Kompakte und gute Smartphones sind in den letzten Jahren zu einer Rarität geworden. Mit dem iPhone 12 mini und iPhone SE (2020) hat Apple nun gleich zwei entsprechende Modelle im Angebot. Beide Geräte unterscheiden sich in vielen Punkten. Welche das sind, verraten wir euch in unserem Vergleich.
Der Smartphone-Trend ging in letzter Zeit immer mehr zu Geräten mit möglichst großem Display. Je mehr Zoll ein Gerät zu bieten hat, desto besser. Leider wuchsen die Hosentaschen nicht mit, sodass es für den einen oder anderen in der Jeans doch sehr eng wurde. Ein XXL-Handy ist zudem für die Einhand-Bedienung nicht wirklich geeignet.
Der Ruf nach kompakteren Geräten wurde daher immer lauter – und Apple hat euch gehört. Ihr habt nach dem Release der neuen iPhone-Generation nun sogar die Wahl: zwischen dem iPhone 12 mini und dem iPhone SE (2020) (zum Test). Beide Geräte sprechen unterschiedliche Zielgruppen an.
Inhaltsverzeichnis:
- Design: Modern vs. Retro
- Größenvergleich: Kleines Gehäuse, großes Display
- Display: OLED überragt LCD
- Leistung: Unterwegs auf hohem Niveau
- Kamera: Ambitionierter Vielknipser oder Gelegenheitsfotograf?
- Akku und Aufladen: Nur eines unterstützt MagSafe
- 5G vs. LTE
- Preise und Farben: 70 Prozent Unterschied
- Fazit: Brauche ich das oder will ich es nur haben?
Design: Modern vs. Retro
Apple hat sich beim Aussehen beider Geräte von früheren iPhones inspirieren lassen. Das SE-Modell erinnert mit seinen runden Kanten an ein iPhone 6, während das iPhone 12 mini (hier mit Vertrag) an die vierte und fünfte Generation angelehnt ist.
Beide Geräte kann man daher eigentlich nicht miteinander verwechseln, da beim 12er das Display viel mehr von der Vorderseite einnimmt. Der obere und untere Bildschirm-Rand des iPhone SE (2020) ist hingegen extrem ausgeprägt. So, wie früher einmal alle Smartphones aussahen.
In das dicke Kinn (unterer Rand) integriert Apple den Homebutton, in dem auch ein kapazitiver Fingerabdrucksensor steckt. Das Comeback von Touch ID dürfte die Nutzer freuen, die Face ID (warum auch immer) nicht warm werden. In Zeiten, in denen ein Mund- und Nasenschutz zur alltäglichen Ausrüstung gehört, ist Touch ID ein Vorteil.
Größenvergleich: Kleines Gehäuse, großes Display
Das schlanke Front-Design bringt dafür einen anderen großen Vorteil mit. Denn obwohl das iPhone 12 mini sowohl in der Höhe als auch der Breite schmaler ist als das iPhone SE (2020), hat es einen größeren Bildschirm. Zudem ist es leichter. Hier seht ihr die Gehäuseabmessungen und Bildschirmgrößen im Vergleich:
- iPhone SE (2020) mit 4,7 Zoll: 138,4 mm (Höhe) x 67,3 mm (Breite) x 7,3 mm (Tiefe), 148 g
- iPhone 12 mini mit 5,4 Zoll: 131,5 mm (Höhe) x 64,2 mm (Breite) x 7,4 mm (Tiefe), 133 g
Display: OLED überragt LCD
Der Bildschirm des iPhone 12 mini ist nicht nur größer, sondern hat noch einen weiteren Vorteil: Es handelt sich um ein OLED-Display, das mit 2340 x 1080 Pixeln auflöst, was bei einer Diagonale von 5,4 Zoll 476 ppi entspricht. Ihr profitiert von der Bildschirmtechnologie in Form eines satten Schwarzes und leuchtenden Farben. Dank HDR schaut ihr Filme, Serien und Co. mit einem besonders kontrastreichen Bild.
