Die meisten Top-Smartphones kommen heutzutage mit einer Dualkamera auf den Markt. Huawei ist das nicht genug. Das Huawei P20 Pro ist mit drei Kameras auf der Rückseite ausgestattet. Wir fragen uns: Sieht man mit dem Dritten wirklich besser?
- Topliste: Die besten Kamera-Smartphones
Besitzt ihr noch eine handelsübliche Digitalkamera? Wahrscheinlich nicht. Schließlich sind Smartphones mit sehr guten Kameras ausgestattet. Mit Hilfe von Dualkameras könnt ihr auf Fotos entweder den Hintergrund unscharf machen und Objekte schön hervorheben oder verlustfrei zoomen. Software-Algorithmen rechnen teilweise aus mehreren Aufnahmen das perfekte Bild zusammen oder erkennen Objekte selbstständig und passen die Einstellungen entsprechend an. Und doch geht es immer noch besser: Um das Optimum herausholen, stattet das im März 2018 vorgestellte Huawei das P20 Pro gleich mit drei (!) Kameras aus.
Wie fühlt sich das Huawei P20 Pro an?
Doch nur mit einer Linse mehr ist es nicht getan. Zusätzlich spendiert Huawei dem Smartphone eine optische Frischzellenkur. Dass das Design im Vergleich zum Huawei P10 stark überarbeitet wurde, zeigte Evan Blass auf seinem Twitter-Account lange vorab. Statt eines Alu-Gehäuses gibt es nun einen Mix aus einem Aluminium-Rahmen und einer Rückseite aus Glas. Die Mischung kommt nicht von ungefähr. Schon beim Huawei Mate 10 Pro setzte der Hersteller auf diesen Materialmix. Auch die Geräte der Konkurrenz, namentlich das Samsung Galaxy S9, das Sony Xperia XZ2 und das iPhone X, kommen mit jeweils gläsernem Rücken. Das Huawei P20 Pro ist in der Hinsicht also auf Höher der Zeit.
Die Verarbeitung ist top, das Gefühl in der Hand absolut hochwertig. Schick sieht das Huawei P20 Pro darüber hinaus auch aus, besonders in der Farbvariante "Twilight", bei der ein Lila-Ton in Aquamarin verläuft. Einen Makel gibt es aber. Während die Dualkamera im Stile eines iPhone X vertikal verbaut wurde, sieht die dritte Kamera aus, als hätte man sie notdürftig untergebracht. Das stört die Optik. Zudem war unser blaues Testgerät schon nach wenigen Minuten mit Fingerabdrücken übersät. Und: Das Smartphone ist aalglatt – sogar so glatt, dass es sich selbstständig über die Tischoberfläche bewegt. Zwar ist das Gerät als einziges der neuen P-Serie (zusätzlich gibt es noch das Huawei P20 und das Huawei P20 Lite) nach IP67 staub- und wasserdicht. Um es wirklich sorgenfrei mit euch herumzutragen, solltet ihr aber in eine Hülle investieren.
Auf der Vorderseite geht es modern weiter. Bei fast allen Huawei- und Honor-Geräten, die seit dem Mate 10 Pro erschienen sind, kommen sogenannte FullView-Displays, also Bildschirme mit möglichst wenig Display-Rand, zum Einsatz. Bei seinem neuen Modell treibt es der Hersteller aber auf die Spitze. Die Ränder des 6,1 Zoll großen Bildschirms sind minimal, nach oben unterbricht nur eine Einkerbung, in der die Frontkamera eingebaut ist, das Display. Durch diese "Notch" sieht das P20 Pro dem iPhone X von Apple entfernt ähnlich. Das kann man mögen, muss man aber nicht. Gehört ihr zu Nutzergruppe 2, habt ihr die Möglichkeit, die Einkerbung in den Einstellungen "abzuschalten". Dann zeigt das Smartphone an der Stelle einen schwarzen Balken an.
Stimmt die Leistung?
Der OLED-Bildschirm selbst ist ein Traum: Starke Kontraste und ein echtes Schwarz sorgten im Test für viel Spaß mit Medien-Apps wie YouTube, Netflix oder Amazon Prime. Etwas schade: Die ganze Bildschirmfläche lässt sich wegen des Seitenverhältnisses von 18,7:9 selten nutzen. Für Videos gibt es zwar einen Zoom-Modus, mit dem streckt ihr das Bild aber nur bis unter die Notch. Inhalte zeigt das P20 Pro in Full HD+ (2240 x 1080 Pixel) an. Die Auflösung ist also nominell niedriger als etwa beim Galaxy S9, aber bei der Bildschirmgröße völlig ausreichend.
Im Inneren taktet der Kirin 970, der auch im Mate 10 Pro zum Einsatz kommt. 2017 zählte der Chip zur Oberklasse, konnte die Konkurrenz aber nicht überflügeln. Auch 2018 liegt er in den üblichen Leistungstest hinter dem Galaxy S9. Im Alltag wird euch aber nicht auffallen, dass ein paar tausend Punkte im Vergleich zum Samsung-Gerät fehlen. Die Bedienung geht flott von der Hand, Apps starten schnell. Aufwändige Spiele wie das aktuell beliebte "PlayerUnknown's Battlegrounds" ("PUBG") lassen sich in der höchsten Qualitätsstufe spielen. Letztendlich sind Benchmarks ohnehin nicht mehr als Zahlen, die zur groben Einordnung dienen. Schnell genug ist das P20 Pro in jedem Fall.
