z3-Screen subjektiv zuweilen etwas blass und pastellig; wie ein direkter Vergleich mit anderen Geräten aber zeigt, liegt das lediglich daran, dass die automatische Helligkeitsregelung ein wenig zu dunkel justiert. Wer es blendend mag, kann die Helligkeit manuell bis zum Anschlag hochregeln und wird dann mit einem ausreichend gleißenden Display belohnt. Die Farbtemperatur lässt sich mit Bordmitteln allerdings nicht anpassen.
Gut gefiel mir, dass Sony dem Z3 das Doppeltap-Feature zum Aktivieren des Displays spendiert — das eben nicht LG erfunden, sondern die Japaner damals im Xperia Tablet Z debütieren haben lassen. Anders als bei LG taugt ein weiterer Doppeltap aber nicht zum Deaktivieren des Screens, hier muss dann doch der ikonische runde Powerbutton an der Seite bemüht werden.
Auf dem 5,2 Zoll-Screen des Z3 befindet sich weder eine Displayschutzfolie, wie es zuletzt bei Sony Standard war, noch besteht es aus dem bekannten Gorilla Glass. Welche Maßnahme die Japaner genau ergreifen, um den kostbaren Screen vor Kratzern zu schützen, ist nicht exakt bekannt — allerdings funktioniert sie nicht richtig: Nach einer Woche nicht übervorsichtiger aber auch nicht fahrlässiger Benutzung finden sich im oberen Drittel unseres Testgerätes bereits drei Kratzer in verschieden breiter und langer Ausführung.
Hardware und Performance: Es verliert Leistung ..!
In unserem Vergleichsvideo von Z3 und Z3 Compact hat es sich ja bereits gezeigt: Das 5,2 Zoll-Smartphone mit 3 GB ist grundsätzlich so schnell, wie man es von diesem Chipsatz bei dieser Auflösung erwarten darf — allerdings leider am unteren Spektrum.
Denn rund 35.000 Punkte im CF und knapp 41.000 Punkte in AnTuTu 5.1, die unser Testgerät erreichte, sind Werte, die von anderen Geräte mit Snapdragon 801-Chipsatz locker überboten werden — und zwar inklusive des kleineren günstigeren Motorola Moto X. Wohin die Performance beim Z3 zumal in Anbetracht der eigentlich satten 3 GB RAM verschwindet, ist mir nicht ganz klar; ich vermute Sonys UI als Ursache.
Das ist einerseits ernüchternd — aber ist es im Alltag auch relevant? Nach vielen Stunden des Herumspielens mit dem Gerät kann ich attestieren, dass das Z3 weder auf der Oberfläche noch in Apps oder anspruchsvollen Games ruckelt und alles flüssig und befriedigend schnell läuft. Entwarnung also auch für mobile Zocker. Ein seltsamer Nachgeschmack bleibt aber hinsichtlich des nominellen Leistungsloches ...
Software: auch dezent
Android in der noch aktuellsten Version 4.4.4 verrichtet auf dem Xperia Z3 seine Arbeit, darüber liegt Sonys eigene Benutzeroberfläche, die dezent genug daherkommt: Augenscheinlichstes Heraustellungsmerkmal sind die erweiterten Funktionen im App-Drawer, wo sich Anwendungen über ein von linken Rand herauswischbares Overlay sortieren, deinstallieren oder suchen lassen. Daneben gibt es dezente Anpassungen im Einstellungsmenü, den Kontakten sowie im Dialer, die alle in Weiß erstrahlen. Soweit, so von der Z-Reihe gewohnt.
