Das erste Jahresviertel ist Geschichte – und Apple schreibt seine Erfolgsstory ungebremst weiter. Nie ging es dem vor exakt 39 Jahren gegründeten Kultkonzern besser als heute. Glaubt man dem dem UBS-Analysten Steven Milunovich, liegen die besten Tage des Techpioniers auch unter Tim Cook weiter vor Apple.
Heute vor genau 39 Jahren machte Steve Jobs seine Drohung wahr. "Ich praktizierte mal wieder eine meiner Obstdiäten. Ich war gerade von der Apfelplantage zurückgekehrt", erklärte der Frutarier Steve Jobs seinem Biograf Walter Isaacson den Ursprung den Firmennamens. "Der Name klang freundlich, schwungvoll und nicht einschüchternd. Apple nahm dem Begriff Computer die Schärfe. Zudem würden wir künftig vor Atari im Telefonbuch stehen", so Jobs in der Rückschau.
Wie sooft in seiner späteren Karriere ließ sich der Perfektionist Jobs bis zuletzt eine Option offen. "Wir waren damals mit der Anmeldung unseres Unternehmensnamens drei Monate im Verzug, und ich drohte, das Unternehmen ‚Apple Computer‘ zu nennen, falls bis fünf Uhr niemandem ein interessanterer Name einfällt. Ich hoffte, so die Kreativität anzuheizen. Aber der Name blieb. Und deshalb heißen wir heute ‚Apple.’"
Das war am 1. April 1976, als Jobs und gemeinsam mit seinem Freund Steve Wozniak und Geschäftspartner Ronald Wayne Apple Computer gründete. 39 Jahre später ist Apple nicht nur ein Kultkonzern – nämlich das wahrscheinlich meistbewunderte und verehrte Unternehmen der Welt –, sondern auch so wertvoll wie kein anderer Konzern auf der Welt.
Und zwar mit Abstand. Enorme 725 Milliarden Dollar ist Apple inzwischen an der Wall Street wert – der nächste Verfolger, Google, bringt es mit gerade mal 375 Milliarden Dollar fast nur auf die Hälfte des Börsenwertes.
Der Himmel scheint für Apple die Grenze zu sein: Das bewies nicht zuletzt das Rekordweihnachtsquartal mit unfassbaren Gewinnen von 18 Milliarden Dollar, und auch im abgelaufenen Dreimonatszeitraum, dessen Bilanz am 27. April veröffentlicht wird, scheint es, als würde der Techpionier seine Erfolgsstory eindrucksvoll fortschreiben können.
Kann Apple den Gipfel auf Dauer verteidigen?
Die Frage, die sich auf dem ultimativen Gipfel nach 39 Jahren abzeichnet, lautet nicht zuletzt nach der recht wechselvollen Unternehmenshistorie: Kann Apple auch mittelfristig das Level halten?
Die Aussichten sind zunächst kurz- bis mittelfristig hervorragend: Drei Wochen noch bis zum ersten neuen Produkt seit fünf Jahren – der lang erwarteten Apple Watch. Auch wenn die Erwartungen zuletzt immer weiter zurückgenommen wurden und Apple möglicherweise nur 1 Million Einheiten am Startwochenende und weniger als 10 Millionen Stück in diesem Jahr verkaufen wird, ist das Potenzial immens.
Von iTV bis zum iCar – viel Potenzial für neue Produkte in den kommenden Jahren
Dazu zeichnet sich das nächste "One more Thing" immer deutlicher ab: Auf der Entwicklerkonferenz in zwei Monaten dürfte der Techpionier bereits seine mit Spannung erwartete Generalüberholung der Set-Top-Box Apple TV präsentieren, mit der Apple die TV-Industrie revolutionieren könnte und Premium-TV-Inhalte von ABC, CBS und Disney in seine iWelt bringen dürfte – ein lang erwarteter Fernseher würde wahrscheinlicher.
Mit der Apple Watch und einem Fernseher wären die großen Schlaglichter der zweiten Hälfte des laufenden Jahrzehnts genannt. Mit Apple Pay und Health hat Apple zudem softwareseitig zwei Killerapplikationen in der Hinterhand, mit denen Tim Cook Nutzer noch enger an sein Ökosystem binden kann. Glaubt man den Berichten der gut informierten US-Medien, erscheint sogar ein iCar, über das zuletzt viel spekuliert wurde, Anfang des kommenden Jahrzehnts denkbar.
"Tim Cook will, dass iOS das Leben der Verbraucher durchzieht"
Dass die Aussichten kaum besser sein könnten, glaubt auch UBS-Analyst Steven Milunovich. Das allerdings aus erstaunlichem Grund: Nach der Lektüre der neuen Steve Jobs-Biografie! Die Tatsache, dass sich das Apple-Management so hinter die neue Biografie von Brent Schlender und Rick Tetzeli stelle, beweise, dass Tim Cook Steve Jobs' Vision fortführen wolle, schrieb der UBS-Analyst heute an Bankkunden.
Doch der neue Apple-Chef geht noch einen Schritt weiter: "Cook will, dass iOS das Leben der Verbraucher durchzieht", stellt Milunovich fest. In anderen Worten: Cook verzahnt Apples Ökosystem noch aggressiver als Vorgänger Jobs. "Als Folge werden sich die ganzen Verzweigungen des iPhones noch erst weiter entfalten", glaubt der Analyst, der Anteilsscheine von Apple mit einem Kursziel von 150 Dollar empfiehlt , das rund 20 Prozent über dem aktuellen Niveau liegt.
"Cook bewahrheite Jobs' Vermächtnis, packt aber gleichzeitig Dinge an, vor denen Jobs zurückschreckte" – UBS-Analyst Steven Milunovich
Dass Tim Cook, der bei Apple noch einen Vertrag bis 2021 besitzt, für den Tech-Giganten der richtige Mann ist, bekräftigt Milunovich ausdrücklich. "Becoming Steve Jobs" unterstreiche, dass der Apple-Gründer wusste, warum er den früheren IBM-Manager als seinen Nachfolger ausgewählt habe.
"Cook bewahrheite Jobs' Vermächtnis, packte aber gleichzeitig Dinge an, vor denen Jobs zurückschreckte – wie etwa die Barmittelverwendung und Arbeitsbedingungen bei Zulieferern." Jobs' Fokussierung auf den Verbraucherkundenmarkt zahle sich bis heute aus und werde von Cook nahtlos fortgeführt – mit entsprechenden Möglichkeiten in benachbarten Bereichen und Industrie, wie Tim Cooks Allianz mit IBM jüngst unterstrich. Apple-Fans werden es erleben.