Tschüss, Google: Nach knapp 3,5 Jahren bin ich von Android zurück zum iPhone gewechselt. Nun werkelt nach langer Zeit wieder ein iOS-Gerät in meiner Hosentasche. Wieso ich mich dafür entschieden habe, wieso ich Apple überhaupt erst untreu wurde und was ich am Google-Betriebssystem (nicht) vermisse, erfahrt ihr hier.
Inhaltsverzeichnis
- Sakrileg: Warum ich 2017 von Apple weg bin
- Von Android zu iPhone zurück: Das sind die Gründe
- Zu diesem Apple-Smartphone bin ich gewechselt
- Erfahrung: So ist der Umstieg von Android zu iPhone
- Inhalte von Android zu iOS übertragen
- So gut funktioniert Face ID
- Welche Android Features mir (nicht) fehlen
- Android zu iPhone: Umstieg gelungen?
Die CURVED-Redaktion hat die Auszeichnung "Bestes Smartphone 1. Quartal 2022" an das iPhone 13 Pro verliehen. Mit Dreifach-Zoom, Edel-Gehäuse, ProMotion-Display und verlängerter Akkulaufzeit liefert es einen echten Mehrwert gegenüber den günstigeren Apple-Modellen. Außerdem bietet das Handy einen besseren Kompromiss aus Größe und Handlichkeit als das Max-Modell. Ein perfektes Produkt für jeden, der das nötige Kleingeld für die Anschaffung hat. Damit hat sich das Modell auch im Frühjahr 22 gegen die Konkurrenz durchgesetzt.
Sakrileg: Warum ich 2017 von Apple weg bin
Früher setzte ich auf die Apple-Smartphones. Seit dem iPhone 3GS um genau zu sein. Ganze acht Jahre lang blieb ich iOS treu, bis ich im Herbst 2017 zu Android wechselte – vom iPhone SE zum OnePlus 5T. Ab April 2019 nutzte ich dann bis Anfang 2021 ein Galaxy S10.
Die Gründe für den Umstieg zu Android waren mehr Freiheit bei Personalisierung, Widgets, App-Downloads aus unbekannten Quellen, ein Always-On-Display sowie ein immer noch vorhandener Kopfhöreranschluss. Und vor allem das schicke nahezu randlose Display der Androiden. Apple führte so ein Design zwar mit dem Basispreis von 1149 Euro noch zu teuer.
Nach dem Umstieg auf Android hatte ich viel Spaß für knapp 3,5 Jahre. Doch nun bin ich doch wieder bei Apple gelandet. Aber wieso eigentlich?
Von Android zu iPhone zurück: Das sind die Gründe
In Sachen Features hat Apple in den vergangenen Jahren kräftig nachgeholt. Widgets, Dateimanager und mehr sind mittlerweile Teil von iOS. Zudem ist der für damalige Verhältnisse außergewöhnlich hohe Preis des iPhone X nun auch in der Android-Welt eher der Standard – zumindest Samsung hat sich hier an Apple angeglichen. Freiheit bei App-Installation? In all meinen Android-Jahren kaum genutzt. Dann wäre da noch die Sache mit dem Kopfhöreranschluss: Den bietet mir heutzutage kein Flaggschiff mehr an – egal von welchem der großen Hersteller. Puff, weg sind meine damaligen Wechsel-Argumente.
Zudem habe ich bemerkt, wie nervig es sein kann, wenn man ewig auf ein neues Update warten muss. Ich habe das Gefühl, dass viele Android-Hersteller ein Jahr nach Release, wenn die Nachfolger in den Handel gehen, ihre alten Flaggschiffe vergessen. Viele Updates oder gar neue Features kommen dann nicht mehr. Zuletzt hat mein fast zwei Jahre altes Galaxy S10 gefühlt nur noch Sicherheitsupdates bekommen. Das regelt Apple mit iOS besser und versorgt alte Geräte über längere Zeiträume – und das auch noch schnell.