Beim iPhone SE (2020) setzt Apple hingegen noch auf ein LC-Display. Das bietet zwar auch ein Paket aus schönen Farben und starken Kontrasten, OLED ist aber noch mal auf einem anderen Level.
Leistung: Unterwegs auf hohem Niveau
Im iPhone 12 mini steckt der neue A14 Chip. Ihr seid also auf dem neusten Stand der Technik unterwegs. Das Herzstück des iPhone SE (2020) ist hingegen der etwas ältere A13. Den Chipsatz findet ihr auch im iPhone 11 (hier geht's zum Test) – und er ist seinem Nachfolger in puncto (Grafik-)Performance mitunter deutlich unterlegen. Zumindest in Benchmarks.
Das ist für uns allerdings kein großer Minuspunkt. Denn beide Chipsätze sind so potent, dass sie in den iPhones kaum an ihre Leistungsgrenze gehen müssen und ihr in der Praxis wohl nicht wirklich einen Unterschied feststellen dürftet.
Kamera: Ambitionierter Vielknipser oder Gelegenheitsfotograf?
Das iPhone 12 mini unterscheidet sich von den Kamera-Specs her nicht vom größeren Bruder, dem iPhone 12. Apple hat eine Dualkamera integriert. Das Setup setzt sich aus einem Hauptobjektiv (Weitwinkel) und einem Ultraweitwinkel zusammen. Auf der Rückseite des SE-Modells lässt Apple hingegen reichlich Platz: Es gibt "nur" eine Weitwinkelkamera.
iPhone SE (2020)
- Hauptobjektiv: 12 MP, f/1.8 Blende
iPhone 12 mini
- Hauptobjektiv: 12 MP, f/1.6 Blende
- Ultraweitwinkel: 12 MP, f/2.4 Blende
Im iPhone SE (2020) steckt noch der Kamerasensor des iPhone 8, zudem ist die Blende kleiner. Heißt: Das iPhone 12 kann mehr Licht einfangen, was unter anderem bei schwächeren Lichtverhältnissen bessere Bilder ermöglicht.
Beide Weitwinkel verfügen über eine optische Bildstabilisation und einen bis zu fünffachen digitalen Zoom. Im Vergleich sind beim mini noch weitere Features dabei, die euch bessere Bilder ermöglichen sollen, darunter iPhone 11.
Akku und Aufladen: Nur eines unterstützt MagSafe
Apple verrät die genaue Akku-Kapazität seiner iPhones (hier mit Vertrag) nicht. Laut diversen Berichten soll der Energiespeicher des iPhone SE aber 1821 mAh und der des iPhone 12 mini 2727 mAh stark sein. Zu was beide jeweils in der Lage sind, stellt der Hersteller in drei Anwendungsszenarien dar:
iPhone SE (2020)
- bis zu 13 Stunden Videowiedergabe
- bis zu 8 Stunden Videowiedergabe (gestreamt)
- bis zu 40 Stunden Audiowiedergabe
iPhone 12 mini
- bis zu 15 Stunden Videowiedergabe
- bis zu 10 Stunden Videowiedergabe (gestreamt)
- bis zu 50 Stunden Audiowiedergabe
Ihr seht, das mini hat relativ knapp die Nase vorn. Bei der Wiedergabe eurer Lieblingsmusik heimst es sogar einen großen Pluspunkt ein. Beim Laden herrscht wieder Gleichstand: Beide Geräte könnt ihr mit 20 Watt innerhalb einer halben Stunde zur Hälfte aufladen.
Das nötige Netzteil ist beim iPhone SE Teil des Lieferumfangs, bei allen iPhone-12-Modellen müsst ihr das Zubehör dagegen separat kaufen – oder das beigelegte Ladekabel am einen passenden Anschluss stecken. Beide Geräte versorgt ihr optional auch via Qi-Ladegerät kabellos mit neuer Energie. Das iPhone 12 mini unterstützt zudem MagSafe, allerdings nicht in dem Umfang, wie es bei den anderen drei 12ern möglich ist.
