Apple und Samsung laut Cyanogen zum Untergang verdammt

Kirt McMaster
Kirt McMaster (© 2015 Cyanogen )
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Länger keine hanebüchenen Branchen-Prognosen von Cyanogen Inc mehr gehört, höchste Zeit also, dass Kirk McMaster wieder einmal lospoltert: Der CEO der Custom ROM-Schmiede postulierte jüngst in einem Interview, Samsung und Apple werde in den kommenden Jahren das gleiche Schicksal wie einst Nokia und RIM ereilen — sprich beide Unternehmen werden in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.

Kirt McMaster ist bekanntlich kein Freund der leisen Töne. Erst vor ein paar Woche kündigte er an, sein Unternehmen Cyanogen Inc. werde das Android OS "von Google befreien" — was er damit meint und wie wahrscheinlich die Erfolgsaussichten dieses Unterfangens sind, haben wir bereits dargelegt. Nach Google kriegen nun auch zwei weitere Big Player der Mobile-Branche ihr Cyanogen-Fett weg: Samsung und Apple werden die Veränderungen des Smartphone-Marktes in der jetzigen Form nicht überleben, prophezeit McMaster gegenüber dem Business Insider; Samsung gibt er noch fünf Jahre, Apple ein wenig länger.

"Die aktuellen Top-OEMs wie Samsung werden in den nächsten fünf Jahren die nächsten 'Nokias' sein, sie werden abgeschlachtet (sic) werden. Auf lange Sicht wird auch Apple Probleme bekommen, weil sie im Einstiegs-Segment schlicht nicht wettbewerbsfähig sind."

Den Grund für diese aus seiner Sicht unweigerliche Entwicklung, sieht McMaster in der Sättigung der Märkte, dem Erstarken lokaler Player in Schwellenländern und der Unfähigkeit von Samsung und Apple sich auf die regionalen Gegebenheiten einzustellen sowie im günstigen Low End-Sektor konkurrenzfähig zu sein.

So hat in der Ersten Welt inzwischen jeder geneigte Nutzer ein 5 Zoll-Smartphone mit ausreichend starker Hardware, gleichzeitig kommen mehr und mehr solcher Geräte zum kleinen Preis in den Handel. Das Smartphone wird McMasters Erachten nach, zunehmend zum Verbrauchsartikel, das sich über kurz oder lang nicht mehr über die Marke oder Hardware wird von Konkurrenzprodukten absetzen können. Besonders in den Schwellenländern wäre diese Entwicklung schon jetzt spürbar.

"Underdogs" bieten günstige Geräte an und kennen die heimischen Märkte

Dort, wo der Preis für die Geräte eine noch entscheidendere Rolle als bei uns spielt, hätten Samsung und Apple heute schon keine Chance mehr, wie das Erstarken von kleinen, schnellen Herstellern wie Xiaomi, Oppo oder Micromax in Ländern wie Indien und China eindrucksvoll beweist. Die können nämlich dank der Komplettlösungen der Hardware-Zulieferer und Chiphersteller wie Qualcomm oder Mediatek, sehr potente Smartphones für wenig Geld entwickeln und verkaufen.

Hinzu käme das bessere Verständnis dieser Underdogs der eigenen Märkte und Vertriebsstrukturen; Global Player wie Samsung oder Apple werden dort von den wieselflinken und ehrgeizigen lokalen Herstellern einfach überrannt. Dazu McMaster wörtlich: "Das könnte alles rasend schnell gehen, wie es oft genug der Fall ist. Schauen Sie sich an, was mit RIM passiert und wie es Nokia ergangen ist. Im vergangenen Sommer hat Micromax Samsung als den dominierenden Feature-Phone-Player in Indien überholt. Und das ist tatsächlich innerhalb von nur acht Monaten geschehen."

Der Markt wird sich verändern, Apple und Samsung aber nicht verschwinden

Zugegeben, nehmen wir etwas von dem lauten Gepolter über den Untergang der zwei derzeit dominierenden Mobile-Marken heraus, sind McMasters Prognosen nicht unplausibel: Der Markt wird sich in den nächsten Jahren definitiv verändern und Samsung und Apple müssen durchaus auf der Hut sein, sich nicht zu sehr auf ihren Lorbeeren auszuruhen und den Anschluss vor allem in den neuen Märkten zu verlieren. Dass Smartphones in den kommenden Jahren zur ganz alltäglichen Verbrauchsware werden, bei der es beinahe egal ist, wer sie produziert hat, klingt wenigstens für unsere Breiten zunächst etwas utopisch — dafür scheinen uns die Begleiter zu sehr mit Image- und Style-Faktoren besetzt zu sein. Das kann sich aber tatsächlich schnell ändern, zumal sich die Top-Geräte in Sachen Hardware schon heute kaum noch voneinander unterscheiden. Kommen jetzt noch Wearables wie Smartwatches oder Brillen hinzu, dann kann das Smartphone durchaus zum generischen Mini-Computer, der in der Tasche bleibt, verkommen.

Was Samsung und Apple von RIM und Nokia aber unterscheidet, ist dass sie größer und vor allem viel breiter aufgestellt sind: Selbst wenn Samsung die Smartphone-Sparte absaufen sollte — dann verkaufen sie eben Kühlschränke und Waschmaschinen, Fernsehgeräte oder auch Artillerie, um etwaige Verluste aufzufangen. Und Apple bedient ohnehin eine ganz andere Kundschaft, die noch auf lange Sicht nach den Produkten aus Cupertino gieren wird. Und die bestehen ja auch nicht nur aus Smartphones. Sowohl die Koreaner als auch Apple werden uns also noch ein Weilchen erhalten bleiben. Aber wohl notgedrungen auch Raum machen müssen für die Underdogs. Und das finden wir eigentlich ganz gut.

Bleibt für Cyanogen Inc. zu hoffen, dass das einst sehr sympathische Projekt vor lauter Bellen in den vergangenen Monaten das Beißen nicht verlernt hat und ebenfalls Teil dieser neuen Smartphone-Ordnung werden wird.

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