Wie oben ausgeführt vermute ich die niedrigen Benchmarkwerte irgendwo in der Sony-Software begründet — auf dem Homescreen und im App-Drawer merkt Ihr davon aber nichts, denn das Z3 läuft hier jederzeit flüssig und ohne Ruckler oder längere Denkpausen etwa beim Starten von Apps. Einziges Problemchen, das mir ab und an unterkam: Hat sich in kompatiblen Anwendungen mal die Bildschirmausrichtung auf den Landschaftsmodus gestellt, kehrt diese beim Zurückdrehen zu oft einfach nicht in die Porträt-Ansicht zurück — hier muss das Z3 dann im schlimmsten Fall etwas heftiger geschüttelt und hin- und hergedreht werden. Das ist aber nur ein kleiner Bug, den Sony sicherlich mit einem der kommenden Software-Updates beheben wird.
Die vorinstallierten und teils auch nicht deinstallierbaren Applikationen, oft auch liebevoll Bloatware genannt, beschränken sich auf dem Z3 wenigstens auf Sony-eigene Anwendungen (yeah, keine HRS- oder kaufDA-Apps!) à la Lifelog, Sociallife sowie diverse teils redundante Medien-Hubs. Ob Ihr die benötigt und nutzt, ist Euch überlassen. Sie bleiben jedenfalls erstmal auf dem Gerät.
Ein kleines Feature noch, das mich sehr gefreut hat: Drückt man den Powerbutton des Z3 etwas länger, erscheinen nicht nur die Android-bekannten Schaltflächen zum Aus- und Stummschalten oder für den Flugmodus, sondern neben einem Button für Screenshots auch einer zum Aufnehmen von Screencasts: Einfach drücken, im auftauchenden Widgets die gewünschten Einstellungen vornehmen und den Rec-Button betätigen — schon wird das Geschehen auf dem Screen als Video abgegriffen und nach Beendigung der Aufnahmen in der Galerie hinterlegt.
Kamera: 20,7 MP für "okaye" Fotos
20,7 MP mit 1/2,3" Exmor-Sensor klingt nach grandiosen Fotos — im Ergebnis sind die mit dem Z3 geschossenen Bilder dann aber auch "nur" guter Durchschnitt. Ich war zufrieden mit den Schnappschüssen von einem zugegeben eher grauen Frühherbsttag, aber nicht überwältigt.
Die Kamera-App, die praktischerweise auch über langes Drücken des dedizierten Kamera-Buttons gestartet werden kann, ist aufgeräumt und bietet die in der Android-Oberklasse inzwischen üblichen Funktionen und Einstellungen. Zusätzlich könnt Ihr auch noch zig Aufnahmemodi wählen — alle Testfotos oben wurden übrigens mit der "Überlegenen Automatik" geschossen —, unter anderem auch Zeitlupen-Filme und Videos in 4K-Auflösung in guter Qualität.
Die obigen Testfotos sowie ein mit dem Z3 aufgenommenes HD-, ein 4K- und ein Zeitlupenvideo könnt Ihr bei Interesse auch in Originalgröße auch hier aus der Dropbox zur eingehenderen Betrachtung herunterladen.
Akku, Speicher und Sound: Was für eine Ausdauer!
Und jetzt kommt's: Wen bislang beim Lesen dieses Reviews das Gefühl erschlich, Sony hätte mit dem Z3 zwar ein gutes, aber völlig durchschnittliches Top-Smartphones vorgestellt, dem geht es wie mir — bis ich nach ein zwei Tagen erlebte, wie lange der 5,2 Zoller mit einer Akkuladung durchhält. Exakt dieses wohl größte Problem fast aller aktuellen Smartphones behebt Sony im Z3 im Vorbeigehen.
Zwar verbauen die Japaner einen ordentlichen 3.100 mAh-Akku im Z3; ähnlich gut ausgestattet ist aber auch beispielsweise das LG G3. Nur das Sonys Z3 damit ohne Mühen — sprich mit deaktivierten Stromspar-Funktionen, die es natürlich auch noch gibt — und nicht ausnahmsweise, sondern regelmäßig auf Laufzeiten von 36 Stunden kommt. Wohlgemerkt bei durchaus intensiver Benutzung mit Gaming, Surfen und Videokonsum. Das Xperia Z3 war somit das erste Flaggschiff-Smartphone in meinem Testparcours, das ich mehrfach abends mit gutem Gewissen nicht ans Ladegerät gehängt habe — weil ich wusste, dass auch morgen früh noch genügend Saft für mindestens einen halben Tag übrig sein wird. Das ist beeindruckend, befriedigend und eröffnet mir als Nutzer teilweise ganze neue Entspannungswelten im sonst so stressigen Lade-Alltag.
