Das erste echte Google-Phone, ein iPhone ohne Klinke und ein heißes Teil von Samsung: Das Smartphone-Jahr 2016 hatte einiges zu bieten. Wir blicken zurück.
Huawei: die Flaggschiff-Fabrik
Am Anfang war das Mate 8. Zwar hatte Huawei den Sechs-Zoll-Riesen schon 2015 in China vorgestellt. Auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas ließen es sich die Chinesen aber nicht nehmen, das Smartphone noch einmal im ganz großen Stil vorzustellen. Die Gelegenheit war günstig. Denn bis auf das Mate 8 gab es auf der CES kaum nennenswerte Smartphones. Neben einem für ein Top-Gerät günstigen Preis und guter Leistung überzeugte uns vor allem die lange Akkulaufzeit. Bis zu zwei Tage waren drin. Spitze!
Das allein reichte Huawei aber nicht. Im Frühling folgte das Huawei P9, das erste Smartphone der Chinesen mit einer Dual-Kamera. Entstanden ist die Knipse in Kooperation mit Leica. Mit dessen Doppellinse können Hobbyfotografen die Schärfe auf Fotos nachträglich einstellen und so Objekte besonders gut hervorheben. Leistungstechnisch reichte es für das P9 aber nicht, um der Spitze gefährlich zu werden.
Dafür hat Huawei dann noch vor Jahresfrist das Huawei Mate 9 vorgestellt. Im Prinzip handelt es sich bei dem Smartphone um eine Mischung aus dem Mate 8 und dem P9. Denn es kommt mit großem Display und großem Akku, aber eben auch mit einer noch einmal überarbeiteten Kamera. Schlussendlich legte Huawei drei tolle Geräte hin. Besonders beim Mate 9 fehlten nur Nuancen zur absoluten Spitze. Ein wasserdichtes Gehäuse hatte sich zum Beispiel übers Jahr zum Standard entwickelt. Das bietet das Mate 9 nicht.
Samsung: Zwei Flaggschiffe und ein Produkt-Feuer(werk)
Wohl aber Samsungs aktuelle Geräte-Serie. Sowohl das CURVED-Topliste.
Das Samsung Galaxy Note 7 hätte sogar noch besser abschneiden können. Schließlich bot es all die Features der S-Geräte und zusätzlich den S-Pen. Weil es aber massive Probleme mit dem Akku gab, haben nicht nur Fluggesellschaften das Smartphone in ihren Flugzeugen verboten, Samsung selbst musste das Note 7 schlussendlich komplett zurückrufen und vom Markt nehmen. Kein Wunder, dass die Südkoreaner nach diesem Debakel nun dabei sind, das kommende Galaxy S8 schon fleißig zu bewerben.
Apple und das iPhone 7: Keine Klinke? Kein Problem
Nun stelle man sich aber einmal vor, wie groß der Aufschrei gewesen wäre, hätte Apple so ein Akku-Problem gehabt. Schließlich gab es um das iPhone 7 schon mehr als genug Wirbel. Apple hatte nämlich den Klinkenanschluss für Kopfhörer weggelassen. Damit war das Unternehmen nicht einmal das erste, aber eines der größten, das den Schritt wagte. Natürlich kann die neue iPhone-Generation abseits davon aber auch positiv überzeugen. Schließlich ist der A10-Chip wieder ein ordentliches Stück schneller als der Vorgänger im iPhone 6s. Außerdem sind die Gehäuse des iPhone 7 und iPhone 7 Plus erstmals wasserdicht.
Die Displayauflösung hat sich bei beiden Smartphones nicht geändert. Sie taugen also nicht für Virtual Reality. Apple glaubt aber ohnehin eher an Augmented Reality. Was sich dagegen verbessert hat, sind Farbskala und Helligkeit. Das führt dazu, dass DisplayMate beim iPhone 7 vom besten LCD-Bildschirm aller Zeiten spricht. Darüber hinaus hat Apple auch an der Kamera gearbeitet. Das kleine iPhone 7 hat nun einen optischen Bildstabilisator, das große kommt wie das P9 und das Mate 9 mit einer Dual-Kamera, mit der schöne Bokeh-Aufnahmen möglich sind. Außerdem bietet die Kamera erstmals einen zweifach optischen Zoom. Alles in allem hat Apple auch 2016 wieder geliefert – und zwar das Beste, was es gibt.
HTC: der Archetyp und der Rückschritt
Eher unter dem Radar fliegt das HTC 10. Dabei haben die Taiwaner mit dem Gerät auf dem Mobile World Congress quasi den Archetypen des Android-Smartphones 2016 vorgestellt. Denn der Snapdragon 820 und vier Gigabyte Arbeitsspeicher stecken in fast jedem Top-Gerät mit Google-Betriebssystem. Ein Aluminiumgehäuse, ein hochauflösendes Display, ein gute Kamera und ein langlebiger Akku führen dazu, dass das HTC 10 bei uns vorn mit dabei ist.
