Die Xbox One X von Microsoft ist bei Erscheinen die leistungsstärkste Konsole auf dem Markt. Ihr Versprechen: "echtes 4K-Gaming". Ob die Konsole ihr Versprechen hält oder ob es sich dabei nur um Marketing handelt und was die One X darüber hinaus noch zu bieten hat, haben wir uns in einem Hands-On angeschaut.
Auf der E3 2017 waren alle Augen auf Microsoft gerichtet, die als einzige dieses Jahr eine neue Konsole präsentiert hatten. Auch auf der Gamescom in Köln dürfte die Xbox One X im Interesse vieler Besucher stehen. Immerhin, so Microsoft, beherrscht das Hardware-Update der Xbox One natives 4K. Auch die kleinere Schwester, die One S, stellt Inhalte in 4K dar, allerdings hochgerechnet. Bei der Xbox One X soll es hingegen umgekehrt sein: Die Konsole soll nicht nur 4K darstellen können, sondern die Auflösung bei Bedarf durch Supersampling runterrechnen. Konkret heißt das: Wenn Ihr die One X an einen Full-HD-Fernseher anschließt, sieht das Bild im Vergleich zur klassischen One schärfer und detailreicher aus. Damit will Microsoft auch Besitzer von Nicht-4K-Fernsehern ansprechen.
Das Hands-On
In die Hand nehmen konnten wir die One X auf der Gamescom nicht. Sie stand gut geschützt in Glasvitrinen. Aber darum geht es schließlich auch nicht bei einer Videospielkonsole – abgesehen von der Nintendo Switch. Optisch unterscheidet sich die One X nur minimal von der S. Lediglich das mattschwarze Finish des Gehäuses und die nur im direkten Vergleich geringere Größe verraten, dass es sich um die neuere Version handelt.
Den Controller hat Microsoft nicht überarbeitet. Der One-Controller liegt auch der One X bei. Neu ist, dass Design Labs nun endlich auch in Deutschland verfügbar ist. Der Online-Service erlaubt es Euch, den Controller farblich neu zu gestalten, zu gravieren und ihn anschließend in Euren Lieblingsfarben zu bestellen. Wir haben es uns selbstverständlich nicht nehmen lassen, einen passenden CURVED-Controller zu designen. Schick, oder?
Das Spielgefühl
Um es gleich vorweg zu sagen: Die Bedingungen auf einer Messe ausführlich in ein Spiel reinzuspielen, sind nicht vergleichbar mit jenen zuhause. Allerdings fährt Microsoft für die Präsentation der One X natürlich nur Hightech auf. Heißt: Die One X kommt selbstverständlich nur an 4K-Fernsehern samt HDR-Unterstützung zum Einsatz. Von Dolby Atmos konnten wir uns in einer Trailer-Show in einem eigens dafür eingerichtet Saal einen audiovisuellen Eindruck verschaffen.
Anspielen konnten wir bereits "Forza Motorsport 7", "Assassin's Creed Origins" und "Shadow of War". Vor allem den ersten Titel positioniert Microsoft derzeit verstärkt als Vorzeigetitel und Verkaufsargument für das Hardware-Update. Zurecht. Denn bei der Anpassung an die Leistung der One X hat Entwickler Turn 10 Studios ganze Arbeit geleistet. Die Rennen sehen nahezu fotorealistisch aus, bei den über 700 Fahrzeugen lassen sich dank verbessertem Kontrast durch HDR minimalste Details ausmachen. Als Rennspiel profitiert "Forza Motorsport 7" natürlich besonders von den 60 Bildern pro Sekunden, die Microsoft für viele Titel auf der One X anstrebt. "Forza Motorsport 7" ist einer, der dieses Ziel erreicht. Die rasante Performance auf der Rennstrecke läuft spürbar flüssig und konstant, selbst bei Regen und Nässereflektion auf der Strecke und der Karosserie. Dass "Forza Motorsport 7" nicht unter 60 Bilder pro Sekunde fällt, liegt aber nicht zuletzt daran, dass die Rennen auf vergleichsweise kleinen Bereichen stattfinden.
Bei Spielen, vor allem nicht-exklusiven, wie "Assassin's Creed Origins" oder "Shadow of War" verhält es sich allerdings schon anders. Wenngleich beide Titel großartig in 4K aussehen, bleibt abzuwarten, ob auch sie mit flüssigen 60 Bildern pro Sekunde überzeugen können. Zumindest bei Ubisofts Open-World-Titel sieht es aktuell nicht so aus, als würde er tatsächlich natives 4K und 60 Bilder pro Sekunde erreichen. Immerhin gehören "Assassin's Creed Origins" und "Shadow of War" aber zu den bereits über 100 bestätigten Spielen, die von der zusätzlichen Leistung der One X profitieren sollen. Die 4K-Updates will Microsoft kostenlos zur Verfügung stellen, sobald die Konsole erhältlich ist.
Vorläufiges Fazit
Die Xbox One X ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite ist die schiere Power, die Microsoft in der Konsole verbaut hat, natürlich sexy. Andererseits steht die berechtigte Frage im Raum, wohin mit der Leistung? 4K und HDR sind "the next big thing" in der Unterhaltungselektronik. Aber allein dafür 500 Euro in eine Konsole zu investieren, die darüber hinaus keine Alleinstellungsmerkmale mit sich bringt?
Die One X ist als Teil des Xbox-One-Ökosystem kompatibel mit allen One-Spielen – das ist Fluch und Segen zugleich. Segen, weil Spieler, die sich für die One X entscheiden, auf einen seit über drei Jahren wachsenden Spielekatalog zurückgreifen können. Fluch, weil alle Spiele eben auch auf der schwächeren One und One S laufen müssen. Das heißt, dass es für die One X keine exklusiven Spiele geben wird, die über 4K hinaus von den sechs Teraflops profitieren. Von wirklichen neuen Gameplay-Ideen oder kreativen Spielen ist auch in Köln nichts zu sehen – zumindest nicht bei Microsoft. Überhaupt besteht ein Großteil des Line-Ups aus Fortsetzungen etablierter Spielereihen.
Microsoft verspricht zwar darüber hinaus auch spürbar kürzere Ladezeiten, davon müssen wir uns aber erst in einem Test überzeugen. Überhaupt ist die Software derzeit Microsofts Achillesferse und dürfte für viele der Grund sein, sich keine One X anzuschaffen. Im direkten Vergleich mit Sony und Nintendo wartet Microsoft kaum mit exklusiven Spielen auf, die ausschließlich auf ihrer Plattform spielbar sind. Und die wenigen, die es gibt, werden teils gecancelt ("Scalebound"), teils verschoben ("Crackdown 3") und sind darüber hinaus auch alle dem PC spielbar. Und der kann 4K schon lange.