Was macht die Kamera besonders?
Mit Künstlicher Intelligenz zum perfekten Schnappschuss
Das Dreifach-Kamerasystem ist in Kooperation mit der deutschen Edelmarke Leica entstanden und nicht nur für die P-Serie einzigartig. Im Detail besteht es aus einem Monochrom-Sensor mit 20 Megapixeln, einem Tele-Sensor mit acht Megapixeln und einem RBG-Sensor mit 40 Megapixeln. Die sollen gemeinsam, so Huawei, "eine Renaissance der Fotografie" herbeiführen. Wer jetzt denkt, dass es sich bei der Anzahl von Linsen ja nur um ein Gerät für Foto-Profis handeln kann, der irrt. Huaweis Aussage lautet ganz klar: Jeder soll mit dem P20 Pro schöne Fotos machen können.
Damit das gelingt, stattet der Hersteller seinen neuen Kamera-Primus mit einer Künstlichen Intelligenz aus, die Foto-Anfängern unter die Arme greift, in dem sie das Szenario vor der Linse (oder besser: vor den Linsen) selbstständig erkennt, den richtigen Modus auswählt und bei Bedarf Hilfslinien einblendet. Das klappte im Test relativ zuverlässig. Das P20 Pro weiß zum Beispiel, wann Foodporn-Junkies ihre Leibspeise ablichten wollen und schaltet bei Porträts automatisch in den Porträtmodus. Damit ihr wisst, woran ihr seid, zeigt euch das die Kamera-App die jeweiligen Modi über dem Auslöse-Button an. Hattet ihr etwas anderes im Sinn, tippt ihr einfach auf das X und die Kamera schaltet auf die ursprünglichen Einstellungen zurück.
Die Ergebnisse in diesem Automatik-Modus können sich durchaus sehen lassen. Die Bilder sind farbenfroh und detailreich. In der Tat gelingen mit dem P20 Pro auch untalentierten Fotografen ziemlich gute Bilder. Ich muss es wissen, denn ich bin einer. Ebenfalls stark zeigt sich die Kamera bei schlechten Lichtverhältnissen. Zum einen erhellt der Blitz die Umgebung gut. Zum anderen rechnet das P20 Pro die Bilder des 40-Megapixel-Sensors um. Vier Pixel werden zu einem kombiniert, Fotos nehmt ihr dann ab Werk "nur" mit zehn Megapixeln auf. In den Einstellungen könnt ihr aber auch festlegen, dass ihr Bilder mit der vollen Auflösung knipsen wollt. Die belegen dann aber auch dreimal so viel Platz auf dem mit 128 Gigabyte zwar recht großen, aber nicht erweiterbaren Speicher.
Bei Nacht, gezoomt und bewegt
Zusätzlich spendiert der Hersteller dem Smartphone mit dem "Nacht"-Modus eine Langzeitbelichtung, bei dem das Pro-Modell sechs Sekunden lang Bilder aufnimmt und sie zu einem Foto kombiniert. Normalerweise braucht man dafür ein Stativ. Beim P20 Pro rechnet die künstliche Intelligenz eventuelle Wackler heraus. Auch das klappt ziemlich gut. Im Vergleich zu einem Blitzlicht-Foto im Dunkeln wird nicht nur ein Bereich sondern das komplette Bild stark aufgehellt. Insgesamt sind mehr Objekte zu sehen, die Bildqualität ist dann aber je nach Beleuchtung nicht immer optimal.
Anders sieht das beim Zoom aus. Konkurrenten hat das P20 Pro unter anderem einen dreifachen optischen und einen fünffachen verlustfreien Hybrid-Zoom voraus. Im Klartext: Ihr sollt damit an Objekte heranzoomen können, ohne dass die Bildqualität darunter leidet. Das funktionierte im Test überraschend gut. Auf einem fünffach vergrößertem Bild waren sogar noch feine Spinnweben zu erkennen.
Für Selfie-Freunde verbaut Huawei darüber hinaus eine Frontkamera mit einer sehr hohen Auflösung von 24 Megapixeln, die ihrerseits mit jeder Menge Spielerei aufwertet. So gibt es auch für die Frontkamera einen Porträtmodus, in dem ihr wie beim iPhone X die Art der künstlichen Belichtung einstellen könnt. Natürlich darf ein Schönheitsfilter nicht fehlen, der Falten glättet und das Gesicht ziemlich künstlich aussehen lässt. Am besten sehen Selfies allerdings ohne jede Einstellung aus. Dann gelingen detailreiche Selbstporträts.