Zu diesem Apple-Smartphone bin ich gewechselt
Eine spezielle Sache muss ich an dieser Stelle noch erwähnen, die großen Einfluss auf meine Kaufentscheidung hatte: Ich habe mich zwar daran gewöhnt, dass mein Daumen auf Bildschirmen jenseits der 6 Zoll nicht überall ankommt, doch ich bin ein klassischer Einhand-Nutzer. Ja, mein Smartphone des Jahres 2020 ist ein ziemlich großes Gerät. Aber hier habe ich diese sehr persönliche Note ausgeblendet, da ich zumindest in meinem Umfeld ein großer Sonderfall bin.
Ich mache es kurz: Mein privates Handy ist nun ein iPhone 12 mini. Das Design erinnert mich an mein iPhone 5s und iPhone SE, dennoch bringt es die Vorzüge aktueller Modelle mit. Aufgrund der hohen Pixeldichte ist auch die kleine Displaydiagonale von 5,4 Zoll überhaupt kein Problem im Vergleich zu größeren Modellen. Entgegen meiner Befürchtungen bringt das Handy ebenso viele Inhalte gleichzeitig auf den Screen, ohne einfach nur einen großen Ausschnitt zu zeigen.
In der Android-Welt gibt es so handliche Geräte eigentlich nicht. Am ehesten das Pixel 5, aber das ist nur ein Flaggschiff im Herzen. Und außerdem bringt etwas Abwechslung auch viel Freude mit sich. Android fühlt sich trotz der unterschiedlichen Benutzeroberflächen der Hersteller doch immer wieder gleich auf jedem Modell an.
Erfahrung: So ist der Umstieg von Android zu iPhone
Umzug von Google-Konto und WhatsApp
Okay, gut, ja. Ich bin kein iOS-Neuling sondern besitze bereits eine Apple-ID, von der ich nur eine dicke Staubschicht pusten musste. Dennoch habe ich mich in den letzten Jahren an Android gewöhnt. Wer einen frischen Start wagt, benötigt beim Umstieg dann aber etwas Zeit: Glatte drei Stunden habe ich benötigt, um das iPhone 12 mini komplett einzurichten. Die meiste Zeit hat das Einrichten der Apps verschlungen. Meinen Google-Account konnte ich hingegen relativ schnell mit dem Apple-Handy vertraut machen. Zum Beispiel Kalender und Kontakte lasse ich nun weiterhin über mein Google-Konto laufen, anstatt die Daten aus meiner Apple-ID zu verwenden.
Zwar lassen sich viele Daten von Android zum iPhone auch via App kopieren. Da ich aber schon eine Apple ID mit einer 4 Jahre alten Version meine Kontaktliste habe, entschied ich mich gegen diesen Weg – um Datenchaos zu vermeiden.
Dass mein Google-Konto auf dem iPhone läuft ist ein wichtiger Punkt für Umsteiger: Meine Kalender-Einträge kann ich wie in Google Kalender verwenden, meine Kontakte sind ebenso problemlos in iOS vorhanden. Wer von Android zu iOS wechselt, kann also seine bestehenden Cloud-Daten auch ohne Migration zu iCloud weiterverwenden. Einzig die WhatsApp-Chats konnte ich nicht übertragen. Aber ehrlich: Wer wühlt schon ständig in alten Nachrichten umher? Wer es doch machen will, findet in unserem Ratgeber zum Betriebssystem-Wechsel neben viele generellen Infos auch eine Lösung für den WhatsApp-Umzug.
Wischgesten und Apple-Tastatur
Thema Bedienung: Die Wischgesten von Apple sind sehr ausgereift und gefallen mir noch besser als die Varianten von Samsung, Xiaomi und Co. Im Prinzip ist die Bedienung sehr ähnlich, nur dass der Zurück-Button "fehlt". In fast allen Apps könnt ihr aber von links nach rechts über den Screen wischen und damit die vorherige Seite öffnen. Das klappt besser als wenn ihr an den seitlichen Bildschirmrändern die Zurück-Funktion via Geste auslöst – denn diese Android-Variante neigt bei mir zu vielen Fehleingaben, da ihr den Rand hierfür quasi nur mit einem Millimeter-Wischer berühren müsst.
