Mit dem HTC 10 ist die Riege der Flaggschiff der großen Hersteller nahezu komplett. Wo ist das Samsung Galaxy S7 super? Was macht das LG G5 besser? Lohnt sich das Huawei P9? Und hat HTC aus seinen Fehlern gelernt. Zeit für einen Vergleich.
Verarbeitung: viel Metall und ein wenig Glas
Bei Preisen von bis zu 700 Euro darf man hohe Ansprüche an die Verarbeitung der Geräte stellen. Diese erfüllen die Hersteller mit verschiedenen hochwertigen Materialen. Samsung versieht Vorder- und Rückseite des Galaxy S7 mit Glas, LG und Huawei verarbeiten Metall für das G5 und das P9 - wobei LG es noch mit einer Schutzsicht überzieht, sodass man nicht wirklich Metall in der Hand hält. HTC fräst das Unibody-Gehäuse des 10 aus einem Aluminium-Block.
Kritik lässt sich aber im Detail durchaus üben: So entsteht beim LG G5 durch das modulare Prinzip ein optischer Bruch mit einem minimalen aber erkennbaren Spaltmaß. Außerdem könnte der Rahmen noch stärker abgerundet und weniger kantig sein. Beim HTC 10 ist die Kopfhörerbuchse durch den starken schrägen Schliff der Gehäusekante zu einer Seite hin leicht geöffnet.
Design ist Geschmacksache und deswegen müsst Ihr an diesem Punkt entscheiden, ob Euch die Metallgehäuse vom HTC 10, Huawei P9 oder LG G5 besser gefallen als das gläserne Galaxy S7 - oder eben nicht.
Displays von 5,1 bis 5,3 Zoll
Mit 5,1 Zoll (Galaxy S7), 5,2 Zoll (Huawei P9 und HTC 10) und 5,3 Zoll (LG G5) sind alle vier Flaggschiffe nahezu gleich groß. Die Unterschiede fallen größentechnisch nicht weiter ins Gewicht. Bei der Auflösung spendieren Samsung, HTC und LG Euch eine WQHD-Auflösung von 2560 x 1440 Pixeln. Huawei hält Full-HD mit 1920 x 1080 Pixeln für ausreichend und hat damit zumindest in Bezug auf die Schärfe und Detailgenauigkeit recht. Denn alle vier Displays bieten ein knackig scharfes Bild und satte, kräftige Farben. Legt man die vier Smartphones nebeneinander, sticht das AMOLED-Display des Galaxy S7 aber noch einmal hervor. Durch die Display-Technologie bedingt wirkt es noch einmal knackiger als die anderen Bildschirme.
Performance: Drosselungen und große Unterschiede im Single- und Multicore
Leistungsmäßig sind alle vier Smartphones für den Alltag mehr als ausreichend gerüstet und haben auch mit rechenintensiven Spielen kein Problem. In Benchmark-Tests zeigen sich dann aber doch einige Unterschiede auf hohem Niveau. So erreicht der Kirin 955 des Huawei P9 im Geekbench 3 zwar den niedrigsten Wert, kann diesen aber über mehrere Durchgänge hinweg stabil halten. Beim Snapdragon 820 des HTC 10 und des LG G5 nehmen die Punktwerte dagegen stark ab, während der Exynos 8890 des Galaxy S7 sein Niveau halten kann.
Im Geekbench 3 wird der unterschiedliche Umgang mit einem oder mehreren Prozessorkernen deutlich. Während das P9 im Single-Core-Test das Schlusslicht ist, liegt es im Multi-Core-Test ganz vorne. Das HTC 10 schneidet erstaunlicherweise deutlich schlechter ab als das eigentlich gleich ausgestattete LG G5. Das Galaxy S7 zeigt sich im Single-Core-Test schwächer als das G5, ist im Multi-Core-Test aber besser als das LG-Smartphone.
Den Chipsätzen stehen mit Ausnahme des P9 (drei Gigabyte) Smartphones vier Gigabyte Arbeitsspeicher zur Seite. Das Dual-Kamera-Smartphone verfügt dafür mit dem Mail-T880 über den gleichen Grafikchip wie das Galaxy S7. Zum Snapdragon 820 des HTC 10 und des LG G5 gehört dagegen der Adreno 530.
