Ende 2020 veröffentliche Apple das neue MacBook Air M1 und das MacBook Pro M1 mit 13-Zoll-Screen. Die ersten Notebooks des Unternehmens mit einem ARM-Chip. Sogar ein hauseigener Chip von Apple, muss man hinzufügen. Vor knapp 18 Monaten konnte ich nicht widerstehen und habe mir das Pro-Modell privat gekauft. Kurz darauf hat sich jemand aus meiner Familie auch das M1 Air besorgt. Nach so langer Zeit mit beiden Modellen kann ich euch nun fünf Gründe nennen, wieso sich der Kauf richtig gelohnt hat – und wie ich mit den bekannten Nachteilen umgehe.
Update, 22. November 2022: Mittlerweile sind 18 Monate seit dem Kauf meines M1-MacBooks vergangen. Grund genug also, diesen Artikel noch einmal zu aktualisieren. Viele der nachfolgenden Punkte treffen übrigens auch auf die M2-Modelle zu. Meine Meinung über die M-Modelle hat sich daher auch nicht geändert. Aber lest selbst. Hier kommen meine Top 5 Kaufgründe.
Inhaltsverzeichnis
1. Akkulaufzeit: Leben ohne Steckdose
Es heißt, Apple habe die angegebene Akkulaufzeit beim M1 zuerst für einen Bug gehalten. Nicht ohne Grund: Bis heute freue ich mich immer wieder über die für ein Notebook lächerlich lange Laufzeit von bis zu 20 Stunden bei meinem Pro-Modell. Ich werde auch nicht müde, mein privates Umfeld grinsend darauf hinzuweisen. 20 Minuten Video gestreamt? Das hat mein MacBook Pro nicht einmal vom Ladestand 100 Prozent runterbekommen.
Und selbst wenn ich nur noch 25 Prozent Restladung habe, bin ich tiefenentspannt. Denn dann sind immer noch bis zu fünf Stunden drin. Vorausgesetzt, ihr nutzt überwiegend native M1-Anwendungen. Die fressen nämlich deutlich weniger Energie. Seit Spotify beispielsweise eine ARM-Anwendung anbietet, hat sich der geringe Verbrauch der App nochmals halbiert.
Kurz gesagt: Die Laufzeit macht den Alltag deutlich entspannter. Ein gemächlicher Gang zur Steckdose statt Hechtsprung zum Ladegerät. Selbst wenn ich mein MBP M1 fordere, bin ich mit der Laufzeit noch zufrieden. Testweise habe ich etwa World of Warcraft (eines der ersten AAA-Games mit nativem M1-Support) mit hohen Grafikeinstellungen gezockt. Für etwa fünf Stunden. Auf Akku.
Mit niedrigeren Grafikeinstellungen wären noch deutlich mehr Stunden Laufzeit drin gewesen. Und das gilt nicht nur für das Pro-Modell: Das MacBook Air hält zwar insgesamt ein paar Stunden weniger durch (bis zu 18 Stunden laut Apple). Aber auch das ist immer noch ein Meilenstein.
Zum Vergleich: Mein Surface Pro 7 ist spätestens nach 6 Stunden platt – oder nach knapp zwei bis drei Stunden Videomeetings. Mein Arbeitslaptop (Intel i5 der 10. Generation) mit großem Akku kommt mit Glück auf acht Stunden Laufzeit, eher weniger. Auch nach 18 Monaten hat sich an diesem Kräfteverhältnis kaum etwas geändert. Die Akkulaufzeit meines MacBooks ist der Windows-Konkurrenz immer noch massiv überlegen.
2. Leistung: M1 als echter Renner
Der nächste Punkt auf der Liste: Die Leistung des Apple M1. Hier habt ihr vermutlich schon unzählige Meldungen und/oder Benchmarks im Netz zu gefunden. Ich verrate euch daher einfach, wie es sich anfühlt. Flott.
Mehr muss man dazu nicht sagen. Programme laden verdammt schnell. Beim Laden einer riesigen Excel-Tabelle mit 80 MB Größe hat der M1 meinen erwähnten Arbeitslaptop um mehr als das Doppelte geschlagen. Während ich am Mac bereits flüssig durch die Spalten navigieren konnte, hing das Notebook mit dem i5 der 10. Generation noch bei knapp 50 Prozent im Ladevorgang.
