Der Preis ist heiß: Smartphones mit unglaublicher Leistung zu einem Bruchteil des Preises von etablierten Herstellern. Das klingt gut. Doch manchmal bekommen Käufer neben starken Prozessoren und Hochglanzdisplays auch unerwünschte Features.
Es klingt verlockend. Warum sollte ich mir ein Smartphone für knapp 700 Euro kaufen, wenn ich dafür drei Telefone bekomme, die häufig sogar mehr Leistung haben, als die Flaggschiffe etablierter Hersteller? Es ist kein Wunder, dass sich Apple, Samsung und Co. vor der Konkurrenz aus China fürchten, denn 2015 wird im Smartphone-Sektor das Jahr des chinesischen Drachen. Irgendwie schaffen es Hersteller wie Xiaomi, Meizu, OnePlus, Oppo und Huawei Geräte herzustellen, die den Galaxys und iPhones mehr als nur das Wasser reichen können. Schon im vergangenen Jahre wussten wir: Chinas Smartphones gehören die Zukunft – warum China im Smartphone-Krieg siegt.
Es wäre zu leicht, den Grund dafür darin zu sehen, dass es sich bei den Produkten aus China um Kopien handelt und die Geräte deshalb so günstig in den Markt gedrückt werden können – auch wenn dieser Verdacht sicher häufig nicht von der Hand zu weisen ist. Nein, die Hardware der Geräte ist oftmals einfach wirklich besser, die Hersteller sind schneller am Markt, als die Konkurrenz. Aber wie geht das? Nur durch staatliche Unterstützung. Man könnte es als Subvention bezeichnen.
Über die Arbeitsbedingungen bei Apple-Zulierer Foxconn gibt es ellenlange Abhandlungen. Aber wer glaubt, dass es in den Fabriken der anderen chinesischen Smartphone-Hersteller humaner zugeht, wird sicher auch glauben, dass Fastfood gut für die Figur ist. Nur weil die Produktionskosten für Smartphones so gering sind, können es sich chinesische Unternehmen leisten, ihre Highend-Geräte zum Schleuderpreis anzubieten.
Eindringen erwünscht?
Doch es gibt möglicherweise noch andere Gründe, die zumindest aufmerksam beobachtet werden sollten. Immer wieder gibt es Meldungen darüber, dass sich bei den Betriebssystemen der Chinakracher auch Trojaner eingeschlichen haben. Die Qualtitätskontrollen der Hersteller funktionieren zwar in den meisten Fällen. Doch da viele der Geräte gar nicht für den deutschen Markt bestimmt sind, übernehmen Importeure die Lokalisierung des Betriebssystems. So geschehen bei Xiaomi. Wir haben zwar in einer Anleitung gezeigt, wie man solche Trojaner erkennt und wieder entfernt – doch es ist unwahrscheinlich, dass es sich um einen Einzelfall handelt.
Es ist nur eine Vermutung, aber vielleicht ist sogar gewollt, dass einige chinesische Smartphones eine offene Hintertür haben, damit persönliche Daten ausgelesen werden könnten. Der Verdacht liegt auf jeden Fall nahe. So verlor vor einiger Zeit Huawai, immerhin einer der größten Netzwerkausrüster der Welt, unzählige Kunden in den USA, weil Router der Firma offenbar chinesischen Behörden Zugriff auf Firmennetzwerke ermöglichte.
Gestern Nobodys, morgen Sieger
Es wäre leichtsinnig zu glauben, dass günstige Produkte gleichzeitig sicherer und besserer sind als die teureren Gadgets von Mitbewerbern. In Leistungstests mögen viele chinesische Smartphones hervorragend abschneiden. Zu Lasten der Sicherheit? Viel zu schnell bringen die Fabriken der asiatischen Wirtschaftsmacht neue Geräte in den Handel.
Schon jetzt ist verdiente Xiaomi 2013 gerade einmal 56 Millionen Dollar.
Der größte Konkurrent von Xiaomi ist aber weder Samsung noch Apple, sondern kommt aus dem eigenen Land: Huawai ringt dank hervorragender Verkäufe mit Xiaomi um den Rank als weltweit drittgrößter Smartphone-Hersteller. Allein 2015 gingen rund 75 Millionen Geräte über den Ladentisch – ein Zuwachs von 32 Prozent. Doch damit nicht genug, viele weitere chinesische Hersteller drängen in den Markt, um mit ihren günstigen Smartphones Käufer zu überzeugen.
Rasantes Wachstum – zu Lasten der Sicherheit
Es ist kaum möglich, dass dieses rasante Wachstum aus eigener Kraft in so kurzer Zeit zu bewerkstelligen ist – es sei denn, staatliche Interessen spielen eine Rolle. Diese Interessen führten auch dazu, dass die Smartphones von Apple auf mögliche Hintertüren geprüft werden dürfen. Offenbar kennt sich da jemand mit möglichen Sicherheitslücken aus – oder möchte sie kennenlernen.
Aber möglicherweise sind die Hintertüren einiger chinesischer Smartphones gar nicht für europäische Nutzer eingebaut – sondern lediglich dafür, um die chinesische Bevölkerung besser kontrollieren zu können. Denn auch wenn die die Geräte von Xiaomi durch Importeure in Deutschland erhältlich sind – offiziell ist der Marktstart in Europa erst in ein paar Jahren geplant. Die Möglichkeit, durch exportierte Smartphones auf persönliche Daten ausländischer Nutzer zugreifen zu können, nimmt man dann halt billigend in Kauf.
Spion in der Tasche
Dass Smartphones Zielobjekte für Geheimdienste aller Welt sind, ist nicht erst seit Wikileaks und Edward Snowden bekannt. Auch die USA haben sich dabei sicher nicht mit Ruhm bekleckert. Aber beim Kauf eines Smartphones gilt das Gleiche wie beim Autokauf: Es muss ein Grundvertrauen bestehen, dass es sich um eine sichere Technik handelt. Apple und Google veröffentlichen regelmäßig, wenn sie um die Herausgabe von Daten an staatliche Stellen aufgefordert werden. Bei chinesischen Herstellern wird von staatlicher Seite dagegen selten gefragt.
So bleibt die Empfehlung, dass ein importiertes Smartphone , das eigentlich gar nicht für den hiesigen Markt bestimmt ist, vor der Nutzung erst einmal auf mögliche Sicherheitslücken untersucht wird. Andernfalls darf man sich nicht über den Spion in der Hosentasche wundern. Panikmache? Das muss natürlich jeder für sich selber entscheiden. Doch ein günstiger Preis sollten den absolut möglichen Eingriff in die Privatsphäre einfach nicht wettmachen dürfen – denn sonst entpuppt sich das vermeintliche Schnäppchen sehr schnell als ein teures Vergnügen.