Die Apple-Tastatur reagiert gefühlt auch präziser als die Android-Konkurrenz und ich kann selbst auf dem iPhone 12 mini superschnell tippen. Einzig die Autokorrektur neigt zu seltsamen Vorschlägen. Ich wollte das Wort "Übersichtlichkeit" eingeben, die Korrektur war aber der Meinung, dass ich an dieser Stelle "Zungenkuss" schreiben soll. Das hätte für viel Gesprächsstoff im Gruppenchat gesorgt.
iOS vs. Android: UI im Vergleich
Android läuft auf Flaggschiffen (und selbst der aktuellen Mitteklasse) sehr flott und flüssig. iOS ist allerdings noch eine ganz andere Nummer. Hier wirkt selbst der Übergang zwischen verschiedenen Apps, als wären Programme und Betriebssystem ein einziges Bauteil. Im intensiven Direktvergleich kommt mir Android vor, als wäre es aus verschiedenen Stücken zusammengebastelt.
Das geht schon los, wenn ihr etwa ein Video schaut und ins Querformat wechselt. Bei iOS dreht sich das Video "mit" und erscheint im Großformat. Bei Android seht ihr hingegen den Anzeigenwechsel unverblümt, teils mit einem kurzen Bildaussetzer. Ähnlich gut fühlt es sich bei iOS an, wenn ihr das Wetter-Widget öffnet und wieder schließt. Das Vollbild minimiert sich quasi wieder zum Widget. Das sind Kleinigkeiten, die sich aber zum "ein Bauteil"-Gefühl ergänzen.
Ein iPhone ohne Ökosystem nutzen
Für euch ist vielleicht noch eine wichtige Frage, wie sich ein iPhone in euer eigenes Ökosystem einfügt, wenn ihr auf Windows und Google Chromecast statt Mac und Apple TV setzt. Hier müsst ihr zum Teil mit Einschränkungen leben. So kann das Apple-Handy nur in abgespeckter Form mit eurem PC kommunizieren (Die Smartphone-App von Windows beschränkt sich dann auf das Versenden von Webseiten-Links). Dateien solltet ihr daher über Online-Speicher, Mail oder spezielle Apps zwischen den Geräten austauschen. Daten über Bluetooth versenden ist zwischen iPhone und Windows-PC nicht möglich.
Es hat mich bislang aber nicht gestört, dass mein PC nicht im vollen Umfang mit dem iPhone kooperiert. Beim Teilen von Inhalten kann ich direkt einen Online-Speicher auswählen und den als Brücke nutzen. Und mit dem Laptop telefoniere ich ohnehin nicht mehr. Die AirPods (alternativ gehen auch andere Bluetooth-Kopfhörer) haben bei mir freihändige Anrufe komplett übernommen.
Wer einen Chromecast besitzt, muss sich keine Sorgen machen. Die Zusammenarbeit der Geräte klappt hier problemlos. Wie unter Android kann ich auch mit dem iPhone Netflix-Titel vom Handy aus starten und am Fernseher genießen. YouTube spielt hier ebenso reibungslos mit. Gleiches gilt zudem für meinen Audio-Chromecast, der in meiner Soundanlage verbaut ist.
