Mit vollmundigen Versprechungen hat Google damals Project Ara gestartet. Eigentlich sollte das modulare Smartphone auch schon zu haben sein. Was ist da los?
Wer sich heute über Googles Project Ara schlau machen möchte, hat es schwer. Der letzte Tweet vom offiziellen Twitter-Account stammt vom 17. Dezember 2015, ist also schon fast ein halbes Jahr alt. Und so richtig viel mit dem modularen Smartphone hat der auch nicht zu tun. Stattdessen beinhaltet das Posting ein Video, das die ATAP-Abteilung (Advanced Technologies And Projects) bewirbt.
Rückblick: 2013 hatte Motorola Mobility, das damals noch zu Google gehörte, Project Ara unter dem Namen "Sticky" vorgestellt. Beim Verkauf des Smartphone-Herstellers an Lenovo hat Google das zuständige Team aber in den eigenen Reihen behalten. Die Theorie: Geräte der Ara-Serie sollen vollständig auf modularer Basis entstehen. Von der Display-Größe bis hin zur Kamerauflösung kann der Kunde alles selbst bestimmen und bei Bedarf Module einfach austauschen. Geht etwas kaputt, wechselt Ihr das Bauteil einfach aus, ohne das Smartphone in die Reparatur schicken zu müssen. Ihr braucht eine bessere Kamera oder einen schnelleren Prozessor? Altes Teil raus, neues Teil rein.
Frühe Versionen mit Macken
In der Praxis gestaltete sich das allerdings schwierig. Zwar fand im April 2014 die erste Entwicklerkonferenz statt, auf der Google I/O Ende Juni 2014 übersteht ein Prototyp aber nicht einmal den Bootvorgang. Erst ein Jahr später auf der Google I/O 2015 gelingt es Google-Ingenieur Rafa Camargo, live auf der Bühne ein Kameramodul in ein laufendes Smartphone einzusetzen und ein Foto zu schießen.
Danach wurde es allerdings schnell wieder ruhig. Anstehende Tests auf dem Smartphone-Markt in Puerto Rico wurden verschoben. Per Twitter gab es ein paar Meldungen, die etwas durcheinander klangen: Man suche nach neuen Locations in den USA für Tests, Puerto Rico sei aber nicht aus dem Rennen. Wohl aber die Elektromagneten, die die Module zusammenhalten sollten. Diese hätten nämlich den Falltest nicht bestanden. Wobei: Eigentlich hatten sie ihn doch bestanden. War alles nur Spaß. Zum Einsatz sollen sie trotzdem nicht mehr kommen, man habe eine bessere Lösung entwickelt. Außerdem geben die Entwickler an, an der Akkulaufzeit, der Kamera und der Größe des Rahmens zu arbeiten.
Führt die Umstrukturierung zu Pausen?
Auf Twitter gab man zu, dass der Weg wohl schwieriger sei, als man zuvor angenommen hatte. Wahrscheinlich ist, dass der Umbau im Zuge der Neugründung des Google-Mutterkonzerns Alphabet erst einmal Vorrang hat. Innerhalb von Google entsteht ohnehin gerade eine neue Hardware-Abteilung unter dem ehemaligen Motorola-Chef Rick Osterloh, die neben den zuständigen Abteilungen auf dem Veranstaltungsplan nicht statt.
Und das, obwohl die Konkurrenz nicht schläft. Mittlerweile gibt es schon andere modulare Geräte auf dem Markt. An die Funktionsweise von Ara kommen sie aber nicht heran. Beim LG G5 könnt Ihr den Funktionsumfang durch maximal ein Modul zur Zeit erweitern, etwa indem Ihr eine zusätzliche Kamera oder einen größeren Akku in den Magic-Slot schiebt. Das Fairphone 2 ist dagegen modular aufgebaut, damit ihr defekte Teile, wie etwa die Kamera, einfach ersetzen könnt. Mit Erweiterung hat das nichts zu tun. Modulare Hüllen, wie das Case von Nexpaq, sind nette Spielereien, machen schlanke Top-Geräte allerdings unnötig klobig.
Mit der Vielfalt von Ara kann aber keines der Modelle mithalten. Wenn das modulare Smartphone auf dem Markt ist, soll es einen Marktplatz für Module geben. Der Preis für den Rahmen mit der Platine liegt wohl bei 50 US-Dollar. Als Betriebssystem kommt, na klar, Android zum Einsatz. Es bleibt nur die Frage: Wann sehen wir endlich mehr? Die einfach Antwort von Project Ara: 2016. Ihr müsst also geduldig bleiben. Kann nicht mehr so lange dauern.