Mit dem G Flex der ersten Generation hat LG ein eigenwilliges Smartphone auf den Markt gebracht, das in zahlreichen Details nicht überzeugen konnte. Bei der zweiten Generation hat sich LG der Fehler angenommen und sie anscheinend beseitigt. Kann das G Flex 2 nun also endlich überzeugen und den Sprung in unsere Smartphone Topliste schaffen? Wir finden es heraus.
Anfang 2014, also fast genau vor einem Jahr, brachte LG mit dem Samsung Galaxy Round hat das G Flex, aus meiner Sicht, die Krümmung an der richtigen Stelle. Leider war das G Flex mit 6 Zoll zu groß, verfügte nur über ein P-OLED-Display mit HD-Auflösung und die Kamera musste ohne optischen Bildstabilisator auskommen. Diese gravierenden Mängel hat LG erkannt und beseitigt alle mit der zweiten Generation.
Design: Alles beim alten, nur geschrumpft
Schon auf dem Mobile World Congress in Barcelona Anfang März konnte ich mir ein Bild von der neuen Generation des G Flex machen und war erstaunt, wie gut das bloß noch 5,5 Zoll große gebogene Smartphone in der Hand liegt.
Auf den ersten Blick fallen die optischen Veränderungen gegenüber dem Vorgänger nicht sofort ins Auge: Erst beim genaueren Hinschauen fällt auf, dass die Farbgebung auf der Rückseite nun einen Verlauf aufweist und auch dass die LG-typischen Rear Keys leicht verändert wurden. Zudem sticht nun auf der Rückseite direkt links von der Kameraoptik noch ein weiteres Element ins Auge, das man schon vom LG G3 kennt: der Laser-Autofokus.
Durch die Krümmung liegt das LG G Flex 2 sehr gut in der Hand und die Rear Keys fühlen sich dank dieser auch noch natürlicher an, da automatisch der Zeigefinger beim Telefonieren auf diesen Tasten liegt.
Zwar liegt auch das original G Flex dank seiner Wölbung gut in der Hand, aber wie auch schon das Nexus 6 ist das G Flex aufgrund seiner Ausmaße am Ende doch zu unhandlich. Mit dem "Rückschritt" auf 5,5 Zoll ist das G Flex 2 nun sogar kompakter geraten als die beiden ebenfalls mit 5,5-Zoll-Display ausgestatteten Konkurrenzgeräte iPhone 6 Plus und OnePlus One.
Display: Endlich Full HD
Auch wenn LG bei der ersten Generation des G Flex es geschafft hat, das erste Smartphone mit einem gebogenem P-OLED auf den Markt zubringen, so war doch genau dieses Display die Achillessehne des Smartphones. Bei einem Gerät mit einem 6 Zoll großen Display war die gebotene Auflösung von nur 1.280 x 720 Pixeln nicht zeitgemäß.
Das neue G Flex 2 muss zwar mit einem um 0,5 Zoll kleinerem Display auskommen, aber dafür schafft es nun endlich Full HD. Aus dieser Auflösung und einer Bildschirmdiagonalen von 5,5 Zoll ergibt sich eine Pixeldichte von 403 ppi, womit das LG G Flex 2 fast auf gleichem Niveau wie ein OnePlus One liegt.
Der Bildschirm, oder besser gesagt das gesamte Smartphone ist, wie der Name schon sagt, flexibel. Man kann sich also mit dem gesamten Gewicht draufsetzen und das Display vom G Flex 2 wird das ohne Schaden überstehen. Natürlich darf man es nicht übertreiben, denn auch dieses Display lässt sich mit massivem Krafteinsatz zerstören. Im normalen Alltag aber hat #bendgate beim G Flex 2 keine Chance.
Hardware: Erstes Smartphone mit Snapdragon 810-Power
LG kann sich dank des G Flex 2 auf die Fahne schreiben, als erster Smartphone Hersteller den Qualcomm Snapdragon 810 verbaut zu haben. Wie auch schon beim G3 stehen auch wieder zwei unterschiedliche Speichergrößen zur Wahl. Die 32 GB-Version mit 3 GB Arbeitsspeicher wird zunächst nicht in Deutschland verkauft, stattdessen gibt es hierzulande die 16 GB-Version mit 2 GB Arbeitsspeicher. Der interne Speicher lässt sich laut Hersteller aber mittels microSD-Karte um bis zu 2 Terabyte erweitern.
Natürlich haben wir auch eine deutsche Version des LG G Flex 2 zum Testen bekommen, also die 16 GB-Variante mit 2 GB Arbeitsspeicher. Nominell hat das HTC One M9 die gleiche Hardware, nur dass beim taiwanischen Smartphone 3 GB an Arbeitsspeicher verbaut wurden. Prozessor und die Grafikeinheit der beiden Geräte sind aber identisch. Das HTC One M9 hatte in unserem ersten Benchmark auf dem Mobile World Congress Anfang des Monats mit knapp 58.000 Punkten in AnTuTu einen sehr guten Wert erreicht. Ähnliche Werte erwarten wir natürlich auch vom LG G Flex 2.
