Immer mehr Drohnen fluten den Markt. Da bleibt es nicht aus, dass sich Hersteller auf bestimmte Funktionen spezialisieren. GoPro zeigte nun mit der Karma eine ausgewiesene Kameradrohne. Hier bekommt Ihr eine Übersicht zu den derzeit besten (bezahlbaren) Begleitern für Luftfotografen.
Anfang des Jahres hat die Bundesluftfahrtbehörde der USA (FAA) eine Prognose veröffentlicht, wie sich die Verkaufszahlen ziviler Drohnen entwickeln könnten: Sollen im Jahr 2016 etwa 1,9 Millionen der unbemannten Flugobjekte verkauft werden, könnten es im Jahr 2020 schon 4,3 Millionen sein. In Deutschland wurden laut Berichten bis Ende August 400.000 Drohnen verkauft. Doch aktuell taugen nur sehr wenige für wirklich ambitionierte Aufnahmen aus der Vogelperspektive.
DJI "Phantom 4"
Der Quadrocopter von DJI bietet eine Kamera mit 4K-Auflösung (3840 × 2160 Pixel) für Videoaufnahmen mit 30 Bildern pro Sekunde (UHD, 4096 × 2160, mit 25 fps). Schraubt Ihr die Qualität auf Full-HD herunter, schafft die Kamera 120 Bilder pro Sekunde. Vibrationen und Geruckel werden durch den Drei-Achsen-Gimbal ausgeglichen, an dem die Kamera hängt. Dieser hält die Kamera ruhig und stabil, selbst wenn die Drohne im Wind ein bisschen zappelt. Fotografen schießen Drohnies mit 12 Megapixeln in Adobes RAW-Format DNG.
Der Akku der Drohne hält bis zu 28 Minuten durch. Bis zu fünf Kilometer kann sie sich theoretisch von Euch entfernen. Ihre Spitzengeschwindigkeit liegt bei 72 Kilometern pro Stunde. Das Besondere: Die Phantom 4 erkennt sogar Hindernisse und kann sie automatisch umfliegen. Preis: ca. 1.400 Euro. Wer nicht unbedingt das neuste Modell benötigt, kann auf die Phantom 3 Professionell (1.200 Euro) oder Phantom 3 Advanced (700 Euro) zurückgreifen. Die haben dann ein Abstriche bei Kamera-Auflösung und Funktion und bieten ein paar Minuten weniger Akkulaufzeit.
DJI Mavic Pro
65 Stundenkilometer schnell ist die neue Mavic Pro aus dem Hause DJI. Mit an Bord: eine 4K-Kamera mit Mini-Gimbal und faltbare Rotorenarme. Kurzum: Die Drohne passt in jede Tasche und soll auch noch gute Videosdrehen. In unserem ersten Hands-On hat der Fokus noch nicht so richtig funktioniert, aber ansonsten ist der Mavic rund um gut gelungen. Die Kamera macht Videoaufnahmen bis zu einer 4K-Auflösung mit 30 Bildern pro Sekunde. Aufgezeichnet werden diese als MOV oder MP4. Fotos schießt der Mavic Pro mit 12 Megapixeln im JPEG- oder DNG RAW-Format.
Der verbaute Akku soll laut Herstellerangaben für bis zu 27 Minuten Flugzeit reichen. In unserem Hands-on kamen wir auf rund 20 Minuten, haben aber auch viele Videos aufgenommen und sind ab und zu in den Sport-Modus gewechselt, der etwas mehr Leistung braucht. Den Akku wieder aufzuladen, soll etwa 45-60 Minuten dauern. Extra-Akkus sind für 99 Euro zu haben. Preis: Inklusive Controller kostet die Mavic Pro 1199 Euro. Im Set mit zwei Zusatzakkus, Ladestation und einer Tasche liegt der Preis bei 1499 Euro.
GoPro "Karma"
Den Namen kennen wir zwar schon seit Anfang des Jahres, aber erst am Montagabend hat Actioncam-Hersteller GoPro seine eigene Drohne Karma präsentiert. Ab 23. Oktober soll der Rucksack-Quadrocopter auf den Markt kommen. Firmengründer und CEO Nicholas Woodman sagte bei der Vorführung: "Karma bietet Bildstabilisierung auf Hollywood-Niveau, sowohl in der Luft, als auch in der Hand oder montiert an GoPro Halterungen – und das alles passt in einen Rucksack für 1.199,99 Euro. Die Karma Drohne ist so einfach zu steuern, dass auch Anfänger sofort damit Spaß haben können." Der Preis bezieht sich auf ein Komplett-Set aus Drohne und der neuen Actioncam Hero5 Black. Die Drohne ist aber auch mit der Hero4 Black und Silver kompatibel. Falls Ihr also schon eine GoPro-Actioncam habt, werden für die Drohne "nur" noch 870 Euro fällig.
