Oh Update, where art thou? Drei Monate nach dem offiziellen Start von Android Oreo fehlt in der breiten Masse verfügbarer Smartphones von der neuen Version weiterhin jede Spur. Der eigentliche Skandal: Selbst auf brandneuen Smartphones läuft immer noch alte Software.
Zwei aktuelle Beispiele: Kürzlich erst sind mit keine neuen Features à la Bild-in-Bild-Modus oder Passworthilfe.
Ja, wo bleibt das Update denn? OnePlus und Razer versprechen, in Kürze nachzuliefern, und begründen mit strengen internen Testvorgaben. Währenddessen wollen die meisten Hersteller schnellstmöglich ein Update für ihre Smartphones bringen. Die Sache hat jedoch einen Haken: Vor dem Jahr 2018 werden wohl weder ein Galaxy S8 noch ein HTC U11 das Update auf Oreo erhalten. Bis dahin müssen die ach so schicken Boliden weiterhin auf Googles klapprigem Gaul aus dem Jahr 2016 reiten.
Lang lebe die Fragmentierung
Brandneue Geräte mit alter Software, das ist eine ziemliche Watsche – nicht nur für Update-süchtige "Tekkies". Doch der richtige Kinnhaken kommt aus einer ganz anderen Richtung: Wie kürzlich bekannt wurde, ist das Android-Betriebssystem mal wieder maximal fragmentiert. Während das aktuelle Oreo nicht einmal auf einem Prozent aller Geräte läuft, ist selbst der Vorgänger Android Nougat auf lediglich einem Fünftel angekommen. Damit nicht genug: Fast jedes dritte Smartphone setzt immer noch auf das uralte Marshmallow.
Aufreger über Fragmentierung des Android-Ökosystems sind mittlerweile ein festes Ritual. Ein Blick ans andere Smartphone-Betriebssystem-Ufer zeigt: Es geht auch anders. Denn iOS 11 ist mittlerweile auf der Hälfte aller Geräte gelandet. In der Vergangenheit konnte Apple wiederholt seine effizienten Update-Prozesse unter Beweis stellen.
Google oder die Hersteller: Wer hat’s verbockt?
Wer ist also schuld? Google oder die Hersteller? Im Grunde ist das ganz egal, denn die Frage nach dem Sündenbock hat uns bis heute nicht weiter gebracht. Sicher, Google könnte wie versprochen mehr Druck auf die Hersteller ausüben – oder seine Software so gestalten, dass sich ein neues Kernsystem leichter implementieren ließe. Eine erste Anstrengung in diese Richtung verspricht "Project Treble" – doch bis Nutzer davon profitieren, dürfte noch viel Zeit vergehen.
Auch die Gerätehersteller könnten sicher noch an ihren Entwicklungsprozessen schrauben und so schnellere Updates liefern. Die alljährliche Aufregung über verspätete Updates wird ihnen schließlich nicht entgangen sein. Doch nicht nur die Verzögerung bei neuen Geräten ist problematisch. Häufig geraten neue Smartphones schon nach einem Jahr vollständig aus dem Blick – sodass diese bis zum Ende ihrer Lebenszeit auf einem antiquierten System herumkrebsen.
Ihr müsst leider draußen bleiben
Der Ottonormalverbraucher könnte sich denken: Ach, ist doch egal, ich hab' doch mein Facebook und mein WhatsApp – was ändert da schon ein Update? Ganz so einfach ist es allerdings nicht, denn ausbleibenden Update sind problematisch. Es geht um:
1. Kernfeatures: Mit großen Updates landen zukunftsweisende Kerntechnologien auf Android-Smartphones – oder eben nicht. Ein aktuelles Beispiel ist "ARCore", also Googles Antwort auf Apples "ARKit". Ärgerlich, dass der Großteil aller Android-Smartphones dieses Feature niemals erhalten wird.
2. Sicherheit: Wenn neue Features wie Augmented Reality für euch keine Rolle spielen, wie steht es dann um den kompletten Verlust eurer Daten? Denn je mehr unterschiedliche aktive Android-Versionen es gibt, desto schwieriger wird es, Sicherheitslücken mit Updates zu stopfen. Und kritische Lücken tauchen regelmäßig auf bei Android .
Willkommen in der Gefahrenzone
Zum Schluss raten wir zu einem Selbstversuch: Werft doch mal einen Blick in die Einstellungen eures Android-Smartphones, genauer in die Geräteinformationen. Neben der Android-Version findet ihr hier auch eine Angabe zum "Android-Sicherheitspatch". Steht hier "Oktober 2017" oder "November 2017", dann seid ihr sicher. Findet ihr jedoch ein "2016" oder ein noch früheres Datum vor, bleibt nur noch unser herzliches Beileid: Ihr seid dem Update-Wahnsinn zum Opfer gefallen. Sicher sind eure Daten dann nicht mehr.