Xiaomi 12 im Test: Endlich ein Smartphone für mich?

Xiaomi 12 Test
xiaomi-12-front (© 2022 CURVED )
60

Früher war alles besser: Im Jahr 2020 konnte mich das Xiaomi Mi 10 richtig überzeugen. Dem Xiaomi Mi 11 gelang das im Folgejahr aber nicht im selben Maße. Im Jahr 2022 sieht's jetzt anders aus: Nun gibt's vom chinesischen Hersteller wieder voll auf die 12. Denn das Xiaomi 12 hätte auch mein nächstes privates Smartphone werden können. Wieso alles anders kam, ihr euch das Top-Handy aber dennoch genau ansehen solltet, erfahrt ihr hier im Test des Xiaomi 12.

Inhaltsverzeichnis

Xiaomi 12: Technische Daten im Überblick

Geräte-Abbildung
Xiaomi 12
Hersteller
Xiaomi
Modell
12
Display und Gehäuse
Display-Größe 6.28 Zoll
Auflösung 2400x1080 Pixel
Pixeldichte 419 ppi
Technologie AMOLED
Frequenz 120 Hz
Maße Größe 152.7x69.9x8.16 mm
Material Glas (Rückseite), Metall (Rahmen)
Gewicht 180 g
Leistungsmerkmale
Chipsatz Qualcomm Snapdragon 8 Gen 1
Taktrate bis zu 3.0 GHz
AnTuTu 941.335 Punkte
Klasse Oberklasse
Installierter RAM 8/12 GB RAM
Interner Speicher 128/256 GB
Akkuleistung 4500 mAh Kapazität
Lebensdauer der Batterie
Sicherheit Fingerabdruck
Betriebssystem Android 12 mit MIUI 13 (ab Werk)
Kamera
Hauptkamera 50 (Weitwinkel), 13 (Ultraweitwinkel), 5 (Tele-Makro)
Frontkamera 32 MP
Konnektivität
Anschlüsse USB-C
Dual-SIM Ja
NFC Ja
4G LTE Ja
5G Ja
Preis
UVP Ab 849 Euro (UVP)
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Design: Kamera als Hingucker

Abgerundeter Rahmen,  ein die Front ausfüllendes Display mit Aussparung für die Kamera und mehrere Linsen auf der Rückseite: So in etwa könnte man fast alle Top-Smartphones in der Android-Welt beschreiben. Höchstens das Rückseiten-Design war in der jüngsten Vergangenheit das Alleinstellungsmerkmal der einzelnen Hersteller.

Die Vorderseite von Top-Modellen? Nicht zu unterscheiden. Im Jahr 2022 hob sich zuerst Samsung hiervon ab – mit einem eher kantigeren Gehäuse-Design. Das Xiaomi 12 bleibt hingegen bei den schon fast klassischen Rundungen, zieht dafür aber Aufmerksamkeit auf die Front: Das Display ist leicht um die Seiten gebogen. Etwas, was selbst Samsung nicht mehr macht.

Mit dem gebogenen Display fällt das Xiaomi 12 nicht nur auf, es wirkt auf mich direkt wieder etwas wertiger und vermittelt ein schönes Premium-Gefühl. Diesen Eindruck erzeugt das Top-Modell aber auch auf der Rückseite. Mein Testmodell bietet hier eine Glasfläche in einem matten Hellblau. Glanz ohne Spiegelung – das wirkt edel! Hinzu kommt der leicht mattierte Metallrahmen in einem etwas dunkleren Farbton. Da Blau meine Lieblingsfarbe ist, trifft das Handy hier genau meinen Geschmack.

Wer jetzt aber einmal so richtig auffallen will, sollte die Rückseite des Xiaomi 12 bei der nächsten Bahnfahrt herumzeigen. Denn einen richtig guten Design-Aspekt habe ich noch gar nicht erwähnt: Die Kamera. Hier liefert Xiaomi drei Linsen und einen Kamera-Blitz. Das Modul ist einem noch helleren Blauton gehalten.

Und das Highlight ist hier definitiv die Weitwinkel-Linse. Die (beziehungsweise das Bullauge an sich) ist nämlich beeindruckend groß und damit ein echter Hingucker. Wer so wie ich sehr große Gürtelschnallen trägt, hat jetzt das passende Handy zum Outfit gefunden.