Eine Paradedisziplin für den M1 ist natürlich Video-Bearbeitung. Hier sind MacBook Air 2020 und Pro 2020 mit geringen Renderzeiten unterwegs, kompilieren Videos durch die Hilfe von maschinellem Lernen in Top-Geschwindigkeit. Und man kann es nicht oft genug erwähnen: Selbst solche Aufgaben bewältigen die M1-Geräte stundenlang, ohne dass ihr an eine Steckdose denken müsst. Für die neueren M2-Modelle gilt das natürlich auch.
Das bringt mich zum nächsten Punkt: Gaming-Leistung. Ich habe bereits festgehalten, dass ihr Stunden ohne Netzteil auskommt. Es ist nicht nur schwer, den Akku in die Knie zu zwingen: Es dauert auch eine Weile, bis der Lüfter des MacBook Pro M1 überhaupt auf die Idee kommt, seinen Dienst zu verrichten. Sobald der anspringt, habe ich ihn übrigens kaum hören können.
Das MacBook Air wird nur passiv gekühlt, es bleibt also dauerhaft leise. Throttling? Kann man vernachlässigen. Solltet ihr den M1 derart auslasten, dass sich der Prozessor durch die Hitzeentwicklung selbst ausbremst, sind es vielleicht 10 Prozent weniger Leistung.
Wo wir schon beim Thema Leistung sind: Nur ab einer Konfiguration mit 512 GB Speicherplatz oder mehr bieten M1 Air und Pro eine GPU mit acht Kernen. Ansonsten sorgen sieben Kerne für die Grafikleistung. Das sind in etwa 10 Prozent Unterschied in der Performance, wenn ihr grafikintensive Anwendungen nutzt oder Games zockt.
Nur für GPU-intensive Profi-Anwendungen (Schnittsoftware- 3D-Modellierung,...,) und Games ist der Extra-Kern daher überhaupt wichtig. Und: Ja, man kann auf dem M1-Mac zocken. Die Leistung liegt in etwa zwischen einer Nvidia GTX 1050 und einer GTX 1060. Unterwegs kann das viel Spaß machen. Aber nur für Gaming sollte man sich keinen Mac zulegen. Erstens ist das gesellschaftlich nicht akzeptiert (hier würde ein Zwinker-Smiley passen). Und außerdem ... das erfahrt ihr am Ende des Artikels.
3. Apple-Ökosystem: Tatsächlich cool
Viele Apple-Nutzer sprechen immer wieder vom so wunderbaren Ökosystem. Ein guter Grund für den Umstieg von Windows. Doch was häufig unerklärt bleibt: Was ist denn nun eigentlich so toll an diesem Ökosystem? Die nützlichsten Vorteile habe ich hier für euch. Vorab: Ich besitze neben dem MacBook Pro M1 ein iPad Air (2020) und ein iPhone 12 mini. Und ich kann frei zwischen den Geräten wechseln. Das ist derart cool, dass ich mir solche Features auch für meine Windows-Systeme wünsche.
Ein Beispiel? Ihr öffnet auf eurem iPhone einen Link im Browser. Sagen wir, es ist ein interessanter iPhone 14 Pro Test auf CURVED. Ihr findet den Text interessant, wollt ihn aber lieber auf dem großen Bildschirm lesen? Kein Problem. Ihr klappt euer MacBook Pro M1 oder MacBook Air M1 auf. Im Moment des Aufklappens sind die Geräte bereits einsatzbereit, ihr müsst nur noch via Fingerabdrucksensor entsperren. Kurz gesagt: Zwei Sekunden später habt ihr schon Safari von macOS gestartet, öffnet einen neuen Tab und könnt direkt alle Tabs auswählen, die ihr gerade auf dem iPad oder iPhone noch offen habt.
Ein weiteres Beispiel? Ihr möchtet einen Text vom Smartphone in ein Dokument auf eurem Mac stopfen. Dafür markiert ihr einfach die entsprechende Passage und drückt auf "Kopieren". Auf dem MacBook selbst wählt ihr nur noch "Einfügen" aus und schon ist der Inhalt aus euerer iPhone-Zwischenablage auf eurem Notebook angekommen. Das ist sogar praktischer, als ich zuerst dachte. Große Dateien wie Videos und Bilder könnt ihr übrigens via AirDrop zwischen den Geräten austauschen. Aber das ist ein Feature, das wohl schon altbekannt ist.
