Jawbone Up3 im Test: Große Klappe und was dahinter?

Jawbone Up3
Jawbone Up3 (© 2015 CURVED )
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Das Jawbone Up3 soll der fortschrittlichste Fitnesstracker der Welt sein. Ob das Armband dieses große Versprechen halten kann, haben wir getestet.

Schritte zählen, Schlaf messen, Workouts aufnehmen. Das gehört mittlerweile zu den Grundvoraussetzungen eines jeden Fitnesstrackers. All das kann auch das Jawbone Up3. Dank der sogenannten Bioimpedanzsensoren kann das Armband aber auch meinen Puls messen und protokollieren. Die Auswertung meiner Daten erfolgt per App. Und da sind wir auch schon beim größten Nachteil des Jawbone Up3: Ein Display hat das Armband nicht.

Stattdessen verbaut Jawbone drei LEDs. Zwei davon zeigen an, ob sich das Gerät gerade im Wach- oder Schlafmodus befindet, die dritte leuchtet bei Erinnerungen auf. Die stellt ihr in der App ein. Wie beim Knoten im Taschentuch müsst Ihr Euch allerdings selbst merken, woran Ihr erinnert werden wollt. Einen Kalender für Termine gibt es nicht. Die Funktion macht aber dann Sinn, wenn ihr etwa zu bestimmten Uhrzeiten Medikamente einnehmen müsst.

Fitness-Tracker mit Fummel-Armband

Über Geschmack lässt sich streiten: Das Gehäuse ist zwar nicht das hübscheste, dafür aber gut verarbeitet. Es ist laut Hersteller spritzwassergeschützt. Ihr könnt damit also unter die Dusche, aber nicht ins Schwimmbad. Das Armband ist ziemlich fummelig. Bis das Up3 das erste Mal richtig bequem am Handlegend saß, vergingen fünf Minuten. Das hätte Jawbone auch einfacher lösen können! Viel zu häufig erwischte ich mich dabei, wie ich das Up3 vom Tragegefühl für meine Armbanduhr halte und dann darauf schaue. Da es aber ja kein Display hat, bleibt ein Griff zum Smartphone nicht aus, wenn man tatsächlich wissen will, wie spät es ist.

Das gilt auch, wenn man den Modus des Up3 ändern will. Geht’s abends ins Bett, soll ich das Band eigentlich zweimal kurz antippen und dann länger gedrückt halten, um es in den Schlafmodus zu versetzen. Das funktionierte aber nur mit Glück. Die Alternative: Die App starten und von dort in den Schlafmodus schlafen.

Wollt Ihr Euer Training aufzeichnen, könnt Ihr den entsprechenden Modus ausschließlich über die App starten. Für mich bedeutet das: Anwendung aufrufen, Sportmodus einschalten, aus dem Haus gehen, loslegen. In der erste Minute der Aufzeichnung treibe ich also gar keinen Sport. Auch blöd: Der Puls wird beim Sport gar nicht gemessen. Die Auswertung erstreckt sich auf Schritte, Tempo, Intensität und verbrannte Kalorien.

Zwar erkennt das Band irgendwann auch von allein, wann ich einschlafe oder ob ich mich viel bewegt habe. Punktgenau funktioniert das aber auch nicht. Wer mal eine längere Strecke spazieren geht, wird hinterher vom Band gefragt, welche Sportart man getrieben hat. Beim Joggen erkannte das Up3 die Sportart anhand meiner Bewegungen dann aber doch selbstständig. Immerhin!

Akkuleistung und Genauigkeit

Im Test hielt der Akku rund sieben Tage durch. Danach musste das Band für etwa eine Stunde an den USB-Anschluss. Habt ihr ein Notebook, müsst ihr das mitgelieferte Ladekabel kräftig verbiegen. Beim Ladeanschluss wollte Jawbone wohl gerne Apple kopieren. Durch Magnete soll das Up3 fest mit dem Ladekabel verbunden sein. Ganz so reibungslos wie bei der Apple Watch klappt das aber nicht. Dafür ist das Up3 aber auch nur halb so teuer.