Da dürfte das HTC 10 Evo nicht landen. Zwar kommt das Gerät, anders als der "Vorgänger", mit wasserdichtem Gehäuse und aktuellem Android. Allerdings setzt HTC beim Evo nicht auf den Snapdragon 821, sondern auf den Top-Chip aus 2015, den Snapdragon 810. Leistungstechnisch kann es also nicht mithalten.
Pixel und Pixel XL: Endlich Top-Geräte von Google
Voll ausgestattet sind dagegen die neuen Pixel-Smartphones von Google. Das Pixel und das Pixel XL beerben die Nexus-Serie und bieten aktuellste Technik. Viel spannender als Chip und RAM ist gerade bei Google aber die Android-Version. Denn auf den Geräten kommt nicht wie sonst Stock Android zum Einsatz, sondern Android 7.1 mit dem exklusiven Pixel-Launcher.
Darüber hinaus sind die Pixel-Smartphones auch die ersten Geräte, auf denen der Google Assistant vorinstalliert ist. In Deutschland funktioniert die KI leider noch nicht so wie Google sie auf der Google I/O vorgestellt hat. Ihr könnt zum Beispiel keine Tisch oder Kino-Tickets reservieren. Auf viele andere Anfragen lieferte der Assistant zumindest im Test nur Ergebnisse von Web-Suchen. Da muss Google, zumindest in Deutschland, noch etwas nachliefern.
Quo vadis, Sony?
Sony lieferte auch – und zwar die größten Rätsel des Jahres. Auf dem MWC hieß es, dass das Sony Xperia X das Top-Modell 2016 für Deutschland sei. Wenige Wochen später brachte das Unternehmen das besser ausgestattete (und teuere) Xperia X Performance dann doch hier auf den Markt. Ein paar Monate danach kam das Xperia XZ hinterher und die Verwirrung war perfekt.
Für welches Gerät solchen Kunden entscheiden, wenn im Monatstakt neue Smartphones in die Regale kommen und Ankündigungen von gestern heute nicht mehr gelten? Dazu kommt: Die Unterschiede liegen bei den Geräten oft im Detail. Das Xperia XZ ist zum Beispiel wasserdicht, ist ansonsten aber nur etwas größer als das Performance und hat eine leicht verbesserte Kamera. Fürs nächste Jahr wünschen wir uns mehr Klarheit.
LG G5 und das Moto Z: Angriff der Module
Einen ganz anderen Ansatz als die anderen Hersteller verfolgte LG in diesem Jahr mit dem G5. Über den sogenannten Magic Slot können Nutzer den Funktionsumfang des Smartphone mit passenden Modulen erweitern. Das Problem ist nur, dass die Module nicht besonders gut ankamen. Das lag auch an LGs Umgang mit Drittanbietern. Man wolle schauen, wie sich das Konzept entwickle. Beim Schauen ist es geblieben. Das LG G6 soll schon wieder nicht mehr modular sein. Geblieben ist ein grundsolides Smartphone, dessen revolutionärer Ansatz sofort verpufft ist.
Besser macht es Lenovo mit dem Moto Z. Auch das Smartphone könnt Ihr mit Modulen erweitern. Anders als beim LG müsst Ihr das Gerät dafür aber nicht abschalten. Stattdessen zieht Ihr einfach ein Moto Mod, so der Name der Module, ab und setzt ein anderes drauf. Das Smartphone erkennt es sofort. Das erinnert schon wesentlich mehr an das mittlerweile eingestellte Project Ara und Googles Vision vom modularen Smartphone.
OnePlus 3: Killer-Hardware zum Killer-Preis
Stellvertretend für die neue obere Mittelklasse steht das OnePlus 3. Mit dem Smartphone haben die Chinesen gezeigt, dass eine gute Ausstattung nicht teuer sein muss. In diversen Benchmarks ist das Gerät vorne mit dabei. Außerdem bemühen sich die Entwickler bei OnePlus, Android 7.0 Nougat noch 2016 auf das Smartphone zu bringen. Mittlerweile gibt es das OnePlus 3 aber nicht mehr zu kaufen.
Stattdessen bekommt Ihr gegen 40 Euro Aufpreis das OnePlus 3T. Warum? Weil die Ressourcen fürs OnePlus 3 zu knapp sind und die Nachfrage nach dem Gerät zu hoch, hat sich der Hersteller dazu entschieden, das "alte" Smartphone vom Markt zusammen und stattdessen das OnePlus 3T mit aktualisierter Hardware, also einem neuen Prozessor, einer neuen Kamera und einem größeren Akku anzubieten.
Nun aber die Frage der Fragen: Was war Euer Liebling des Jahres? Diskutiert mit uns in den Kommentaren über Eure Highlights!