Wie wäre es außerdem mit einem mobilen Arbeitsplatz? Kein Problem, wenn ihr ein halbwegs aktuelles iPad besitzt. Mit dem Feature "Sidecar" könnt ihr das Tablet in einen zweiten Monitor verwandeln. Dabei reagiert der zusätzliche Bildschirm über die Drahtlosverbindung angenehm schnell. So habe ich etwa schon einmal verschiedene Badezimmerarmaturen spontan am Küchentisch meiner Eltern verglichen. Ein ähnliches Feature gibt es zwar auch für Android-Tablets und Windows über spezielle Programme. Aber Aufklappen -> Aktivieren -> Loslegen – so simpel und vor allem schnell geht es mit der Konkurrenz-Kombi nicht (sofern es sich nicht um ein Samsung-Tablet und -Laptop handelt).
Einen habe ich noch: Wer AirPods besitzt, kann auch mit den Kopfhörern frei wechseln. Einfach Stöpsel in die Ohren und ihr könnt sie mit dem Gerät verwenden, das ihr gerade bedient. Hierfür müsst ihr die In-Ears nicht einmal mit jedem Apple-Device einzeln koppeln. Es reicht wenn ihr auf allen eine identische Apple ID verwendet und die AirPods etwa mit eurem iPhone bereits gepaart habt.
4. Lautsprecher: Sound mit Spaß
Wer einige meiner Smartphone-Tests gelesen hat, wird bereits wissen, dass ich guten Sound und gute Musik liebe. Letzteres bedeutet: Ich habe keine Ahnung, was gerade in den Charts angesagt ist. Ersteres bedeutet, dass ich mich immer wieder über gute Speaker freue. Und solche verbaut Apple im MacBook Air M1, noch etwas bessere sogar im MacBook Pro M1. Gemeinsam haben sie aber, dass euch ein echter Stereo-Effekt erwartet, wenn ihr direkt vor dem Mac sitzt. Zudem klingen die Speaker kräftig und raumfüllend. Von der Qualität sind mein Arbeitslaptop oder das Samsung Galaxy Book (hier geht's zum Test) weit entfernt. Das Surface Pro 7 auch, aber nicht so sehr wie viele andere Notebooks.
Einen guten Bluetooth-Lautsprecher könnt ihr mit den Laptop-Speakern natürlich nicht ersetzen, doch als ich neulich zum Beispiel einen Filmtrailer auf dem MacBook Pro geschaut habe, war das erneut ein kleiner "Wow!"-Moment für mich. Gute Lautsprecher mit möglichst klar definierten Höhen und Mitten sorgen einfach immer mehr für Freude als kratzige, matschige Billig-Lautsprecher. Deshalb ist das ein wichtiger Punkt für mich.
5. Touchpad: Trickser in Übergröße
Ja, ich hätte das Display mit seiner hohen Bildqualität, das leichte Gewicht, die kompakte Größe, die gelungene Tastatur oder das Alu-Unibody-Design als letzten Kaufgrund nennen können. Habe ich aber nicht. Habt ihr womöglich ohnehin schon auf dem Schirm. Der fünfte Kaufgrund muss einfach das Touchpad sein. Das gottverdammte Bauteil von Apple, das mein Gehirn jeden Tag aufs Neue austrickst.
Denn: Eigentlich ist es nicht wirklich ein Touchpad, das ihr (wie bei Laptops üblich) für Klicks herunterdrücken könnt. Eigentlich ist es eine Sensorfläche unter Glas mit einem Vibrationsmotor. Und dieser Motor tut nur so, als könntet ihr die Fläche zum Klicken herunterdrücken. Darauf fällt mein Gehirn zuverlässig herein und denkt, das Pad hätte sich gerade wirklich bei einem Klick nach unten bewegt. Das ist der gleiche Trick, den auch der kapazitive Homebutton des iPhone SE 2022 (Test findet ihr hier) bei euch anwendet. Aber die Illusion funktioniert.
So oder so: Die Glas-Oberfläche sorgt für eine viel präzisere Bedienung als auf meinen Windows-Notebooks. Der stärkste Vorteil des Touchpads ist aber dessen Größe (am Rande: Beim Pro-Modell ist das Pad sogar noch ein Stück größer). Beim MacBook Pro M1 oder Air M1 ist die Bedienung ohne Maus dadurch viel angenehmer als auf vielen anderen Laptops. Es stört mich sogar meist gar nicht, dass ich nur das Touchpad an meinem M1 verwende. Ohnehin sind die Wischgesten (davon haben es einige mittlerweile aber auch zu Windows geschafft) viel zu praktisch, als dass ich eine Maus am Mac nutzen möchte.
