Die Tablet-Verkaufszahlen sind weiter rückläufig. Das hält die Hersteller aber nicht davon ab, interessante Geräte herauszubringen. Wir haben die Highlights aus 2016 miteinander verglichen.
Felix hat es bereits in seinem Test zum iPad Pro 9.7 geschrieben: Die Tablet-Branche – ganz besonders Apple – hat ein Vorwerk-Problem. Die Geräte sind einfach zu gut, um jedes oder alle zwei Jahre ersetzt zu werden. Warum auch? Sie tun ja ihren Dienst. Das führt dazu, dass weniger Nutzer neue Tablets kaufen. Ein weiterer Grund ist laut IDC, dass potenzielle Käufer lieber bei günstigen Geräten mit abnehmbaren Displays, wie der Transformer-Reihe von Asus, zuschlagen. Tablet-Hersteller reagierten darauf 2016 entsprechend und brachten überwiegend Geräte auf den Markt, die zum Arbeiten gedacht sind.
iPad Pro 9.7: das Kleine von Apple
Auch Apple macht da keine Ausnahme. Dass es sich mit einem iPad gut arbeiten lässt, hat das Unternehmen schon 2015 mit dem großen eine kleinere Version mit 9,7-Zoll-Bildschirm vor. Die Unterschiede zum großen Bruder liegen im Detail: geringere Display-Auflösung, weniger Arbeitsspeicher und eine etwas geringere Taktzahl. In der Praxis merkt man davon nichts. Die Pixeldichte ist nämlich bedingt durch den kleineren Bildschirm gleich geblieben, das Arbeitstempo nach wie vor rasant.
Durch die Unterstützung des Stylus Apple Pencil und das passende Smart Keyboard eignet sich das iPad Pro 9.7 ideal für Kreative, die kein schweres Notebook mit sich herumtragen wollen. Denn die Abmessungen und das Gewicht stimmen genau mit denen vom iPad Air 2 überein. Mit einem Gewicht von gerade einmal 437 Gramm in der WLAN-Variante wiegt es nicht einmal die Hälfte von Apples leichtestem Notebook, dem MacBook mit Retina-Display. Mit einem Einstiegspreis von 679 Euro exklusive Stift und Tastatur ist es Apple-typisch, aber auch kein Schnäppchen.
Lenovo Yoga Book: der digitale Notizblock
Anders sieht es bei Lenovo aus. Das Yoga Book bekommt Ihr schon ab 499 Euro. Beim Design gehen die Chinesen ungewöhnliche Wege. Denn auf den ersten Blick könnte man das Tablet für ein Notebook halten. Schließlich hat es eine Tastatur und lässt sich wie ein Yoga-Laptop zusammenklappen. Statt einer echten Tastatur kommt allerdings das sogenannte "Halo Keyboard" mit Touchscreen-Tasten zum Einsatz. Das sieht nicht nur schick und futuristisch aus, auf die Weise kann Lenovo das Gehäuse auch extrem flach bauen.
Das Yoga Book hat aber noch mehr auf Lager. Ihr könnt die Tastatur nämlich auch verschwinden lassen. Dann dient das Feld als Eingabefläche für den mitgelieferten Stylus. Noch cooler: Ihr könnt die Mine des Stiftes gegen eine Kugelschreibermine austauschen, Papier auf das Touchfeld legen und so Eure Notizen gleichzeitig auf Papier und auf dem Yoga Book festhalten und die digitale Kopie gleich noch in der Cloud sichern. Durch das Lenovo-typische Umklapp-Scharnier eignet sich das Tablet auch als Medienmaschine. Das Yoga Book ist im Prinzip das perfekte Gerät für Studenten, die Wert auf handschriftliche Notizen legen und diese gleich online sichern wollen. Wer die Android-Version nicht mag, bekommt für einen Aufpreis von 100 Euro übrigens auch ein Yoga Book mit Windows 10.
Huawei MateBook und Samsung Galaxy TabPro S
Für Hersteller von Windows-10-Tablets hätte das Jahr 2016 die Gelegenheit sein können, näher an Microsoft und die Surface-Reihe heranzurücken. Schließlich drehte das Unternehmen aus Redmond in diesem Jahr eine Nullrunde und stellte nur ein Update des Surface Book vor. So richtig viel gab es dann aber 2016 nicht auf dem Markt. Schon auf der CES im Januar stellte Samsung das Galaxy TabPro S vor. Wenige Wochen später zog Huawei mit dem MateBook nach.
Beide Geräte überzeugen durch gestochen scharfe Displays und bieten ausreichend Leistung zum Arbeiten und zum Spielen von kleineren Casual Games. Probleme gibt es bei den Anschlüssen: Sowohl Samsung als auch Huawei verbauen je nur einen USB-C-Anschluss. Ohne Dock oder Adapter könnt Ihr also beim Laden kein Zubehör anschließen. Während das Galaxy Tab Pro S durch eine gute Akkulaufzeit auffiel, hielt das MateBook keinen kompletten Arbeitstag durch. Schlussendlich reichte es für beide nicht, um den Surface Pro 4 gefährlich zu werden.
- Das Huawei MateBook im ausführlichen Test
- Samsung Galaxy TabPro S im Test: noch keine Gefahr für das Surface
Medienmaschinen von Amazon und Huawei
Ansonsten sah es in diesem Jahr mau aus auf dem Tablet-Markt. Google hat kein neues Nexus- oder Pixel-Tablet gezeigt und auch von Exoten wie Sony oder Nvidia gab es lange nichts zu sehen. Amazon hat sich darauf beschränkt, das Fire HD 8 Hardware-seitig zu verbessern. Es hat nun etwas mehr RAM und wahlweise mehr Speicher. Amazon-Inhalte könnt Ihr damit aber genauso gut konsumieren wie mit dem Vorjahresmodell, denn an der Displayauflösung oder der Software hat sich nichts geändert.
Ebenfalls nicht mehr als ein Hardware-Upgrade zum Vorjahresmodell ist das Huawei MediaPad M3. Wie der Name schon sagt, sollt Ihr mit dem Gerät im Netz surfen, Videos schauen oder Musik hören können. Das klappt auch soweit ganz gut. Einen echten "Must have"-Charakter hat das Tablet aber nicht.
- Huawei MediaPad M3 im Test: die Medienmaschine
Nintendo Switch: Ein Ausblick auf 2017
Ihr merkt: 2016 lag der Fokus überwiegend auf Produktivität. Sicher, auch mit einem iPad Pro kann man ohne Probleme zocken. Das Pro im Namen macht aber klar: Hier wird gearbeitet. Zu diesen Arbeitsgeräten wird es aber 2017 auch ein Gegenstück geben: die (oder das?) Nintendo Switch. Die neue Spielekonsole der Japaner ist im Prinzip nichts anderes als ein Tablet mit Controllern zum Anstecken. In der Box wird darüber hinaus eine Dockingstation liegen, mit deren Hilfe Ihr das Bild vom Tablet auf den Fernseher bekommt.
Die Theorie: Ihr sollt Titel wie das kommende "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" sowohl zu Hause als auch unterwegs zocken können, ohne Qualitätsverluste in Kauf nehmen zu müssen. Spannend wird sein, wie lange der Akku des Tablets dabei durchhält –und natürlich, welche Titel zum Start zur Verfügung stehen.