Videos nehmt ihr in 4K-Auflösung bei 30 Bildern pro Sekunde auf. Auch hier agiert die künstliche Intelligenz als Stabilisator. Außerdem gibt es einen Superzeitlupenmodus, der kurze Clips in HD-Auflösung mit 960 Bildern pro Sekunde aufzeichnet. Hier ist allerdings Timing gefragt: Ihr müsst im richtigen Moment auf den Auslöser drücken, um die perfekte Zeitlupe einzufangen. Zusätzlich gibt es in der Kamera-App noch den "Blende"-Modus, mit dem ihr Objekte im Hintergrund unscharf machen könnt, um den Vordergrund hervorzuheben. Welches Potenzial im Profi-Modus schlummert zeigen wir euch in der unteren Galerie und erklären wir euch zusätzlich in diesem Beitrag.
Was muss man noch wissen?
Auf dem Huawei P20 Pro läuft Googles Betriebssystem Android Version 8.1, also die aktuellste Version, die es gibt. Darüber stülpt der Hersteller die EMUI-Oberfläche, die iOS ähnlich sieht. Der Akku bringt euch in jedem Fall über den Tag. Wer das Gerät sparsam nutzt, schafft auch einen zweiten. Ansonsten geht es spätestens Mittags wieder an die Steckdose.
Weniger positiv fällt die Gesichtserkennung auf. Sie ließ sich in unserem Test durch ein simples Selfie von einem anderen Smartphone austricksen. Nicht umsonst warnt Huawei in den Einstellungen, dass man sich lieber nicht darauf verlassen sollte. Für euch heißt das: Besser gar nicht erst einschalten! Außerdem kommt das Smartphone ohne einen analogen Kopfhöreranschluss. Musik könnt ihr kabellos per Bluetooth oder über den USB-C-Anschluss hören. Das ist mittlerweile so Mode.
Der Vollständigkeit halber nochmal hier die kompletten Specs:
- 6,1 Zoll großes OLED-Display (2244 x 1080)
- Kirin 970-Prozessor
- 6 GB RAM und 128 GB interner Speicher (nicht erweiterbar)
- Akku mit 4000 mAh und Schnellladefunktion
- Frontkamera mit 24 Megapixeln (f/2.0)
- Triple-Kamera mit Monochrom-Sensor (20 Megapixel, f/1.6), RGB-Sensor (40 Megapixel, f/1.8), Tele-Sensor (8 Megapixel, f/2.4)
- USB-C-Anschluss
- Android 8.1 Oreo mit Benutzeroberfläche EMUI 8.1
- Farben: Schwarz, Blau, Pink, "Twilight" (Lila zu Aquamarin)
Fazit: Mit dieser Kamera könnt ihr telefonieren
Das Huawei P20 Pro bietet so viele Kamera-Funktionen und so tolle Ergebnisse, dass man das Gerät problemlos als Kamera mit Smartphone-Funktionen bezeichnen kann. Nicht umsonst bekommt das Gerät als erstes Smartphone deswegen bei uns die Kameranote 9.9. Und: Die Fahnenstange ist offenbar noch nicht erreicht. Huawei stellt für nächste Tage noch ein Update der Kamerasoftware in Aussicht.
Auch sonst stimmt es beim Telefon: Leistungstechnisch ist es vorne mit dabei, der Akku hält lange. Da rechtfertigt sich auch der Preis von rund 900 Euro. In Betracht ziehen solltet ihr es aber nur, wenn ihr wirklich viel mit dem Smartphone fotografiert. Seid ihr nur auf Leistung aus, ist das OnePlus 5T für euch die günstigere und Notch-lose Alternative.
Übrigens: Wer das P20 Pro vorbestellt, bekommt von Huawei mit etwas Glück den Bose QuietComfort II kostenlos dazu. Die Aktion gilt allerdings für maximal 4000 Vorbesteller des Smartphones.
Testwertung: Huawei P20 Pro
- die aktuell beste Kamera
- wasserdichtes Gehäuse
- Modernes Design
- viel Leistung
- Speicher nicht erweiterbar
-
BetriebssystemAndroid 8.1 Oreo
-
Prozessor: NameKirin 970
-
Prozessor: Taktung4 x 2.4 + 4 x 1.8 Ghz
-
Prozessor: Anzahl Kerne8
-
Speicherkapazität128 GB
-
Arbeitsspeicher6 GB
-
Kamera-Auflösung: Back40/20/8 Megapixel
-
Kamera-Auflösung: Front24 Megapixel
-
Bildschirmdiagonale6.1 Zoll
-
Auflösung Höhe2240 Pixel
-
Auflösung Breite1080 Pixel
-
GrafikchipMali-G72 MP12
-
Display TechnologieOLED
-
Display Pixeldichte408 ppi
-
Schnittstellen/AnschlüsseUSB-C
-
Feature: Bluetooth
-
Feature: WLAN
-
Feature: NFC
-
Feature: GPS
-
Feature: GPRS/EDGE
-
Feature: UMTS
-
Feature: LTE
-
Feature: Dual-SIM
-
Feature: Fingerabdruckscanner
-
Akkuleistung4000 mAh
-
Höhe155 mm
-
Breite73.9 mm
-
Tiefe7.8 mm
-
Gewicht180 g
-
StatusErhältlich