Snapdragon 820: Qualcomm setzt ausgerechnet auf Samsung

Qualcomm Snapdragon
Qualcomm Snapdragon (© 2015 Facebook/Qualcomm )
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Überraschende Wendung im Chipsatz-Kampf zwischen Qualcomm und Samsung: Nachdem die Koreaner mit ihrem Exynos drauf und dran sind, den Amerikanern das Wasser abzugraben, wendet sich Qualcomm für die Produktion ihres kommenden Snapdragon 820-SoCs nun ausgerechnet an den Rivalen. Der Grund ist Samsungs Vorsprung in 14 nm-Herstellungsverfahren.

Von wegen Exynos vs. Snapdragon: In der Welt der Hersteller mobiler Chipsätze überwiegt Pragmatismus vor blindem Konkurrenzdenken — noch vor zwei Wochen hatten wir darüber gemutmaßt, was die Güte und die Dominanz über den Snapdragon 810 des im Galaxy S6 verbauten Exynos 7420 für die zukünftigen Vorhaben des koreanischen Big Players bedeuten könnten. Nun erhalten wir eine Quasi-Bestätigung, dass Samsung tatsächlich zur Chip-Macht avanciert.

Wie re/code unter Berufung auf "mit Qualcomms Roadmap und Samsungs Produktionsstätten vertrauten" Quellen berichtet, wird Qualcomm die Produktion des kommmenden, endlich auch im 14 nm-Verfahren gefertigten Snapdragon 820 vom bisherigen Partner TSMC an Samsung abgeben. Die technischen Gründe dafür liegen auf der Hand: Zum einen hat Samsung gerade eindrucksvoll seine Expertise auf diesem Gebiet bewiesen, zum anderen dürfte TSMC für die Probleme des Snapdragon 810 und den damit verbundenen Image- sowie Umsatzverlust des einstigen unangefochtenen Marktführers und Quasi-Monopolisten Qualcomm verantwortlich sein.

Aus wirtschaftlicher Sicht wäre es dennoch ein zumindest interessanter Schritt für beide beteiligten Parteien: Zwar produziert Samsung seit je her auch schon Chips für Apples iPhones und hat somit grundsätzlich offensichtlich keine Probleme damit, auch direkte Konkurrenten zu beliefern. Andererseits würde die Übernahme der Produktion von Snapdragon-SoCs auch implizieren, dass Samsungs Ambitionen als offizieller Anbieter von kompletten mobilen Chipsätzen — sprich Exynos-Modulen — für die breite Masse der Smartphone- und Tablet-Hersteller eher verhalten sind. Offensichtlich halten sich die Koreaner auf diesem Gebiet dann doch lieber im Hintergrund und liefern weiterhin zu, statt den Exynos als Marke zu etablieren.

Künftige Galaxy-Geräte wieder mit Snapdragon-Prozessoren?

Zwar würde Samsung somit den Image-Vorteil, den der Exynos und die Smartphones, in denen er werkelt, momentan genießen, verspielen — denn wenn der kommende Snapdragon 820 ebenfalls im 14 nm-Verfahren kommt und ähnliche Leistungswerte aufweist, wird der immer noch bekanntere und in Europa und Amerika weiterhin verbreitetere Chip ziemlich sicher bei Kunden und OEMs Oberwasser gegenüber dem Exynos gewinnen.

Vermutlich hatte Samsung aber doch nie vor, den Exynos auch anderen Herstellern als komplette Chiplösung anzubieten; denn selbst in den eigenen Geräten zahlen die Koreaner eventuell drauf: So musste im S6 und S6 edge ein separater Modem-Chip verbaut werden, weil der Exynos diesen von Haus aus nicht an Bord hat. Anders der Snapdragon, der LTE bereits mitbringt. Und das wiederum könnte selbst für kommenden Galaxy-Geräte von Samsung von Vorteil sein.

Wenn Samsung nämlich ohnehin mit Qualcomm kooperiert, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Koreaner auch zu günstigen Konditionen — und zwar günstiger, als die Produktion der eigenen Exynos-Chips plus Modem — an Snapdragon SoCs kommt. Das würde bedeuten, dass schon das Galaxy Note 5, mit dem wir wie gehabt im Spätsommer zur IFA 2015 rechnen, dann in den westlichen Teilen der Welt wieder mit Snapdragon-Power statt Exynos-Leistung in den Handel kommt.

Noch sind diese Gerüchte freilich nicht offizielle, weder Samsung noch Qualcomm haben bislang bestätigt oder dementiert. Es scheint aber, als sei eine solche Zusammenarbeit der wahrscheinlichste und sinnvollste Weg für beide Player, das Maximum aus ihren jeweiligen aktuellen Positionen zu schlagen. Wir beobachten natürlich weiter, was hinter den Kulissen der mobile Chip-Industrie geschieht und halten Euch auf dem Laufenden.

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