Mit dem dritten Flaggschiff innerhalb weniger Monate gegen die koreanische Konkurrenz: Das Huawei P9 muss sich als Android-Flaggschiff mit dem Galaxy S7 und dem Galaxy S7 Edge messen. Wir haben die Smartphones miteinander verglichen.
Look & Feel: die Verarbeitung überzeugt
Verstecken müssen sich beide Smartphones nicht. Ganz im Gegenteil: Während Samsung seine Geräte über dem Metallrahmen mit Glas umhüllt, setzt Huawei beim P9 auf einen Metall-Unibody. Beide Designs lassen sich durchaus als klassisch bezeichnen, sind zudem sehr gut verarbeitet. Spaltmaße, wie etwa beim neuen Xiaomi Mi5, sucht man vergeblich. Anschlüsse und Buttons sind sauber eingearbeitet. Ob Glas oder Metall: Beide Modelle liegen gut in der Hand, auch wenn das Galaxy S7 durch die abgerundeten Kanten auf der Rückseite noch etwas griffiger wirkt. Dass beide Galaxys auf Vorder- und Rückseite mit Gorilla Glass 4 punkten, während beim Huawei P9 das Gorilla Glass 3 zum Einsatz kommt, spürt und sieht man nicht. Im Ernstfall, wenn das Smartphone zu Boden fällt, dürfte man den Unterschied aber zweifelsohne merken.
Bei der Farbauswahl liegt ein Hersteller vorne: Das S7 gibt es in den Farben Schwarz, Weiß, Gold und Silber. Beim P9 können Nutzer zwischen Grau und Silber wählen. Darüber hinaus sind die Smartphones auffällig unauffällig: Samsung hat sich erfolgreich bemüht, die Kameralinse flacher ins Gehäuse einzuarbeiten, während die Dual-Kamera von Leica beim P9 gar nicht hervorsteht. Das macht sich auch bei der "Dünne" bemerkbar: Das Huawei P9 kommt auf schlanke 6,95 Millimeter, während das Galaxy S7 mit 7,9 Millimetern deutlicher dicker ist.
Die Displays: AMOLED gewinnt
Größer oder schärfer? Bei den Display unterscheiden sich die Top-Modelle von Huawei und Samsung deutlich. Beim P9 kommt ein Bildschirm mit 5,2 Zoll zum Einsatz, der mit Full-HD auflöst. Bei den Galaxys wiederum handelt es sich um 5,1-Zoll-Panels mit einer beeindruckenden Quad-HD-Auflösung von 1.440 x 2.560 Pixeln, die nicht unbedingt akkuschonender ist. Auch die eingesetzten Technologien unterscheiden sich grundlegend: Samsung verwendet AMOLED-Displays, bei denen die einzelnen Bildpunkte selbst leuchten. Die Folge: sehr gute Schwarzwerte und starke Kontraste. Auf diese Weise kann der Hersteller auch das sogenannte "Always on"-Display als akkusparendes Feature verkaufen. Beim Huawei P9 hingegen kommt ein IPS-Display zum Einsatz, das hintergrundbeleuchtet ist, was zu vergleichsweise geringeren Kontrasten führt. Im direkten Vergleich aber sind die Unterschiede für das menschliche Auge marginal. Mehr ins Gewicht fällt da der leichte Grünstich der AMOLED-Displays bei höheren Betrachtungswinkeln.
Performance: Samsung liegt vorne
Selbst schuld, Qualcomm. Wohl nicht nur aufgrund des Hitze-Debakels um den Snapdragon 810 im vergangenen Jahr verbauen beide Hersteller keinen Snapdragon 820. Im S7 bzw. S7 Edge kommen in Deutschland der Exynos 8890 zum Einsatz, beim Huawei-Gerät ist es der Kirin 955. Ohne große Umschweife: Die Samsung-Boliden sind mit Abstand schneller. Über 130.000 Punkte im Antutu für die Smartphones aus Korea gegenüber knapp unter 100.000 für das P9 sind eine Ansage. Was für Benchmark-Rankings eine große Aussagekraft hat, macht aber in der Praxis keinen spürbaren Unterschied. Selbiges gilt auch für den Arbeitsspeicher, der bei den Galaxy vier Gigabyte beträgt, beim P9 "nur" drei.
Kamera: gute Leistung oder nachträgliches Fokussieren
Jetzt wird's interessant: Während Samsung bei seinen Galaxy-Flaggschiffen die ohnehin schon sehr gute Kamera konsequent verbessert hat, geht Huawei beim P9 zusammen mit Leica neue Wege. In einem extrem aufwändigen Fertigungsprozess, bei dem nur zehn Prozent der produzierten Linsen überhaupt verbaut wurde, entstand eine Dual-Kamera, die höhere Kontraste und vor allem eine nachträgliche Fokussierung ermöglicht. 16 Megapixel bei den Galaxys stehen 12,2 Megapixel beim P9 gegenüber. Die Blende liegt bei den Samsung-Geräten bei f/1.7, beim Huawei-Flaggschiff bei f/1.9. Selfies nimmt das China-Smartphone mit acht Megapixeln auf, während es beim S7 "nur" fünf sind. Unser Eindruck nach dem Kameratest: Das P9 ist gut, aber kann sich nicht an den Galaxys und erst recht nicht am neuen LG G5 vorbeiknipsen.
Akku: keine Dauerläufer
Mindestens so wichtig wie eine gute Kamera ist ein ausdauernder Akku. S7 (Edge) und P9 kommen auf 3000 mAh. Die Galaxys lassen sich kabellos laden, das Huawei-Smartphone hingegen verfügt über einen USB-Typ-C-Anschluss anstatt micro-USB. Beide Modellreihen schaffen es locker über den Tag, etwas ausdauernder sind die Samsung-Smartphones aber schon.
Preis
Mit einer UVP von 599 Euro ist das P9 nicht günstig, aber immerhin noch preiswerter als die aktuellen Galaxy-Smartphones für 699 Euro UVP. Bei beiden Modellreihen ist allerdings davon auszugehen, dass die Preise im Verlauf der kommenden Monate fallen werden.
Fazit
Abgesehen von der reinen Ausstattung konnte sich das Galaxy auch in unseren Tests vor dem P9 platzieren. Das Smartphone der Chinesen kann etwa mit der Dual-Kamera, einer guten Verarbeitung und einem niedrigeren Preis punkten, muss sich aber nahezu in allen Disziplinen hinter dem Galaxy-Gerät einordnen. Kurzum: Das Huawei P9 ist ein sehr gutes Smartphone, die Galaxys sind allerdings in allen Belangen noch ein wenig besser.