5G vs. LTE
Das iPhone 12 ist das erste Apple-Smartphone mit 5G-Support. Beim bereits vorher veröffentlichten iPhone SE (2020) müsst ihr euch also mit LTE/4G begnügen. Das ist nach aktuellem Stand noch kein großer Nachteil. Der Ausbau des Mobilfunkstandards steckt in Deutschland bislang noch in den Kinderschuhen. Das Projekt schreitet aber mit relativ großen Schritten voran. Bis Ende 2022 will alleine o2 mehr als die Hälfte der Bevölkerung mit 5G versorgen.
Ob ihr bereits heute ein 5G-Smartphone kaufen solltet oder noch eine LTE-Variante reicht, hängt also davon ab, wann ihr den nächsten Gerätewechsel plant oder ob ihr bereits in einer Region lebt, in der 5G bereits verfügbar ist, wie etwa Berlin, Hamburg, München oder Köln.
Preise und Farben: 70 Prozent Unterschied
Das iPhone SE (2020) kostet mit dem kleinsten Speicher 466 Euro und ist damit das günstigste der aktuellen Apple-Handys. Für das iPhone 12 mini, das es in mehr Farben gibt, müsst ihr dagegen deutlich mehr investieren. Die Preise beginnen bei 778 Euro und liegen damit rund 70 Prozent über dem SE.
iPhone SE (2020)
- Preise: 466 Euro (64 GB Speicher), 515 Euro (128 GB), 632 Euro (256 GB)
- Farben: Weiß, Schwarz, Rot
iPhone 12 mini
- Preise: 778 Euro (64 GB Speicher), 827 Euro (128 GB), 944 Euro (256 GB)
- Farben: Weiß, Schwarz, Blau, Grün, Rot
Fazit: Brauche ich das oder will ich es nur haben?
Zunächst: Ihr seid in jedem Fall Gewinner. Apple hat euren Wunsch gehört und 2020 gleich zwei kompakte Smartphones auf den Markt gebracht. Endlich gibt es also wieder eine Auswahl an kleineren Geräten. Das dürfte insbesondere die freuen, deren Handy locker in die Hosentasche passen soll. Passende Angebote waren zuletzt sehr überschaubar.
Kommen wir zum direkten Vergleich: In nahezu allen Rubriken hat das iPhone 12 mini gegenüber dem iPhone SE (2020) die Nase vorn. Das ist auch wenig überraschend, da sich das eine Gerät preislich in der Premium- und das andere in der Mittelklasse ansiedelt. Wer sich das mini ausguckt, ist auf der Suche nach einem High-End-iPhone in kleinem Format. Abgesehen von der Größe ist es schließlich mit dem normalen iPhone 12 quasi identisch.
Das iPhone SE (2020) hingegen richtet sich eher an Käufer, die ein neues Apple-Smartphone möchten, dafür aber nicht mehr Geld als nötig in die Hand nehmen wollen. Da ist das SE – als günstigstes der aktuellen Geräte – der perfekte Kandidat. Und eines müssen wir klar sagen: Obwohl das SE dem mini nicht das Wasser reichen kann und ein altbackenes Design hat, handelt es sich um ein sehr gutes Handy (hier mit Vertrag), das alles an Bord hat, was ihr benötigt.
- Hier gehts's zum iPhone SE (2022) Test
Von Performance und Akku bis zu Display und Kamera ist alles auf einem mehr als grundsoliden Niveau. Und das zu einem (für Apple-Verhältnisse) sehr niedrigen Preis. Das iPhone 12 mini bietet hingegen von allem etwas mehr, aber braucht man wirklich alle Features? Wird man sie im Alltag auch tatsächlich nutzen oder will man sie einfach nur haben? Das müsst ihr selbst entscheiden. Unserer Meinung nach ist das iPhone 12 mini den Aufpreis auf jeden Fall wert.