Eine Sache ist aber weniger gelungen: Das Kamera-Modul selbst steht stark aus dem Gehäuse hervor. Es wirkt fast schon, als hätte Xiaomi es nachträglich angeklebt. Legt ihr das Handy flach auf eine Oberfläche, wackelt es wie ein billiger Holztisch. Allerdings nur, wenn ihr es im oberen linken Bereich bedienen wollt. Wie beim Wackel-Tisch dürfte es hier helfen, ein Taschentuch unter das Xiaomi 12 zu klemmen. Aber leider benötigen wir dieses noch später beim Kamera-Test, um Freudentränen wegzuwischen.

Haptik: Von Xiaomi zu Tschaumi

Grundsätzlich liegt das Xiaomi 12 nicht anders in der Hand als die meisten Androiden mit abgerundetem Gehäuse. Sprich: Es fühlt sich angenehm an, bekleckert sich in Sachen Grip aber nicht mit Ruhm. Ich habe ständig das Gefühl, ein rohes Ei zu halten.

Durch die Rundungen wirkt das Smartphone ohnehin schon rutschig, die Glasrückseite lässt meine Finger aber zusätzlich mit geringem Widerstand über die Oberfläche gleiten. So entsteht häufig das Gefühl, als würde mir das Flaggschiff im nächsten Moment aus der Hand rutschen. So könnte aus dem Xiaomi dann ganz schnell ein Tschaumi werden. Tschau Smartphone, grüße den Boden höflichst von mir!

Immerhin: Die Vorderseite wird durch Gorilla Glass Victus geschützt, die Rückseite durch Gorilla Glass 5. Es gibt also durchaus die Chance, dass euer Xiaomi 12 unbeschadet vom kurzen Ausflug Richtung Erdboden zurückkehrt. Ausprobieren möchte ich das aber lieber nicht. Wie bei jedem teureren Smartphone empfehle ich euch definitiv eine Schutzhülle. Dann seid ihr auf der sicheren Seite. Wer das Design nicht verdecken mag, schnappt sich ein transparentes Case.

Zuletzt aber noch der beste Punkt: Das Xiaomi 12 liegt für mein Empfinden viel besser in der Hand als seine Vorgänger. Ob der chinesische Hersteller den Prototyp zu heiß gewaschen hat oder tatsächlich eine neue Ära anbricht, wurde nicht überliefert. So oder so ist das Handy deutlich kleiner als das Mi 11. Statt einem 6,81-Zoll-Display bekommt ihr beim neueren Modell einen 6,28-Zoll-Screen serviert. Größtenteils konnte ich das Xiaomi 12 im Test also mit nur einer Hand bedienen. Endlich! Dazu im nachfolgenden Teil mehr.

Display: Xiaomi 12 und meine Hosentasche sind jetzt Freunde

Wie bereits angeschnitten: Das Xiaomi 12 bringt eine Bildschirmdiagonale von 6,28 Zoll mit. Damit fällt es deutlich kleiner aus als seine Vorgänger – und die meisten Konkurrenten in der Oberliga.

So stört das Handy auch nicht in der Hosentasche. Einzig Samsung bietet mit dem Galaxy S22 noch ein ähnlich kompaktes Top-Modell. Das Smartphone aus Südkorea mag zwar ebenso wie das Xiaomi 12 auf ein Spitzendisplay mit OLED-Technologie setzen. Bei Xiaomi bekommt ihr aber die bereits erwähnten abgeflachten Display-Ränder als Design-Extra obendrauf. Und auch sonst weiß das Display des Xiaomi 12 zu überzeugen.

Mit einer Auflösung von 2400 x 1080 Pixel bietet euch das Flaggschiff Full-HD+, an Bord sind außerdem Features wie HDR10+ und Dolby Vision. Wer also gerne Videos auf dem Handy schaut, wird viel Spaß haben. Und das auch bei direkter Sonneneinstrahlung: Das Display ist hell genug, um weiterhin ablesbar zu bleiben. Sehr cool: Wieder sind Umgebungslichtsensoren vorne und hinten mit dabei. So passt sich die Helligkeit besser an euer Umfeld an, anstatt nur an den Bereich, auf den die Handy-Front gerichtet ist.

