Zwei neue Actioncams, ein Preis: Die GoPro Hero4 Session und die TomTom Bandit kosten beide 429 Euro. Das ist nicht ihre einzige Gemeinsamkeit. Und doch entdecken wir im Test auch viele Unterschiede zwischen dem Würfel und Mini-U-Boot.
Mit der Hero4 Session hat GoPro sich das erste Mal von der typischen Form seiner Kameras verabschiedet und setzt stattdessen auf einen Würfel. Praktisch: Er ist auch ohne zusätzliches Gehäuse wasserdicht. Ansonsten bleibt es beim gewohnten GoPro-Prinzip: Kamera in die Halterungen stecken, Aufnahme starten und los geht die Action. Mit der Bandit hat TomTom dagegen seine erste Actionkamera gebaut und das Gehäuse in die Länge gezogen, sodass sie ein bisschen an ein Forschungs-U-Boot erinnert. Der Hersteller lässt in seinen Erstling seine Erfahrungen aus dem Navigations- und Sportuhrenbereich einfließen. Natürlich soll auch die Bandit actionreiche Videos aufnehmen und verfügt auch über einen GPS-Empfänger, der der App hilft, Eure Videos automatisch zu thematisch passenden Clips zusammenzuschneiden.
Die Kameras: Würfel gegen Mini-U-Boot
Bei beiden Actionkameras kann ich die Einstellungen zum Videoformat- und -qualität direkt an der Kamera auswählen und die Aufnahme starten. Hierfür reichen die kleinen Info-Displays aus, auf einen Sucher muss ich aber verzichten. Will ich den Bildausschnitt kontrollieren, hilft nur ein Blick auf die Apps von GoPro und TomTom auf meinem Smartphone. Zur Software aber später mehr, bleiben wir vorerst bei der Hardware.
Bei der Hero4 Session schaue ich auf ein kleines LCD-Display mit zwei Zeilen und habe zwei Tasten zur Verfügung, um mich durch das Menü zu bewegen. Das geht, ist aber nicht gerade benutzerfreundlich und es empfiehlt sich, an der Kamera selbst nur im Notfall die Einstellungen zu verändern und hierfür lieber auf die App zurückzugreifen. Bleiben die Einstellungen unverändert, ist es aber keine Hürde, die Aufnahmetaste zu drücken. Das Display der Sportuhren von TomTom, wie der Runner Cardio, identisch. Von dort übernimmt die Actionkamera auch das Bedienkonzept mit vier Tasten, das sich im Zusammenspiel mit der größeren Anzeige als komfortabler und übersichtlicher als bei der Session erweist.
Beide Kameras speichern ihre Videos auf microSD-Karten, die Ihr austauschen könnt. Die GoPro Hero4 Session bietet als höchste Auflösung 1440p mit 30 Frames pro Sekunde (fps) an, nimmt Fotos mit acht Megapixel auf und fertigt auch Zeitraffer-Aufnahmen an. Die TomTom Bandit nimmt maximal 2,7K-Filme mit 30 fps auf - die 4K-Videos mit 15 fps dürften für die meisten Nutzer uninteressant sein - und schießt Fotos mit 16 Megapixeln. Darüber hinaus kann ich Zeitlupen, die bei Full-HD-Auflösung allerdings die Geschwindigkeit nur halbieren und bei WVGA-Aufnahmen um den Faktor sechs verlangsamen, und Zeitraffer-Videos mit Aufnahmeintervallen von 1, 5, 10, 15, 30 oder 60 Sekunden auswählen.
Ihr GPS-Modul benutzt die TomTom, um besondere Moment mit hoher Geschwindigkeit, schnellen Bewegungen oder anderen Auffälligkeiten bei der Aufnahme zu markieren. Ihr könnt sogar ein Pulsmessgerät mit der Kamera verbinden, damit sie merkt, wann Euer Herz schneller schlägt und dann eine Markierungen setzen kann. Wollt Ihr Euch nicht auf die Technik verlassen, könnt Ihr auch über die Einschalt- und Aufnahmetaste an der Kamera manuell eine Markierung setzen. Diese ganzen Markierungen sind für die Arbeit der Bandit-App wichtig. Dazu weiter unten mehr.