In Sachen Genauigkeit gibt es nichts zu maulen. Bei 1000 gezählten Schritten kam das Up3 auf 988 Schritte. Das ist ein Wert, der noch in Ordnung geht. In unserem Vergleichstest lag der Misfit Shine immerhin satte 232 Schritte daneben. Mit den Händen in den Hosentaschen sieht es aber wieder ganz anders aus: Bei einer Stichprobe zählte der Tracker auf 100 Schritte gleich 13 zu viel. Hochgerechnet bedeutet das eine Messungenauigkeit von 130 Schritten pro 1000 Schritten.

So genau zählt das Jawbone Up3 | Create infographics

Die Up-App gibt's im Doppelpack

Die App ist der eigentlich Star beim Up3. Und die gibt es im Play Store und App Store jeweils gleich zweimal. Die eine mit dem blauen UP-Logo funktioniert nur mit den älteren Modellen Up, Up24 und Up Move zusammen, die andere mit dem Lila-Logo mit dem Up2 und dem Up3. Über die Anwendung steuert Ihr nicht nur das Band, sondern habt auch Eure Leistungs- und Schlafdaten und im Falle des UP3 Euren Ruhepuls immer im Blick. Im Feed listet die App Eure vergangenen Leistungen und Aktivitäten und die Eurer Teammitglieder auf. Denn Jawbone integriert ein eigenes soziales Netzwerk in die Anwendung. Das heißt für Euch: Ihr könnt euch mit anderen UP-Besitzern verknüpfen, Leistungen kommentieren und gegenseitig motivieren.

Schlaf, Bewegung, Ernährung: Die App zeigt alle Daten auf einmal.
Schlaf, Bewegung, Ernährung: Die App zeigt alle Daten auf einmal. (© 2015 CURVED )

Eine weitere Funktion ist der SmartCoach. Mit dessen Tipps soll es Euch später gelingen, Eure selbstgesteckte Ziele, etwa 10.000 Schritte am Tag zu laufen, zu erreichen. Ein Beispiel: Ist man abends erst bei 8000 Schritten angelegt, schlägt der Smartcoach noch einen kurzen Spaziergang vor. Auch Euren Schlaf will Jawbone mit ähnlichen Tipps verbessern.

Außerdem kann ich angeben, wann ich was und vor allem wie viel gegessen habe. Dazu greift die App auf eine eigene Datenbank zurück. Per Barcode-Scan erkennt sie Fertiggerichte, Schokolade und so weiter. Für alles andere, wie ein Nutellabrot oder eine Tasse Kaffee, gibt es Pauschalwerte. Zumindest mir ging es aber so, dass ich nach anfänglicher Neugier schnell die Lust am Kalorienzählen verloren habe. Um vor jeder Mahlzeit die Bestandteile zusammenzuklicken fehlt mir auf die Dauer die Motivation. Mehr oder weniger nützliche Tipps zur Ernährung wie alle zwei bis drei Stunden etwas zu essen, gibt es aber auch, wenn man längere Zeit nichts eingetragen hat.

Fazit: Das Up3 ist kein Armband für Profisportler

Für einen Preis von rund 179,99 Euro (UVP) ist das Up3 ein teures Vergnügen. Fraglich bleibt auch die Zielgruppe. Denn Schritte zählen und Ruhepuls und Schlaf messen sind ja ganz nett. Aber andere Bänder und Uhren wie die Fitbit Surge bieten mit konstanter Herzschlagmessung und GPS-Chip deutlich mehr, als das was Jawbone mit dem UP3 aufzeichnen kann. Für ambitionierte Sportler taugt es also nicht.

Auch, wer sich nur einen Überblick darüber machen will, wie gut er schläft oder wie viel er sich bewegt, ist mit der Konkurrenz wahrscheinlich besser beraten. Das Fitbit Charge HR kann im Prinzip das selbe, ist aber günstiger und bietet darüber hinaus ein Display, über das ihr nicht nur eure Daten jederzeit ablesen könnt, sondern auch über eingehende Anrufe informiert werdet. Ist euch der Herzschlag ganz egal, empfiehlt sich das Jawbone UP Move. Der kleine Tracker kostet nur 49,99 Euro. Oder ihr nutzt einfach nur die Jawbone-App. Die trackt dann über den Lagesensor des Smartphones eure Schritte. Eine Schlafanalyse fällt damit allerdings flach.

Wie findet ihr das? Stimmt ab!
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