Davon ab erwartet euch OLED-typisch ein Top-Kontrast mit kräftigen Farben und tadellosen Schwarzwerten. Letzteres liegt daran, dass der OLED-Bildschirmen Pixel einzeln ein- oder abgeschaltet. Eine Hintergrundbeleuchtung des Screens, wie es bei LCDs der Fall ist, gibt es nicht. Schwarz ist also wirklich Schwarz.

Ihr wisst das vermutlich schon: Im Jahr 2022 gehört ein Display mit einer Bildwiederholrate von 90 oder noch mehr Hertz zum guten Ton – selbst in der unteren Mittelklasse, wie das Xiaomi Redmi Note 11 im Test zeigt. Zumindest, sofern der Hersteller nicht Apple heißt und die Basis-Modelle fast schon künstlich von den Pro-Versionen trennen will.

Nach diesem Seitenhieb kommen wir zurück zum Xiaomi 12: Hier gibt es wie erwartet eine Bildwiederholrate von 120 Hz. Das sorgt für einen flüssigeren Eindruck bei Bewegungen auf dem Display. Etwa beim Scrollen. Das wirkt im ersten Moment schön, nutzt sich als Aha-Effekt aber erfahrungsgemäß sehr schnell ab.

Zumal ich bislang noch kein Android-Handy gesehen habe, das nicht zwischendurch kurz ins Stocken gerät, wenn ich beispielsweise auf Webseiten schnell scrolle oder mehrmals über den Homescreen wische. Gerade in solchen Sekunden bleibt der Vorteil von 120 Hz gegenüber 60 Hz leider etwas auf der Strecke. Immerhin: Spiele mit 120 Hz machen Spaß. Vorausgesetzt, die Leistung des Smartphones reicht für genügend Bilder pro Sekunde.

Leistung: Im Winter schön warm, im Sommer viel Schatten

Xiaomi setzt in der Oberklasse seit Ewigkeiten auf die Top-Chipsätze von Qualcomm. Ganz nach diesem Schema kommt das Xiaomi 12 mit einem Snapdragon 8 Gen 1. Der im 4-nm-Verfahren hergestellte Chip ist so ziemlich das schnellste Stück Technik, das es für die Android-Welt gibt. Entsprechend müsst ihr euch in Sachen Leistung gar keine Gedanken machen.

Die im Display-Teil dieser Review angeschnittenen Mikro-Ruckler tauchen hauptsächlich auf, wenn ihr erstmals über eine Sektion auf einer Webseite scrollt oder das erste Mal nach dem Entsperren des Handys die Homescreen-Blätter durchwischt. Ich vermute daher, dass es hier irgendwo einen Flaschenhals beim Schaufeln der Daten zwischen Prozessor (oder nur den Energiesparkernen) und RAM gibt.

Arbeitsspeicher an sich hat das Xiaomi ausreichend. Standardmäßig sind 8 GB RAM dabei (LPDDR5). Einzig wenn ihr statt 128 GB internen Speicher 256 GB wählt (beides UFS 3.1), gibt es das Smartphone noch in einer Ausführung mit 12 GB RAM.

Xiaomi 12 Lautsprecher
Besonders auf Höhe des Lautsprechers wurde das Xiaomi 12 sehr heiß (© 2022 CURVED )

Im Prinzip sollte das Xiaomi 12 also erfreulich viel Power für Mobile Games bieten, oder? Ja, das tut es. Doch: Während grafisch nicht anspruchsvolle Spiele wie "Kingdom Rush" problemlos mit nur leichter Wärmeentwicklung laufen, hat der aufwendige Titel "Genshin Impact" das Testhandy gefühlt geröstet – und mich gleich mit dazu.

Schon im Hauptmenü (mit 3D-Grafik im Hintergrund) reichten knapp 10 Minuten inklusive High-Speed-Download, um das Smartphone stark zu erhitzen. Und ich meine jetzt nicht ein typisches "es fühlt sich unangenehm an". Ich rede von "Aua, meine Hand tut weh!". Der Metallrahmen hat eine starke Hitze entwickelt.

Das passiert zwar auch bei einigen anderen Top-Modellen. Doch beim Xiaomi 12 wird es genau dort richtig heiß, wo die Fläche meiner linken Hand auf dem Rahmen aufliegt, wenn ich im Querformat zocke. Im Vergleich mit einem ebenfalls unter Stress gesetzten iPhone 12 Pro kam mir das Xiaomi sogar noch etwas heißer vor. Das gibt eine kleine Abwertung in der Leistungs-Endnote.