Von den 16 GB internem Speicher unseres Testgerätes standen uns lediglich 11,5 GB tatsächlich zur Verfügung, glücklicherweise verfügt das Z3 aber über einen micro SD-Kartenslot zur Erweiterung, der bis zu 128 GB-große SDXC-Exemplare schluckt. Auch toll: Das Z3 ist mit zwei nach vorne gerichteten Lautsprechern ausgestattet, was den Konsum von Videos und Spielen zu einem nochmals größeren Spaß macht. Hier gibt es aber auch noch einen klitzekleinen (Software-)Makel, der hoffentlich leicht von Sony behoben werden kann: Die Lautstärkeregelung sorgt erst ab den beiden letzten Stufen dafür, dass ordentlich Krach aus den Boxen kommt; darunter ist das Z3 etwas zu leise.
Fazit: (beinahe) unspektakulär, aber gut
Fast hätte ich hier geschrieben, dass das Z3 ein schönes, gutes, aber eben auch etwas langweiliges Smartphones ist, das nichts falsch macht, aber auch weder funktional noch optisch Köpfe verdreht. Fast — denn da ist noch diese grandiose Akkulaufzeit. Das mag nun nicht das technische Merkmal sein, mit dem Sony sein Flaggschiff vorangig beworben wissen möchte, aber es ist das, das für mich grandios heraussticht.
Das mag nun schon auch daran liegen, dass der Rest eben kaum Reibungspunkte liefert: Das Design ist gut, aber unspektakulär. Das Display ist gut, aber unspektakulär. Die Kamera ist gut, aber unspektakulär. Die Software hat zwei, drei feine Features, aber auch ein paar Makel. Die Frontlautsprecher sind grundsätzlich richtig positioniert, aber etwas zu leise, es ist so richtig wasserdicht, rutscht aber gerne mal vom Tisch. Das Z3 ist ein Smartphone für alle, die High-End wollen, dabei keine großen Fehler in Kauf nehmen möchten und ... richtig lange Akkulaufzeiten schätzen.
Testwertung: Sony Xperia Z3
- Fantastische Akkulaufzeit
- Schickes Design ...
- Gute Software ...
- Wasserdicht
- Seltsamer Leistungsschwund
- ... das aber nicht begeistert
- ... mit Macken
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BetriebssystemAndroid Marshmallow 6.0
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Prozessor: NameQualcomm Snapdragon 801
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Prozessor: Taktung2.5 Ghz
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Prozessor: Anzahl Kerne4
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Speicherkapazität16 GB
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Arbeitsspeicher3 GB
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Kamera-Auflösung: Back20.7 Megapixel
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Kamera-Auflösung: Front2.2 Megapixel
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Bildschirmdiagonale5.2 Zoll
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Auflösung Höhe1920 Pixel
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Auflösung Breite1080 Pixel
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GrafikchipAdreno 330
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Display TechnologieLCD
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Display Pixeldichte424 ppi
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Schnittstellen/AnschlüsseMicro-USB
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Feature: Bluetooth
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Feature: WLAN
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Feature: NFC
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Feature: GPS
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Feature: GPRS/EDGE
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Feature: UMTS
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Feature: LTE
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Feature: Erweiterbarer Speicher
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Akkuleistung3100 mAh
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Höhe146.5 mm
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Breite72.3 mm
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Tiefe7.3 mm
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Gewicht152 g
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StatusAusverkauft