Beim Test jedoch ergaben die Werte des Smartphones auch nach mehrmaligem Durchlauf keinen Sinn: Das erste Ergebnis des LG G Flex 2 belief sich noch auf über 55.000 Punkte, aber schon beim zweiten Test sackte der Wert auf 44.000 runter und blieb dann auch bei den nächsten Wiederholungen auf diesem Niveau. Laut LG Deutschland wird in den kommenden Wochen eine neue Firmware per OTA verteilt, die sich um den Leistungsverlust des G Flex 2 kümmern soll. Ob das aber dann nicht zu Hitzeproblemen führen wird, steht noch in den Sternen. Fakt ist aktuell, dass der Snapdragon 810 im LG G Flex 2 ebenso wie im HTC One M9 bei mehrmaligen aufeinander folgenden Benchmark Durchläufen gedrosselt wird. Auch bei intensivem Spielen macht sich diese Drosselung wie auch schon beim Test des One M9 nach mehreren Minuten bemerkbar. So spürt man leichte Framedrops bei Real Racing 3 und ähnlichen Rennspielen. Zusätzlich wird das G Flex 2 sowohl in Benchmarks und auch bei Spielen mit zunehmender Zeit wärmer, aber nicht heiß.
Kamera: Solide Smartphone-Kamera
Bei der im G Flex 2 eingesetzten Kamera handelt es sich um die des Smartphone Kameras aus unserer Topliste schlägt, werden wir in nächster Zeit noch in einem separaten Artikel beleuchten.
Akku: Ausreichend, aber kein Dauerläufer
Beim Akku musste LG alleine schon wegen der geringeren Größe des LG G Flex 2 gegenüber seinem Vorgänger auch die Kapazität einschränken. Statt 3.500 mAh fasst der gebogene Akku im G Flex 2 nur noch 3.000 mAh. Damit bietet der Energiespeicher nominell genauso viel Strom wie das LG G3, muss aber dafür auch kein WQHD-Display befeuern. Theoretisch sollte dann das G Flex 2 länger im Alltag aushalten als das G3, faktisch hält der Akku bei meinem Nutzerverhalten aber auch nur einen Arbeitstag aus. Dabei habe ich häufig meine Emails gecheckt und aufs Internet zugegriffen sowie gelegentlich ein Video oder ein Spiel gestartet. Am Ende des Arbeitstages bleiben dann nur noch etwas mehr als 20 Prozent Akkukapazität übrig und ich bin froh, eine Steckdose in der Nähe zu haben.
Software und Alltag: Nützliche Features inklusive
Bei der Software gibt es keine großen Neuerungen: Als Basis dient Android 5.0.1 auf dem LGs eigenentwickeltes UI liegt. Wie von LG gewohnt lässt sich das Smartphone per Doppeltap auf das Display aus dem Standby wecken und auch per Knock Code entsperren. Zusätzlich gibt es jetzt aber auch die Möglichkeit, vom oberen Displayrand mit dem Finger herunterzustreichen und so die Uhr aufzudecken, ohne das Smartphone-Display dabei vollständig auszuleuchten.
Dank des integrierten IR-Sensors lässt sich das G Flex 2 auch wieder als Fernbedienung für diverse per Infrarot gesteuerte Geräte einsetzen. Zusätzlich ist es mit dem G Flex 2 möglich, normales Radio zu hören, wenn ein Kabel-Headset angeschlossen ist. Dieses Feature unterstützen neuere Smartphones kaum noch, obwohl ich es persönlich nach wie vor als eine sehr nützliche Zugabe empfinde.
In Sachen Sprachqualität ist das LG G Flex 2 sehr gut. Weder meine Gesprächspartner noch ich selbst hatten an der Sprachqualität etwas auszusetzen. Beim Telefonieren schmiegt sich aber das G Flex 2 dank des gebogenen Designs angenehm an das Gesicht.
Fazit:
Das G Flex 2 ist ein solider Evolutionsschritt gegenüber dem Vorgänger. Es ist wegen des auf 5,5 Zoll geschrumpften Displays handlicher geworden und ist nun auch mit einer Hand gut zu bedienen. Und auch alles andere am LG G Flex 2 ist keine Revolution, sondern nur eine Evolution: Die Kamera ist leicht verbessert, kann es aber immer noch nicht mit der eines iPhone 6 oder 6 Plus aufnehmen. Die selbstheilende Rückseite lässt nun schneller kleine und vor allem nicht so tiefe Kratzer verschwinden, schützt aber auch nicht vor mutwilligen Beschädigungen mit spitzen Gegenständen oder gar Stürzen.
Leider ist der Qualcomm Snapdragon 810 genau wie beim HTC One M9 das größte Problem, denn anscheinend gibt es bei dem Prozessor thermische Probleme, die die Smartphone-Hersteller nur mittels Drosselung der Leistung in den Griff bekommen. Dadurch fällt die Leistung bei intensiver Nutzung nach einiger Zeit auf das Niveau eines Snapdragon 801 ab, was angesichts eines Preises von 649 Euro eigentlich nicht sein darf. Dieses Problem ist aber hauptsächlich eines von Qualcomm. Laut LG Deutschland arbeitet der koreanische Hersteller schon an einer neuen Firmware, die die Leistungseinbrüche in den Griff bekommen soll. Auch wenn ich bezweifle, dass sich die Probleme des Snapdragon 810 durch eine Firmware lösen lassen, so werden wir natürlich die Entwicklung gerade bei LG auch künftig beobachten und Euch auf dem Laufenden halten.