Mit der Hitze setzte auch die Drosselung ein. Immerhin sanken die Bilder pro Sekunde in "Genshin Impact" von anfänglich 40 nur auf 30 herab (auf maximalen Grafikeinstellungen). Mit gelegentlichen Frame-Einbrüchen. Das ist noch okay. Aber die Hitze entweicht leider wirklich am falschen Punkt. Haltet ihr das Smartphone normal vor euch, quasi links oben am Rahmen. So ist das Xiaomi 12 bei Spiele-Sessions sicherlich schön warm im Winter. Im Sommer ist aber wohl eher Schatten angesagt. Wer weiß, wie warm das Handy beim Zocken sonst noch werden könnte.

Kamera: Xiaomi hat endlich aufgeschlossen

Das Xiaomi 12 hat sich langsam wieder abgekühlt. Zeit also für den Kamera-Test. Ausgestattet ist das Smartphone mit einer Triple-Kamera. Die setzt sich aus einem Weitwinkel (50 MP), einem Ultra-Weitwinkel (13 MP) und einer Makro-Linse (5 MP) zusammen. Letztgenannte Linse ist für Großaufnahmen aus besonders kurzer Distanz gedacht und findet sich bei vielen chinesischen Smartphones. Optische Zooms fehlen leider.

Xiaomi 12 Kamera-Features
Mit dem Xiaomi 12 erwarten euch viele Kamera-Features (© 2022 CURVED )

Unterwegs bei Tag

Schauen wir einmal genauer darauf, was das Trio kann. Ich habe euch immerhin weiter vorne im Test versprochen, dass wir noch ein Taschentuch benötigen. Grundsätzlich lässt sich sagen: Bei Tag leistet das Xiaomi 12 solide Arbeit. Im Test sind mir detailreiche Fotos mit kräftigen Farben gelungen. Verglichen mit anderen aktuellen Modellen wie dem iPhone 13 wirken die Bilder allerdings deutlich kühler, dafür aber einen Tick detailreicher. Beim HDR könnte Xiaomi aber noch etwas nachbessern. Bei besonders starken Kontrasten gehen viele Details im Schatten unter.

Einen echten zweifachen Zoom bietet euch das Xiaomi 12 nicht. Dennoch gibt euch der Hersteller in der Kamera-App einen solchen zur Auswahl. Die Vergrößerung ist zwar digital, kann sich aber dennoch sehen lassen. Was allerdings auffällt: Springe ich zwischen den Zoom-Stufen und knipse Fotos, erscheinen diese teilweise mit unterschiedlicher Farbgebung. Die künstliche Intelligenz sorgt hier für weniger Konsistenz als es etwa bei Apple der Fall ist.

Xiaomi und der Nachtmodus

Gut. Zeit für das Taschentuch. Ich habe schon viele Xiaomi-Smartphones getestet – und Fotos bei Nacht waren immer die größte Schwäche aller Modelle. Hier hat sich endlich sichtbar etwas getan. Das Xiaomi 12 schießt bei Dunkelheit bedeutend bessere Bilder als seine Vorgänger. Zwar ist die Belichtungszeit immer noch viel kürzer als bei anderen Herstellern, aber im Verhältnis dazu holt das Handy verblüffend viele Details heraus.

Im Vergleich mit meinem privaten iPhone 12 mini sind die Bilder zwar etwas dunkler und es sind weniger Einzelheiten erkennbar, dafür ist das fertige Foto auf dem Xiaomi schärfer, mit weniger verwaschenen Bildteilen. Endlich hat Xiaomi hier zum Rest der Branche aufgeschlossen. Man reiche mir ein Taschentuch für die Freudenträne.

Frontkamera: Viele Details und eine Schwäche

In Sachen Selfies liefert das Xiaomi 12 prinzipiell gut ab. Die Frontkamera fängt so viele Details ein, dass sogar einzelne Barthaare gut erkennbar sind. In meinem Fall leider sogar die, die langsam in einen grauen Ton übergehen. Ab Werk sind hier die typischen Filter aktiviert, die für eine glattere Haut sorgen und euch jünger wirken lassen. Das lässt sich aber auch ausschalten. Oder eben ins andere Extreme aufs Maximum setzen. Auch dieses herrlich beknackte Ergebnis erspare ich euch nicht in der nachfolgenden Galerie.