Der Großteil der Drohne besteht aus einem Drei-Achsen-Gimbal, der stabile Aufnahmen aus der Luft ermöglichen soll. Doch der ist nicht fest mit der Drohne gebunden, sondern Ihr könnt ihn auch abnehmen und auf den "Karma Grip", eine Art Selfie-Stick, montieren. Damit sind dann auch aus der Hand wackelfreie Aufnahmen realisierbar – vergleichbar mit der DJI Osmo Mobile für Smartphones, die wir auf der IFA testen konnten.
Die Auflösung der Fotos und Videos ist demzufolge von der eingesteckten Kamera abhängig. Nutzt Ihr die Hero5 Black, bekommt Ihr 4K-Aufnahmen mit 30 Bildern pro Sekunde und Fotos mit 12 Megapixeln.
Yuneec "Typhoon Q 500 4K"
Auch bei Yuneecs Quadrocopter für Foto- und Filmaufnahmen könnt Ihr Momente in 4K-Auflösung mit 30 Bildern pro Sekunde festhalten. Bei einer Full-HD-Auflösung schafft die Kamera aber auch 120 Bilder pro Sekunde. Fotos werden mit 12 Megapixeln aufgenommen. Weit kann sich die Drohne nicht von Euch entfernen: das Videosignal hält bis zu 400 Meter. Allerdings muss sich die Drohne laut aktueller Rechtslage ja auch mit bloßem Auge noch erkennen lassen (siehe unten).
Das Stativ der Kamera ist eine Kombination aus Drei-Achsen-Gimbal, der für ruckelfreie Aufnahmen sorgt, und digitalem Videodownlink. Damit kann der Neigungswinkel der Kamera senkrecht nach unten gedreht werden, um die echte Vogelperspektive zu erleben. Der Akku reicht hier für etwa 25 Minuten Flugdauer. Preis: ca. 800 Euro.
Yuneec Typhoon H
Das aktuellere Modell aus dem Hause Yuneec nennt sich Typhoon H und ist ein Hexacopter mit Drei-Achsen-Gimbal. Die CGO3+ Kamera macht UHD-Videoaufnahmen in 4K-Auflösung und 12-Megapixel-Fotos. Das Besondere: Ihr könnt sie während des Fluges um 360 Grad. rotieren lassen. Außerdem hat ihre Weitwinkellinse einen Blickwinkel von 115 Grad.
Die Reichweite der Typhoon H liegt bei bis zu 1,6 Kilometern. Die Livebilder könnt Ihr Euch währenddessen in HD-Qualität (720p) auf dem Display der Fernsteuerung ansehen. Wie bei den meisten anderen Modellen soll der Akku soll auch bis zu 25 Minuten halten. Preis: ca. 1250 Euro.
Xiaomi "Mi Drone"
Auch der chinesische Smartphone-Hersteller hat eine Drohne entwickelt, die den anderen durchaus Konkurrenz machen kann. UHD-Aufnahmen macht die Kamera (12,4-Megapixel-Sensor von Sony) mit 30 fps, Full-HD mit 60 fps. Ein Drei-Achsen-Gimbal verhindert auch hier wacklige Videos. Fotos schießt sie mit 16 Megapixeln. In den Controller kann ein Mi-Smartphone von Xiaomi eingesetzt werden, um zu sehen, was die Drohne gerade so filmt.
Nachteil: Die offizielle App ist nur auf chinesisch verfügbar, aber Ihr könnt wenigstens eine inoffizielle englische Version installieren. Allzu einfach ist es aber nicht, an die Drohne zu gelangen, da sie in Deutschland nicht erschienen ist. Zwischenhändler verkaufen den Mi Drone als Importware für knapp 550 Dollar (rund 500 Euro zzgl. Steuern und Zoll).
"AirDog"
Eine Drohne für Actionsportarten, die Euch automatisch verfolgt, ist die AirDog. Sie lässt sich sehr klein zusammenklappen und dadurch praktisch transportieren. Auch beim Windsurfen macht die Drohne eine gute Figur, denn sie bleibt bis Windstärke 6 (28 Knoten) stabil in der Luft. Zur Steuerung dient eine wasserfeste Konsole in Uhr-Form.
Die Kamera ist bei diesem Modell ebenfalls eine GoPro-Actioncam. Auflösungen sind also vom verwendeten Modell abhängig, genau wie bei der Karma-Drohne von GoPro selbst. Ein Gyro-stabilisierter Gimbal hält die Kamera bei der AirDog. Preis: 1.600 Dollar (etwa 1.430 Euro).