Nachteile des MacBook Air und Pro mit M1
So viel Lob? Ja, meine Erfahrungen mit dem MacBook Pro und MacBook Air M1 nach 18 Monaten sind durchaus positiv. Es ist aber nicht alles Gold, was glänzt. Auch die beiden ARM-Laptops haben ein paar Nachteile, die ihr kennen solltet. Hier kommen die "offensichtlichsten" – und wie ich damit umgehe.
Nur zwei USB-C-Anschlüsse
Erst mit den deutlich teureren MacBook-Pro-Modellen ab 14 Zoll bekommt ihr wieder mehr als nur zwei USB-C-Anschlüsse. Das Thema hat mich vor dem Kauf ebenfalls lange beschäftigt. Erledigt hat sich das, als ich mir einen USB-C-Adapter für knapp 30 Euro zulegte. Das gute Stück passt sogar in die Hosentasche, bringt 2x USB, 1x HDMI und noch mehr mit. Sogar das Netzteil kann ich an den Adapter anschließen und das MacBook darüber gleichzeitig laden. Problem gelöst. Ihr solltet nur immer daran denken, den Adapter einzupacken.
M1 und die Komptabilität
M1 und ARM-Architektur sind in der Apple-Welt zwar nicht mehr ganz neu. Im Netz wird hier und da dennoch vor Problemen mit Anwendungen gewarnt, die nicht von Apple stammen. Ich habe aber ehrlich gesagt noch keine Probleme feststellen können. Schnittsoftware von Adobe oder DaVinci? Läuft. Microsoft Office? Läuft. Steam und Blizzard App? Kein Problem. Spotify? Startet einwandfrei. Die restliche Adobe-Suite? Hier habe ich nur Photoshop und Illustrator getestet (läuft).
Ich weiß natürlich nicht, was ihr so alles mit einem MacBook Pro 2020 oder Air 2020 anstellen wollt. In meiner Umgebung hat mich der Apple-Chip zumindest nicht an irgendwelchen Dingen gehindert. Aber...
Ist das ein Gaming-Laptop?
Euch erwartet so viel Leistung, dass selbst Shadow of the Tomb Raider auf dem M1 läuft. Aber ein M1 ist kein Gaming-Laptop. Naja, irgendwie. Denn es gibt leider nur wenige bekannte Titel mit ARM-Support. Die meisten anderen für Mac verfügbaren Games werden durch Rosetta emuliert (ein Programm, das x86-Apps für den ARM-Prozessor übersetzt) – das kostet zwar Leistung, aber nicht allzu viel. Kurz: Man könnte ein MacBook Air M1 oder Pro M1 wunderbar zum Arbeiten UND Zocken verwenden, aber das Angebot an guten Titeln ist leider sehr überschaubar.
Abhilfe schaffen kostenpflichtige Tools wie CrossOver oder Parallels, mit denen viele Windows-Spiele auf den Mac kommen können. Aber hier hängt es auch stark vom jeweiligen Spiel ab, ob es über den Umweg überhaupt startet oder wie gut es läuft. Auf der Seite Apple Silicon Games könnt ihr bei vielen Titeln prüfen, wie es um die Komptabilität steht. Ist euer Lieblings-Spiel nicht dabei? Pech gehabt. Aber genau für solche Fälle hat der geübte Zocker noch einen Gaming-PC in der Hinterhand.
Tipp: Wer ein potentes Gaming-System besitzt, kann über Moonlight oder Steam In-Home-Streaming auf dem Mac zocken beziehungsweise streamen.
Mein Fazit nach 18 Monaten MacBook M1
Ich halte mich kurz (sprach der Autor endlich nach 2000 Wörtern Text): Den Kauf vom MacBook Pro M1 habe ich bis heute nicht bereut. Gerade, weil das Gerät im Standby so gut wie keine Energie verbraucht. Sobald ich den Laptop hervorhole weiß ich: "Der ist sofort einsatzbereit und hat noch Akku.". Wenn der Mac so lange hält wie mein letztes Apple-Notebook, habe ich fast 10 Jahre Spaß mit dem M1.
Seid ihr also an einem MacBook Pro M1/M2 oder einem MacBook Air M1/M2 interessiert, könnt ihr bedenkenlos zugreifen. Wenn selbst ich den Kauf nach 18 Monaten noch nicht bereut habe, ist das ein gutes Zeichen.
Ja, ich kann mich wunderbar über eine langweilige iPhone-13-Enthüllung oder ein kurioses Apple-Poliertuch auslassen. Wenn mir etwas gefällt, gibt's aber auch das Gegenteil davon für euch.