Wie ihr seht, hat die Frontkamera eine ähnliche Schwäche wie die Hauptkamera – nur noch ein bisschen extremer. Große Kontrastunterschiede bringen das System ans Limit.

Foto-Features: Die Stärke von Xiaomi

Wie auch schon seine Vorgänger ist das Xiaomi 12 mit zahlreichen Kamera-Features ausgestattet. Darunter altbekannte Funktionen wie etwa den Himmel-Tausch. Ihr könnt hier auf Knopfdruck etwa ein Bild in Morgenröte tauchen oder einen Sternenhimmel ergänzen. Oder ihr klont einfach Personen auf einem Bild. Klappt nach wie vor überraschend gut. Zusätzlich gibt es Langzeitbelichtungseffekte.

Das haben wir euch in unserer Foto-Tour inklusive Video mit dem Xiaomi 10T Pro bereits ausführlich demonstriert. Auch die Video-Features (Cinema-Effekte, AI-Modus,...,) des Xiaomi 11T Pro und Xiaomi Mi 11 sind wieder mit dabei. Die könnt ihr euch in unseren CURVED-Kurzfilmen genauer anschauen – es lohnt sich.

Ebenfalls cool: Ihr könnt via ProFocus Videos mit Motion-Tracking aufnehmen. So behält das Xiaomi 12 die Schärfe auf einem sich bewegenden Objekt oder einer Person.

Sicherheit und Software: Optischer Fingerabdruck und wenig Bloatware

Zum Entsperren des Smartphones setzt Xiaomi auf einen Fingerabdrucksensor im Bildschirm. Es handelt sich dabei um einen optischen Sensor, der euren Finger quasi durch das Display anleuchtet und dann den Abdruck überprüft. Das Ganze ist schnell eingerichtet und funktioniert wie erwartet sehr schnell. Fehlversuche hatte ich so gut wie keine. Die Technologie ist deutlich besser als noch vor wenigen Jahren.

Softwarseitig ist ansonsten MIUI 13 vorinstalliert. Die Benutzeroberfläche liegt ab Werk über Android 12 und profitiert natürlich von all den coolen Funktionen, die Xiaomi bereits mit MIUI 12 eingeführt hat. Hier haben wir für euch die wichtigsten Neuerungen zusammengefasst.

Besonders gelungen ist meiner Meinung nach immer noch das Kontrollzentrum, das ihr auf der rechten Bildschirmhälfte mit einem Wischer von oben erreicht. Dieses ist dem Kontrollzentrum von Apples iOS nachempfunden und lässt euch die wichtigsten Funktionen leicht erreichen. Gerade für Umsteiger, die ihr iPhone gegen einen Androiden tauschen wollen, ist Xiaomi also ein Blick wert.

Xiaomi Mi 10 Screenshot
Das Kontrollzentrum hat Xiaomi mit MIUI 12 das Kontrollzentrum eingeführt (© 2020 CURVED )

Ein paar Worte noch zur Bedienung: Ihr könnt anstatt der drei On-Screen-Navigationstasten auch auf Wischgesten setzen. Das funktioniert meist gut, aber noch nicht so gut wie bei Apple. Besonders die Zurück-Geste (Wischen vom linken oder rechten Bildschirmrand aus) machte mir Probleme – aufgrund des um die Seiten gebogenen Screens. Hier habe ich hin und wieder mehrere Versuche gebraucht, bis das Xiaomi 12 im Test meinen Zurück-Wischer akzeptiert hat.

Selbst im Top-Segment ist MIUI nicht ganz frei von Bloatware, immerhin erwartet euch nicht allzu viel unerwünschte Software. So findet sich auf dem Handy ein Ordner mit dem Namen "Mehr Apps". Dieser beinhaltet neben tatsächlich nützlichen Apps wie Spotify, Amazon, Facebook und TikTok aber auch sogenannte Vorschläge, die ihr auf Knopfdruck installieren könnt.