Ehang "Ghostdrone 2.0"
Die Ghostdrone 2.0 von Ehang haben wir uns während der IFA schon mal kurz anschauen können. Auch bei diesem Modell hängt die Kamera in einem Drei-Achsen-Gimbal. Bis zu einer Windstärke von etwa 32 Kilometern pro Stunde soll das Bild damit stabil bleiben. Die Kamera hat einen Weitwinkel von 93 Grad bei einer Blende von f/2.8. Die Drohne kann eine Geschwindigkeit von bis zu 70 Stundenkilometern erreichen und sich bis zu etwa 1,6 Kilometern von Euch entfernen, bevor sie das Signal verliert. Der Akku soll bei den Flügen bis zu 25 Minuten halten.
Videos werden in 4K-Qualität bei 30 Bildern pro Sekunde aufgenommen. Bei Full-HD-Qualität wird eine Framerate von 120 Bildern pro Sekunde erreicht. Fotos werden mit 12 Megapixeln geschossen. Auch cool: Bei dieser Drohne bekommt Ihr eine FPV-Brille mit dazu, damit Ihr die Welt aus den Augen der Drohne sehen könnt.
Preis: 989 Euro
Weitere Drohnen mit Kameras
Eins der wichtigsten Kriterien für vernünftige Aufnahmen aus der Luft ist die Kameraaufhängung. Ist es kein Gimbal, bekommt Ihr möglicherweise verruckelte Videos. Viele Drohnen haben zwar eine Kamera an Bord, versuchen aber das Wackeln im Wind nur digital auszugleichen. Dazu zählt zum Beispiel die Parrot Beebop 2. Meist sind diese Art Drohnen auch eher dafür konzipiert, ein spannendes First-Person-View (FPV) Erlebnis und keine professionellen Foto- und Videoaufnahmen zu erzeugen. Dennoch können sie die Umgebung aufnehmen – und kosten wesentlich weniger als die oben genannten.
Die andere Kategorie sind die Profi-Drohnen, die auch bei starken Winden stabil in der Luft bleiben. Da gibt es zum Beispiel für 15.000 Dollar den Octocopter Turbo Ace Infinity 9Pro. Dieser kann eine professionelle DSLR-Kamera tragen und hält Windgeschwindigkeiten von bis zu 55 Kilometern pro Stunde aus. Ein bisschen günstiger geht es mit der Inspire 1 von DJI. Für 6.200 Euro bekommt Ihr hier eine stabile Drohne, deren Zenmuse X5R-Kamera 4K-Videos mit 30fps im RAW-Format aufnimmt.
Deutsches Recht nicht vergessen
Bevor Ihr jetzt aber mit Eurer neuen Drohne versucht, über den Zaun in Nachbars Garten zu linsen, solltet Ihr Euch mit der aktuellen rechtlichen Situation beschäftigen, damit das nächste Drohnie für Euch nicht überraschend teuer wird. Wir haben einige Eckpunkte zusammengefasst – aber vergesst nicht, Euch selbst umfassend zu informieren:
- Privatsphäre respektieren: Durch das Grundgesetz ist die Privatsphäre der Menschen geschützt. Das Überwinden von Hindernissen (beispielsweise das Hochfliegen, sodass die Kamera über einen Zaun spähen kann) ist bereits ein Eingriff in die Privatsphäre
- Panorama-Freiheit: Auch Häuser und Bauwerke können dem Urheberrecht unterliegen. Für den privaten Zweck dürfen meist Fotos und Videos gemacht werden, doch vor der Veröffentlichung sollte unbedingt überprüft werden, ob eine Rechteverletzung vorliegt.
- Braucht Ihr eine Aufstiegserlaubnis? Wenn die Drohne schwerer als fünf Kilogramm ist, braucht Ihr definitiv eine Erlaubnis, um sie starten zu dürfen. Auch wenn Ihr über ein privates Grundstück fliegen wollt, benötigt Ihr die schriftliche Einverständniserklärung des Eigentümers. Das sind nicht immer nur Wohngrundstücke mit Häusern. Auch Parks haben oft Eigentümer, die gefragt werden müssen.
- Haftpflicht-Versicherung abschließen – ACHTUNG: die normale deckt meist Schäden durch eigene Drohnen/Quadrocopter/Flugmodelle nicht ab. Fragt lieber bei Eurer Versicherung nach. Wollt Ihr die Aufnahmen gewerblich machen, benötigt Ihr auch eine gewerbliche Haftpflicht-Versicherung.
- Es gibt Orte, über die man nicht fliegen darf. Dazu zählen unter anderem Krankenhäuser. Bei Flughäfen (egal wie klein) muss ein Sicherheitsabstand von 1,5 Kilometern gehalten werden.
- Weil immer mehr Drohnen in der Luft sind und das Ganze nicht ungefährlich ist, ist ein Drohnen-Führerschein im Gespräch.