Inhalte von Android zu iOS übertragen
Fotos, Apps, Videos und andere Daten von Android zu iOS zu übertragen ist gar nicht so schwierig, wie es auf den ersten Blick wirkt. Fast alle Daten lassen sich zum neuen Apple-Handy mitnehmen. Für eine genaue Anleitung haben wir diesen Ratgeber für euch:
So gut funktioniert Face ID
Ich habe mich vor dem Wechsel außerdem gefragt, wie gut ich mit Face ID zurechtkomme und ob die 3D-Gesichtserkennung genau so flott ist wie etwa ein Fingerabdrucksensor im Display. Tatsächlich ist Face ID dem Fingerabdrucksensor meiner Meinung nach überlegen. Gerade in Kombination mit der Option, dass sich das Display (und die Erkennung) schon aktiviert, wenn ich es Richtung Gesicht führe. Im Prinzip muss ich nur noch nach oben wischen, sobald ich das iPhone 12 mini in die Hand nehme. Super!
Welche Android Features mir (nicht) fehlen
Nach dem Umstieg von Android zum iPhone fehlt mir nicht allzu viel. Und das habe ich nicht erwartet. So habe ich zum Beispiel plötzlich kein Always-On-Display mehr. Allerdings aktiviert sich der Bildschirm des iPhone 12 mini, wenn ich ihn nur einmal antippe. Zudem schaltet sich das Display auch ein, wenn ich das Handy anhebe und zum Gesicht führe (das lässt sich aber auch in den Optionen deaktivieren). Kurz gesagt: Die Infos sind immer sofort da, wenn ich sie benötige.
Die Benachrichtigungsleiste von Android vermisse ich ebenfalls nicht, denn die Mitteilungszentrale von iOS lässt sich auf dem Sperrbildschirm mit einem Wischer nach oben direkt anzeigen. Neue Benachrichtigungen zeigt das Handy aber auch direkt auf dem Sperrbildschirm an. Oder wenn ihr auf dem Homescreen von links oben nach unten wischt.
Was im Zweifel wirklich fehlen könnte ist die Möglichkeit, Bilder und andere Dateien via Bluetooth an andere Geräte zu versenden. Hier ist mit iOS nur der Austausch zwischen Apple-Geräten möglich. Wer Android oder Windows ansteuern möchte, muss wohl auf Mail, Online-Speicher, WhatsApp und weitere Umwege zurückgreifen, wie bereits in diesem Artikel beschrieben.
Ärgerlich ist hingegen, dass Apple noch immer keine freie Anordnung von Apps erlaubt. Eine Lücke auf dem Homescreen gibt es daher nicht. Immerhin: Die App-Mediathek sorgt dafür, dass nur die Programme auf dem Startbildschirm liegen, die ich sehr häufig benötige. Das bringt sehr viel Ordnung in das iOS-Leben. Zudem sind da noch die Widgets, die willkommene Brecher in der Flut an App-Symbolen sind. Auch das macht alles geordneter.
Android zu iPhone: Umstieg gelungen?
Ihr habt es sicher schon herausgelesen: Für mich war der Umstieg kein Problem. Das liegt aber nicht daran, dass ich seit Jahren schon Artikel für CURVED schreibe und im Thema bin. In einigen Dingen sind sich Android und iOS einfach ähnlich. Beide Betriebssysteme haben sich so weiterentwickelt, dass sie viele Funktionen gemein haben – etwa die Widgets oder auch die Benachrichtigungsleiste. Zudem kann ich die gleichen Apps (und mein Google-Konto) weiter nutzen. Eine große Umstellung bleibt also aus, wenn ihr wechseln möchtet.
Generell sorgt der Umstieg aktuell noch für viel Freude bei mir. Einfach, weil es etwas Abwechslung mitbringt. Aber wer weiß? Vielleicht bin ich in zwei oder drei Jahren wieder im Android-Lager? Dafür wünsche ich mir von den Herstellern aber auch Flaggschiffe, die etwas kleiner sind. Wer Top-Modelle wie das Xiaomi Mi 11 oder Galaxy S20 Ultra kaufen will, bekommt riesige Displays – und das ist nichts für Einhand-Benutzer. Kleinere Größen gibt es im Premium-Segment von Android nur vereinzelt. Und das kann sich meinetwegen gerne ändern.