In meinem Fall "Hits" wie "Solitär", "AUTODOC", "Thief Puzzle", "KuCoin", "Wish", "Slotmania Spielautomaten". Immerhin: Mit einem Tipp auf den Ordnernamen könnt ihr die Vorschläge ausblenden. Ebenso positiv: Auf dem Handy findet sich deutlich weniger Bloatware als beispielsweise auf dem Xiaomi Redmi Note 11 Pro (hier im Test nachzulesen).

Sound: Lieber mit Kopfhörern

Wollt ihr euch zwischendurch einmal ein Video anschauen, ohne gleich die Kopfhörer zu nutzen? Das war in der Vergangenheit gerade bei Xiaomi eine gute Idee. So konntet ihr euch nämlich einmal vor Augen (beziehungsweise Ohren) führen, wie gut der Sound von Handy-Lautsprechern mittlerweile ist.

Das Xiaomi 12 knüpft hier aber nicht an die Erfolge der Vergangenheit an. So haben Modelle wie das Xiaomi 10 und auch das 10T Pro mich auf dieser Ebene noch überzeugt. Besonders bei den tieferen Frequenzen. Natürlich alles im Verhältnis dazu, dass wir hier von kleinen Mini-Speakern in einem flachen Handy reden.

Der Klang beim Xiaomi 12 ist allerdings etwas sehr verwaschen mit deutlichen schwächen im unteren Frequenzspektrum. Dazu gesellt sich wenig Differenziertheit in den Mitten und Höhen. Insgesamt machte mir Musik über die internen Lautsprecher des Smartphones nicht allzu viel Spaß. Mein iPhone 12 mini ist im Vergleich hierzu wie Tag und Nacht. Das Apple-Handy holt hier eine Wagenladung an Details extra heraus und schlägt den Xiaomi-Konkurrenten deutlich. Zu Beginn vom neuen "Architects"-Song "When we were young" höre ich mit dem 12 mini auch klar heraus, dass die Gitarre von links einsetzt. Das schafft das Xiaomi 12 leider nicht.

Wesentlich besser liefert das chinesische Flaggschiff ab, wenn ihr kabellose Kopfhörer nutzt. Hier kann das Smartphone auch auf Sound-Verbesserer zurückgreifen. Darunter zum Beispiel Dolby Atmos, was unter anderem für mehr Wucht im Klang sorgt.

Akku: Glanz auf ganzer Ebene

Sowohl Akku als auch Ladegeschwindigkeit des Xiaomi 12 zeigten sich im Test von ihrer besten Seite. Der Energiespeicher verfügt über eine Kapazität von 4500 mAh. Das sind lediglich 100 mAh weniger im Vergleich zum deutlich größeren Vorgänger Xiaomi Mi 11. In der Praxis macht sich das durch eine lange Laufzeit bemerkbar. Sowohl meine Foto-Tour als auch meine Gaming-Einsätze während des Tests konnten das Handy nur wenig beeindrucken. In der Regel könnt ihr euch von 1,5 bis sogar zwei Tage Akkulaufzeit einstellen. Top.

Ähnlich begeisternd ist die Ladegeschwindigkeit des Smartphones. Mit dem beilegenden Netzteil könnt ihr das Xiaomi 12 mit bis zu 67 Watt aufladen. Natürlich über USB-C. Wie schnell das ist? Ich habe das Handy mit 4 Prozent Restladung an das Ladegerät angeschlossen und mir einen Timer auf 30 Minuten gestellt. Nach Ablauf der Zeit hatte ich bereits einen Ladestand von 89 Prozent. Sonderlich heiß wurde das Smartphone während des Ladens nicht.

Übrigens: Kabellos könnt ihr das Xiaomi 12 ebenfalls aufladen. Mit einem passenden Gerät sind hier bis zu 50 Watt möglich. Da dürfte das Aufladen ähnlich schnell wie über Kabel vonstatten gehen. Benötigt ein anderes Smartphone hingegen Energie, könnt ihr dieses über das Xiaomi 12 mit Reverse Wireless Charging aufladen – bis zu 10 Watt verspricht der Hersteller.

Fazit zum Test: Das Xiaomi 12 sorgt für Zwiespalt
Christoph Lübben
Christoph Lübben

Letztendlich lässt mich das Xiaomi 12 etwas zwiegespalten zurück. Rein optisch gefällt mir das Smartphone sehr. Auch bin ich sehr froh, dass der Hersteller endlich einmal ein kompakteres Top-Modell ins Rennen schickt. Diese Entwicklung kann sich gerne fortsetzen – hier spreche ich sicherlich für alle Einhand-Bediener. Zudem gibt's endlich einen Nachtmodus, der mehr als nur tiefschwarze Fotos produziert (übertrieben dargestellt). Hinzu kommen super Werte bei Laufzeit und Aufladen. Top!