Während es beim Arbeitsspeicher noch einen Ausreißer gibt, herrscht beim internen Speicherplatz Einigkeit. Alle vier Flaggschiffe verfügen über eine Kapazität von 32 Gigabyte. Gut so: Ihr könnt sie jeweils mit einer microSD-Karte erweitern. Unterschiede gibt es beim Speicher, der Euch real zur Verfügung steht. Zwar läuft auf allen vier Smartphones Android 6.0 Marshmallow, doch sorgen die verschiedenen Nutzeroberflächen der Hersteller und die vorinstallierten Apps für unterschiedlich viel freien Speicher. Direkt nach dem Einschalten stehen Euch beim LG G5 23,19 Gigabyte zur Verfügung. Beim Galaxy S7 sind es noch 22,5 Gigabyte und beim Huawei P9 21,9 Gigabyte. Das HTC 10 hat mit 21,75 Gigabyte den kleinsten freien Speicher.
Kamera: gute Fotos für alle
Im Vergleichstest haben alle vier Top-Smartphones bewiesen, dass ihre Kameras etwas taugen und zu den besten Smartphone-Kameras gehören. Mit zwölf Megapixeln haben bis auf LG die Hersteller die Zahl der Megapixel im Vergleich zu den Vorgängermodellen reduziert. Nur das G5 sticht mit 16 Megapixeln noch etwas aus der Masse hervor. Im direkten Vergleich liegen das LG G5 und Galaxy S7 aber sogar noch etwas vor dem HTC 10 und dem Huawei P9. Bei der Frontkamera, die beim S7 und HTC 10 fünf Megapixel und beim G5 und P9 acht Megapixel liefert, fällt der Unterschied noch geringer aus.
Ein Akku für einen Tag
3000 Milliamperestunden sind der neue Standard bei der Akku-Kapazität der Android-Smartphones. Nur das G5 von LG tanzt mit 2800 mAh etwas aus der Reihe. Für die Laufzeit gilt aber trotzdem immer noch die alte Faustregel: Nach einem Tag muss es an die Steckdose. Einen zweiten Tag, wie ihn zum Beispiel HTC verspricht, halten die Geräte nur durch, wenn Ihr es sehr sparsam einsetzt. Bis auf das Huawei P9 verfügen die Smartphones darüber hinaus über Schnellladetechnologien, die den Akku in 30 Minuten um bis zu 50 Prozent aufladen. Der Strom fließt beim LG G5, Huawei P9 und HTC 10 durch einen USB-C-Anschluss. Nur Samsung setzt beim Galaxy S7 immer noch auf micro-USB.
Besondere Features: Wasser, Sound und Kameras
Jedes der vier Smartphones hat aber noch eine Besonderheit zu bieten. So ist das Gehäuse des Galaxy S7 zum Beispiel wasserdicht. HTC verbaut im HTC 10 nicht nur zwei Boomsound-Lautsprecher, die besser klingen als die anderen Boxen, sondern lässt Euch auch Audioprofile für Kopfhörer erstellen. Die, gewissenhaft von Euch angelegt, den Sound der Kopfhörer spürbar verbessern. Zudem ist das 10 das erst Android-Smartphone, das AirPlay als Übertragungsstandard beherrscht.
Huawei setzt auf eine zweite Kamera auf der Rückseite. Ihre zusätzliche Informationen erlauben es Euch, bei Fotos nachträgliche die Blende und die Position des Fokuspunkts zu verändern. Im LG G5 steckt ebenfalls eine Dual-Kamera, die in diesem Fall keine zusätzlichen Bildinformationen einfängt, sondern eine eigenständige Kamera mit 135-Grad-Weitwinkel-Linse ist. Darüber hinaus bietet das G5 mit dem "Magic Slot" eine Art modulares System und kann derzeit unter anderem mit einem Kamera- und einem Sound-Modul erweitert werden. Von der Idee eines Project Ara ist das aber noch weit entfernt.
Preislich fast auf einem Niveau
699 Euro sind in diesem Jahr der Standardpreis für ein Android-Flaggschiff. Zumindest, wenn man die unverbindliche Preisempfehlung der Hersteller zugrunde legt. Sie gilt für das Galaxy S7, das LG G5 und das HTC 10. Nur das Huawei P9 fällt hier mit 569 Euro aus der Reihe. In der Realität sinken die Preise für Android-Smartphones ab dem Verkaufsstart beständig, so dass sich hier ein aktueller Preisvergleich lohnt.
Nicht nur preislich liegen die Geräte auf einem Niveau: Der Kampf um den Android-Thron ist hart umkämpft und geht derzeit an das Galaxy S7. Doch die Konkurrenz von LG, Huawei und HTC liegt nur mit minimalen Abzügen dahinter.