Meine Meinung nach einigen Tagen in Benutzung: Wer mit seiner Actionkamera lange Videos aufnehmen will, wird die TomTom der GoPro wohl vorziehen. Der Akku der Bandit ist austauschbar und wird über einen USB-3.0-Anschluss aufgeladen. Zusammen mit der eingelegten Speicherkarte wird er zum USB-Stick. Beim Dreh aber noch wichtiger dürfte die Möglichkeit sein, die Batterie in wenigen Sekunden austauschen zu können, und nicht, wie bei der Hero4 Session, die Kamera nach maximal zwei Stunden an ein Micro-USB-Kabel hängen zu müssen. Der Akku der Bandit hat zwar mit 1900 Milliamperestunden fast eine doppelt so hohe Kapazität, hält aber auch aufgrund des GPS-Moduls in der Praxis maximal drei Stunden Stunden durch.
Neben dem etablierten Namen hat die GoPro Hero4 Session aber zwei weitere Pluspunkte zu bieten: Ihr Gehäuse ist ohne weiteres Zubehör bis zu einer Tauchtiefe von zehn Meter wasserdicht. Die TomTom Bandit kann mit einer speziellen Linsenabdeckung zwar sogar 50 Meter tief tauchen, ist ohne diese aber nur vor Spritzwasser geschützt. Darüber hinaus wiegt die GoPro mit 74 Gramm weniger als die Hälfte der 190 Gramm schweren TomTom-Kamera. Zusammen mit den kleineren Abmessungen ist sie für mich damit überall die erste Wahl, wo es bei der Videoaufzeichnung auf Größe und Gewicht ankommt.
Die Bandit lässt sich zwar besser greifen, doch hält man die Actioncam nur selten direkt in der Hand. Auf Dauer macht sich das hohe Gewicht der Kamera dann doch bemerkbar - unabhängig davon, ob man sie mit einem Stick hält oder zum Beispiel an einem Helm befestigt. Am Fahrradlenker oder anderen Fortbewegungsmitteln stört das Gewicht natürlich nicht. Ein kluger Schachzug von TomTom ist der Adapter für GoPro-Halterung, sodass sich die Bandit auch schnell in bestehende Systeme integrieren lässt.
Die Apps: Mit oder ohne automatischen Videoschnitt
Nach der ersten manuellen Verbindung verbinden sich die Apps nach dem Start automatisch mit den Kameras - sofern das WLAN eingeschaltet ist. Die Anwendungen dienen als Sucher der Actioncams und erlauben die Auswahl der Aufnahmemodi und Anpassungen der übrigen Einstellungen. In beiden Fällen ist das über das Smartphone bequemer und schneller als über die Kameras direkt.
GoPro arbeitet angeblich an einer App, mit der Ihr Videos direkt auf dem Smartphone schneiden könnt. TomTom ist schon einen Schritt weiter, die Bandit-App schneidet Eure Aufnahmen automatisch zu Filmen zusammen. Hierbei greift sie auf die oben erwähnten Markierungen zurück, wählt davon bis zu zehn zufällig aus und schneidet sie immer drei Sekunden vor und nach einer Markierung zu einem Clip zusammen. Mich haben die Automatik-Filmchen der TomTom-App aber nicht überzeugt. Dazu waren sie mir zu beliebig, und der Vorteil des schnellen Teilens zog nicht mehr. Für gute Action-Videos ist nach wie vor ein manueller Schnitt nötig - und vielleicht können wir den bald ja auch auf dem Smartphone machen. Beim Test hat sich für mich gezeigt, dass die GoPro Hero4 Session eine Kamera ist, die für die Bedienung über die App ausgelegt ist. Direkt über die Kamera geht es zwar auch, ist aber im Vergleich zur TomTom Bandit deutlich unkomfortabler.
Fazit: Ein Duell ohne Sieger
Der automatische Videoschnitt in der TomTom-App ist eine nette Idee, nur leider in der Praxis nicht wirklich brauchbar. Davon abgesehen kann die Bandit mit dem austauschbaren Akku, ihrer besseren Bedienbarkeit jenseits der App und den Adaptern für GoPro-Halterungen punkten. Die Hero4 Session ist allerdings leichter, kompakter und von Haus aus komplett wasserdicht. Allerdings ist die GoPro Hero4 Silver günstiger und mit Blick auf die Bildqualität identisch. So spricht am Ende für die Hero4 Session nur der Formfaktor.
Testwertung: GoPro Hero4 Session
- Akku austauschbar (TomTom)
- Adapter für GoPro-Halterungen (TomTom)
- Sehr klein und leicht (GoPro)
- 10 Meter Tauchtiefe (GoPro)
- Schutzklappe über Anschlüsse fest verbunden (GoPro)
- Akku fest verbaut (GoPro)
- nur spritzwassergeschützt (TomTom)