Auf der anderen Seite wird mir das Smartphone unter Last viel zu warm. Einen Teil der Leistung hat es somit beim Zocken schnell weggedrosselt. Auch beim einfachen Surfen habe ich leichte Erwärmungen gespürt. Die Hitzeentwicklung ist damit mein größter Kritikpunkt. Außerdem ist mir der Farbton der Bilder viel zu kühl – ja, das ist sicher Geschmackssache. Aber die Kamera sollte in dieser Preisklasse auch besser mit starken Helligkeitsunterschieden umgehen können.

Xiaomi 12 Test
Positiv: Beim Xiaomi 12 ist ein Ladegerät dabei (© 2022 CURVED )

Viele Kamera-Features, tolles Design, ordentlich Ausdauer und handliches Format. Das chinesische Top-Modell hätte eigentlich das Zeug dafür, mein nächstes Handy zu werden. Neben der für mein Empfinden zu hohen Hitze unter Last spricht aber ein persönlicher Punkt dagegen: Das Xiaomi 12 kommt etwas mehr als ein Jahr zu spät. Ich bin Anfang 2021 zurück in den Apple-Tunnel gelaufen. Das kleine iPhone 12 mini war einfach zu genial mit seinem kompakten Format. Und im Laufe des letzten Jahres habe ich mir dann weitere Apple-Produkte zugelegt. Falle zugeschnappt.

Wenn euch etwas Hitze beim Zocken an eurer Handfläche nicht stört. Wenn ihr nicht so tief im Apple-Ökosystem steckt wie ich. Wenn ihr ein Top-Smartphone unter 6,8 Zoll wollt. Ja, dann solltet ihr euch das Flaggschiff genauer ansehen. Auch wenn es etwas zu Meckern gibt (wie bei jedem Handy), bringt es nämlich auch genügend positive Punkte mit, wie der Test des Xiaomi 12 zeigte.

 

In diesem Artikel

Testwertung: Xiaomi 12

8.7
Curved Score
Top
  • Schönes Design
  • Viele Kamera-Funktionen
  • Endlich gute Nachtfotos
  • Superschnelles Aufladen
  • Lange Akkulaufzeit
Flop
  • Hitzeproblem unter Last
  • Kamera-HDR teils hinter Konkurrenz
  • Kein optischer Zoom
  • Nicht offiziell wasserdicht
Design
Display
Kamera
Performance
Software & Apps
Akku
Preis/Leistungsverhältnis

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Feature Tabelle
  • Betriebssystem
    Android 12 mit MIUI 13
  • Prozessor: Name
    Qualcomm Snapdragon 8 Gen 1
  • Prozessor: Taktung
    bis zu 3.0 Ghz
  • Prozessor: Anzahl Kerne
    8
  • Speicherkapazität
    128/256 GB
  • Arbeitsspeicher
    8/12 GB
  • Kamera-Auflösung: Back
    50 (Weitwinkel), 13 (Ultraweitwinkel), 5 (Tele-Makro) Megapixel
  • Kamera-Auflösung: Front
    32 Megapixel
  • Bildschirmdiagonale
    6.28 Zoll
  • Auflösung Höhe
    2400 Pixel
  • Auflösung Breite
    1080 Pixel
  • Grafikchip
    Qualcomm Adreno GPU
  • Display Technologie
    AMOLED
  • Display Pixeldichte
    419 ppi
  • Schnittstellen/Anschlüsse
    USB-C
  • Feature: Bluetooth
  • Feature: WLAN
  • Feature: NFC
  • Feature: GPS
  • Feature: GPRS/EDGE
  • Feature: UMTS
  • Feature: LTE
  • Feature: Dual-SIM
  • Feature: Fingerabdruckscanner
  • Akkuleistung
    4500 mAh
  • Höhe
    152.7 mm
  • Breite
    69.9 mm
  • Tiefe
    8.16 mm
  • Gewicht
    180 g
  • Status
    Erhältlich
Wie findet ihr das? Stimmt ab!
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